Positionen - Ernest Theußl
Barmherzig von Generation zu Generation

Es war eine sehr weise Entscheidung von Papst Franziskus, als er im Jahr 2021 einen „Tag der Großeltern“ einführte. Es ist der 4. Sonntag im Juli, rund um das Fest Joachim und Anna, der Großeltern Jesu mütter-licherseits.
Als ich zum ersten Mal Großvater wurde, tat sich für mich eine Welt auf. Angesichts des Würmchens in meiner Hand wurde mir plötzlich leibhaftig bewusst: Dein Leben geht weiter, ja, das Leben überhaupt geht weiter, und es wird nicht bei dir stehen bleiben. Von Generation zu Generation ist es immer schon weitergegangen, bis zu uns herauf und über uns hinaus.

Omas und Opas sind in der Familie unersetzlich geworden. Im Homeoffice wie im Taxidienst: In den Kindergarten und zurück, am Morgen zur Schule und zu Mittag wieder heim, am Nachmittag Musikschule und Sportplatz – die Woche über gehört Oma und Opa! Andererseits: Wie kämen Großeltern heute mit ihren Handys und Laptops zurecht, wenn sie keine Enkelkinder hätten?

Im persönlichen Umgang mit den Enkelkindern geben die Großeltern viel von der Familientradition weiter, viel Weisheit und Erfahrung, Werte und Einsichten. Barmherzigkeit nennt das die Bibel, und das ist auch das Motto für heuer. Zuneigende Weitergabe von Generation zu Generation, im lebendigen Fluss des Lebens, nicht aus Büchern, Apps und Chats. Auch nicht festgeklebt auf Straßenpflastern als „last generation“, im apokalyptischen Eifer gefangen. Wenn wir von der „Frohen Botschaft“ ausgehen, dann gibt es keine „last generation“!

Ernest Theußl

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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