Steiermark | SONNTAGSBLATT - Kommentare & Blogs

Beiträge zur Rubrik Kommentare & Blogs

Foto: Birgit Pichler

Mutworte - Elisabeth Rathgeb
Wurzelwunder

Ich hasse Erdholler, auch bekannt als Giersch oder Hirschlaub. Tagelang habe ich versucht, das Staudenbeet zurückzuerobern, das er überwuchert hat: Seine Triebe wachsen ungeniert durch die Pfingstrosenwurzeln, sie bringen die Herbstanemonen und die Kugeldisteln in Bedrängnis und vertreiben den Phlox. Respektlos, hartnäckig und ausufernd in alle Richtungen. Sogar meine Barrieren aus Randsteinen und Lärchenbrettern hat er unterwandert, um frisch-fröhlich in den Dahlien aufzutauchen. Wohlmeinende...

  • 17.05.23

Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Randbemerkungen zur Königssalbung

Nachdem ich zur Krönung von Elizabeth II. um einige Monate zu spät (auf die Welt) gekommen bin, freute ich mich, nun bei Charles III. doch eine Krönung (im Fernsehen) miterleben zu können. In Kommentaren dazu war oft zu hören, die Feier sei beeindruckend gewesen und gleichzeitig aus der Zeit gefallen. Beeindruckt war ich davon, eine Feier zu erleben, die in der Linie einer tausendjährigen Tradition steht. Das ist für mich kein Widerspruch zum 21. Jahrhundert. Wir reißen ja auch nicht romanische...

  • 10.05.23
Foto: Caritas

Offen gesagt - Gerhild Krenn-Gugl
Herkunftsmutter sein

Warum ein Kind zur Adoption freigeben? Es kann eine gute Entscheidung in einer äußerst schwierigen Lebenslage sein. In der Steiermark entscheiden sich etwa sieben oder acht Frauen im Jahr dazu, ihr Kind anonym zur Welt zu bringen und zur Adoption freizugeben. Sie tun dies in einer extrem emotionalen Situation aus einem großen Verantwortungsgefühl und aus Liebe zum Kind heraus. Es betrifft Frauen jeden Alters und jeder sozialen Herkunft. Meistens sind sie bereits Mutter. Sie hadern mit sich, und...

  • 10.05.23

Positionen - Elisabeth Wimmer
Wachsen und Lösen

„du bist noch nicht gewachsen // zwischen diesen Häusern // das sind nicht deine Gassen // deine Schritte kleben nicht hier // unsichtbar auf dem Asphalt“. Wer mag das Du sein in diesem Erzähl-Gedicht von Julia Costa (erschienen im steirischen Keiper Verlag)? „du hast hier noch keine Geschichten // und keine Gestalt“ Wessen Füße sind von irgendwoher gekommen, waren wohl anderswo gewachsen und mit anderem Boden verklebt? Ich denke an das Dorf meiner Kindheit, an die Wege von zu Hause um die...

  • 10.05.23
Foto: Neuhold

Mutworte - Christa Carina Kokol
Nicht nur das Kakadu-Pärchen

„Wenn Gott verzeiht, wer sind wir, dass wir nicht verzeihen“, sagt das Opfer, ein junger Russe, der auf einem Maturaball niedergestochen wurde. Er will dem Täter verzeihen und auch erwirken, dass dieser seine Lehre beenden kann: „Sein Leben soll durch diese schlimme Tat nicht zu Ende gehen.“ So die Kleine Zeitung. Beeindruckend. Szenenwechsel: Im Vogelhaus eines Tiergartens befindet sich ein Kakadu-Pärchen. Das ängstliche, geschwächte Männchen muss auf die Krankenstation. Sein Weibchen, das ihn...

  • 10.05.23

Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Maria sagt Ja statt Nein oder Vielleicht

In Kirchen, Kapellen, bei Marterln und Wegkreuzen haben sich viele zur Segnung der österlichen Speisen getroffen. Dieselben Orte sind nun Treffpunkte für eine Maiandacht. Als Marienmonat hat der Mai einen besonderen Platz im katholischen Leben. Bei der Maiandacht werden keine Weihkörbe dabei sein. Die Gruppe der Feiernden ist wahrscheinlich kleiner. Aber auch bei der Maiandacht geht es um Ostern. Die meisten dieser Zusammenkünfte finden zwischen Ostern und Pfingsten statt. Mit Maria teilen wir...

  • 03.05.23

Offen gesagt: Michaela Gosch
Keine Privatsache!

Welche Maßnahmen könnten helfen, um Femizide (Frauenmord) zu verhindern? Das ist eine häufig gestellte Frage an GewaltschutzexpertInnen. Wenn wir konkrete Maßnahmen nennen könnten, die Femizide nachweislich verhindern – glauben Sie mir, wir hätten sie längst umgesetzt. Wir werden leider nie alle Gewalttaten verhindern können, aber wir können dafür sorgen, dass alle Frauen, die von Gewalt betroffen sind und Hilfe suchen, wissen, wo sie Hilfe bekommen. Österreich ist europaweit federführend in...

  • 03.05.23

Positionen - Karl Veitschegger
Meine Maria

Ich erinnere mich gerne an die Maiandachten meiner Kindheit in unserer Dorfkirche. Es roch nach Weihrauch. Blumen überschwemmten den Marienaltar noch verschwenderischer als sonst. Gefühlvolle Lieder und das Rosenkranz-Murmeln beruhigten mein unruhiges Bubenherz und überzeugten es: Gott ist schön und riecht gut. Und Maria muss ziemlich beliebt sein bei dieser Menge von Blumen. Später hörte ich viel über Maria im Religionsunterricht, und als Theologe beschäftigte ich mich kritisch mit den...

  • 03.05.23
Foto: Neuhold

Mutworte - Sarah Knolly
Wenn Mut einzieht

„Grüß Gott, mein Name ist Mut. Ich wohne ab jetzt bei Ihnen. Wie? Sie wissen von nichts? Dann wird es eben noch spannender!“ So oder so ähnlich könnte es doch sein: Herr oder Frau Mut klopfen an unsere Haustür und erklären, dass wir ab jetzt eine/n Mitbewohner/in haben. Ein „Nein“ kann es von unserer Seite gar nicht geben, denn derweil wir noch mit offenem Mund an der ebenso offenen Haustür stehen, schlendert unser persönlicher Mut mit gepackten Koffern an uns vorbei und macht es sich bei uns...

  • 03.05.23

Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Berufungen und Abberufungen

Zum Tag der geistlichen Berufungen erscheint diese Sonntagsblatt-Ausgabe. Genau in dieser Nummer müssen wir über vier verstorbene Priester aus der Steiermark berichten. Trotzdem möchte ich nicht vom Tag der geistlichen Abberufungen schreiben. Vielmehr zeigt diese Anhäufung von Todesfällen, wie wichtig das Anliegen ist, geistliche Berufungen zu fördern. Gerade das Gedenken an verstorbene Priester zeigt meist eine große Dankbarkeit für das Dasein dieser Menschen: für ihr Wirken, ihren Einsatz,...

  • 26.04.23
Foto: ÖGB Steiermark

Offen gesagt - Ute Sonnleitner
Gute Arbeit für alle

Tag der Arbeit und Tag der Arbeitslosen – was gibt es zu feiern, was zu fordern? Der 1. Mai als „Tag der Arbeit“ ist bekannt und als Feiertag beliebt. Nur wenige wissen um die intensiven Kämpfe für die Rechte der ArbeitnehmerInnen, an die er erinnern soll. Ähnlich unbekannt ist, dass am 30. April der Tag der Arbeitslosen begangen wird. Die enge Verknüpfung beider Tage wird heuer besonders bewusst. Es gäbe einen Grund zu feiern: Ein historischer Tiefstand der Arbeitslosigkeit ist erreicht; der...

  • 26.04.23

Positionen - Svjetlana Wisiak
Sportlich

„Wenn’st schon kein Glück hast, kommt das Pech auch noch dazu“, wusste schon der deutsche Kicker Jürgen Wegmann. In meinem Fall halfen dem Pech die Graz Linien (ehemals „Grazer Verkehrsbetriebe“) nach – aber keine Sorge, auch meine Geschichte geht sportlich aus! So eilte ich eines Aprilwetter-Tages zu einer Essensverabredung. Eine bislang unbekannte Digitalanzeige an der Haltestelle, die den Ersatzverkehr meiner Straßenbahn anzukündigen versuchte, weckte in mir die Zweifel, mein kulinarisches...

  • 26.04.23
Foto: privat

Mutworte - Ruth Zenkert
Selbst die Schnecken

Mit den Schnecken hat alles angefangen. Wenn im Frühjahr der Regen kommt, rücken Frauen und Kinder mit Eimern aus in die Wiesen und Wälder, um Weinbergschnecken einzusammeln. Die geben sie dann ab bei „Onkel Remus“, der sie in zwei alten Badewannen im Hof sammelt. Pro Kilo bekommen sie 50 Cent. Bald kommt der LKW in die Dörfer. Er bringt die Tiere nach Frankreich. Remus verkauft sie um das Dreifache, da er die Schnecken schließlich beherbergen und den Ausreißern nachjagen muss. Da bei ihm viele...

  • 26.04.23

Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Von Seckau nach Graz und zu Graz-Seckau

Die Klöster waren im Mittelalter in mancher Hinsicht die Vorläufer der Städte. Als in der Steiermark 1218 eine Diözese gegründet wurde, war der Bischofssitz dem Kloster Seckau zugeordnet. Nach dessen Aufhebung wurde er 1786 in die Landeshauptstadt Graz verlegt. Der Name „Diözese Seckau“ blieb aber bestehen – bis 1963. Seit 60 Jahren trägt unsere steirische Diözese den Doppelnamen Graz-Seckau. Stadt und Kloster, darin steckt vieles. Die Klöster leisteten und leisten unendlich viel für den Aufbau...

  • 19.04.23
Foto: blackphoenix

Offen gesagt - Michaela Haller
Lese-Freude fördern

Wie tragen öffentliche Bibliotheken zur Leseförderung bei? Lesen-Können ist in unserer Informationsgesellschaft eine notwendige Grundkompetenz. Lesen-Können ist aber auch die Voraussetzung dafür, Freude und Spaß am Lesen zu haben. Diese Begeisterung für das Lesen und die Leseförderung wird jedes Jahr am 23. April, am Welttag des Buches, gefeiert. Leseförderung ist eine der zentralen Aufgaben einer modernen öffentlichen Bibliothek. In der ganzen Steiermark stehen über 180 öffentliche...

  • 19.04.23

Positionen - Ernest Theußl
Hat Gott wirklich „Amen“ gesagt?

Beim österlichen Spaziergang durch den Friedhof – und ich tue das sehr gerne, weil man dort vielen lieben und bekannten Menschen von ehedem begegnet, die nicht hinter Bäumen oder Herrgottswinkeln verschwunden sind – bei einem solchen Spaziergang ist mir nicht nur einmal die Grabinschrift untergekommen: Gott sprach das große Amen! Ist das vielleicht noch hoffnungsvoll gemeint, wo es doch Gott ist, der gesprochen hat, oder ist es gar ein Vorwurf, oder vielleicht einfach nur Resignation? Wie Gott...

  • 19.04.23
Foto: Neuhold

Mutworte - Christa Carina Kokol
Milliarden von Wundern

Die „Mutworte“ verfasse ich aus meinen eigenen Gedanken und Erfahrungen. Vielleicht werden sie einmal von einer Künstlichen Intelligenz geschrieben. Es sei dahingestellt, welche nachhaltiger berühren. Die Physikerin Ille C. Gebeshuber ist eine der weltweit führenden Expertinnen auf dem Gebiet der Biontik. Lösungen, zu denen die Natur im Laufe von Jahrmillionen gekommen ist, werden demnach auf unsere technische Entwicklung übertragen. Die Forscherin betont, dass ein Wachstum an Informationen...

  • 19.04.23

Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Das eine, kleine und regelmäßige Ostern

Der „Weiße Sonntag“ hat seinen Namen vom Taufkleid. Im christlichen Altertum trugen die in der Osternacht Getauften eine Woche lang ihr weißes Taufkleid, während sie noch durch Zusammenkünfte die Bedeutung ihrer Taufe für das Leben vertieften. In manchen Gegenden ist dieser Sonntag auch bevorzugter Termin für die Erstkommunion, die ja eine Konsequenz der Taufe ist. „Kleiner Ostersonntag“ wird dieser Tag auch genannt. Meine Zeit als Schüler im Bischöflichen Gymnasium und Seminar ist zwar schon...

  • 12.04.23

Offen gesagt - P. Thomas Neulinger SJ
Drei Fragen zu Berufung

Was meint Berufung? Der Ursprung des Wortes Berufung sagt: Da ist jemand, der ruft – und jemand, der hört. Wenn in der Kirche von Berufung gesprochen wird, dann geht es darum, dass Gott ruft und dass ein Mensch hört. Bei diesem Ruf Gottes geht es wesentlich darum, dass alle Menschen bei ihm ihre Vollendung finden – denn alle Menschen sind ja von ihm geschaffen. Menschliches Leben als Berufung: Wie ist das zu verstehen? Eine Antwort auf diese Frage kann lauten: Du kannst einmalig sein – und...

  • 12.04.23

Positionen - Monika Prettenthaler
Spektralweiß?

Nicht umsonst sind mir diese eindrücklichen Experimente aus dem Physikunterricht in Erinnerung geblieben: Die Scheibe mit den regenbogenbunten Segmenten, die sich durch das rasche Ankurbeln vor unseren Augen in ein weißes Rund verwandelte. Und der zweite Versuch, in dem sich ein Lichtstrahl, der im richtigen Winkel auf ein Glasprisma trifft, in das gesamte Farbspektrum auffächert. Der enge Zusammenhang von reinem Weiß und regenbogen-vielfältigem Bunt ist ein fantastisches Naturphänomen, das wir...

  • 12.04.23

Mutworte - Sarah Knolly
Ostermut

Gefühlt war es gestern, als ich in unserer kleinen Kirche mitten in meinem Heimatdorf gestanden bin und mich ungläubig gefragt habe: Warum muss ich mich dauernd hinknien und wieder aufstehen? Und wieso ist die Großtante so viel schneller als ich, obwohl sie doch um einiges älter ist? Der Karfreitag war für mich immer ein Tag, an dem ich nicht so gern in die Kirche gehen wollte. Vielleicht lag es an der gedrückten Stimmung, dem Hören der Passion und daran, dass es nicht der gewohnte...

  • 12.04.23

Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Er holt uns ein und holt uns heraus

Wie reagieren wir auf Krisen und Katastrophen? Schon die Bibel weiß um Verhaltensweisen, die wir Menschen da seit jeher an den Tag legen. Manche wollen einfach weg. So schnell wie möglich. Wie zum Beispiel die Emmausjünger. Andere ziehen sich zurück. So wie die Jünger, die sich nach der Kreuzigung in ihrem Treffpunkt einschließen. Wieder andere flüchten in die Arbeit. Das Johannes-Evangelium erzählt von Jüngern, die wieder fischen gehen. Hat es ihnen geholfen? Die Fischer haben nichts gefangen....

  • 05.04.23
(1. u. 2. v. links) sind mit ihren Kindern  aus der Ukraine geflüchtet. | Foto: privat

Offen gesagt
Ostern nicht zu Hause

Wie werden Sie heuer Ostern feiern angesichts des Krieges in Ihrer Heimat? Heuer werden wir zwei Ostern begehen. Am 9. April, wie es in Österreich gefeiert wird, und am 16. April, wie wir es in der Ukraine feiern würden. Im BEGS (Begegnungszentrum Graz-Südost) haben wir über die verschiedenen Osterbräuche gesprochen. „Eierschlagen“ ist auch bei unseren Kindern sehr beliebt. Das Osternesterl-Verstecken machen wir in der Ukraine nicht – das möchten wir unseren Kindern dieses Jahr zeigen. Am 16....

  • 05.04.23

Positionen - Leopold Neuhold
Der Zaun

Ein Löwe wurde gefangen und in ein Löwengehege gebracht. Dort traf er viele andere Löwen an. Manche waren schon lange hier, etliche schon im Gehege geboren worden. Beim Herumgehen lernte er verschiedene Gruppen von Löwen kennen. Die einen waren religiös, sie sangen Lieder von Erlösung, von einem künftigen Lebensraum ohne Zäune. Andere erinnerten an Zeiten, als es noch keine Zäune gegeben hatte. Manche schlossen sich zu revolutionären Gruppen zusammen, die andere bekämpften, um sich selbst zu...

  • 05.04.23

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