Kirche Steiermark
Musik verändert

Der langjährige Domkapellmeister von St. Pölten, Otto Kargl (im Bild dirigierend), hielt neben dem Impulsvortrag auch einen Workshop zum Thema Chorsingen.  | Foto: Gerd Neuhold
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  • Der langjährige Domkapellmeister von St. Pölten, Otto Kargl (im Bild dirigierend), hielt neben dem Impulsvortrag auch einen Workshop zum Thema Chorsingen.
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Kirchenmusik. Ein Impulstag, der Chancen, Hoffnungen und Vielfalt sichtbar machte.

Warum machen wir Musik? Diese Frage nahm der pensionierte, langjährige Domkapellmeister von St. Pölten, Otto Kargl, als Ausgangspunkt seiner Überlegungen am 8. Impulstag Kirchenmusik, welcher am Samstag, dem 1. Februar, im Grazer Augustinum stattfand. Über 70 Personen waren der Einladung des Referats für Kirchenmusik gefolgt und konnten aus einer Fülle an angebotenen Workshops wählen.

Drei Hoffnungen für die Kirchenmusik
In seinem Impulsreferat verband der gebürtige Steirer Otto Kargl seine jahrzehntelange Erfahrung als Interpret geistlicher Musik mit einem reflektierten Nachdenken über die heutige Situation von Kirche und Gesellschaft: „Musik soll, kann, und muss auch verwirren, aufrütteln und verstören. Am Ende wird sie immer auch heilen können. Sie wird den Menschen verändern, ihn menschlicher, vielleicht besser machen. Das ist unsere Hoffnung.“ Vor diesem großen Hintergrund formulierte Kargl drei Chancen der Musik der Kirche des dritten Jahrtausends:
Erstens könne die Vielfalt der Kirchenmusik, mit ihrer über 1000-jährigen Fülle an Repertoire, die Vielfalt der Gläubigen zusammenzuführen. Vielfach beobachte er eine Ghettoisierung der Liturgie durch die Musik und stelle sich die Frage ob dieses liturgische Splitting zeitgemäß, bzw. erfolgreich sei. Ein buntes Gesellschaftsbild mit Menschen unterschiedlicher Bedürfnisse präge im Idealfall auch die sonntägliche Liturgie. Warum solle sich dies nicht auch in der Musik widerspiegeln: Er selbst habe gute Erfahrungen mit bunten „Pasticcio-Programmen“ (italienisch für „Durcheinander“) wie der Kombination von Gregorianik und Neuem geistlichen Lied, großer Orgelmusik und schlichten mehrstimmigen Chorälen in einem Gottesdienst gemacht.

Zweitens könne das Herausarbeiten der theologischen und politischen Dimension größerer kirchenmusikalischer Werke, wie zum Beispiel die Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit, wie sie sich im Magnificat ausdrückt, helfen, die gesellschaftliche Relevanz der Kirche zu stärken. Denn Kirchenmusik müsse mehr sein als der „kurze
Kulturgenuss vor dem sonntäglichen Schweinsbraten“.

Und drittens sei Kirchenmusik ein zentraler Bereich der Seelsorge. Um hier fruchtbringend zu wirken, müsse sie aber den Menschen emotionale Teilhabe ermöglichen. Ein wichtiges Medium dafür sei das gemeinsame Singen. Hier müssten KirchenmusikerInnen sich die selbstkritische Frage stellen: Behandeln wir den Volksgesang liebevoll genug?

Beim abschließenden, musikalisch reich gestalteten Gottesdienst konnten sich alle drei genannten Aspekte entfalten, sodass spürbar wurde, was Alois Kowald, Vertreter bei der Liturgischen Kommission für Österreich, in Anlehnung an Martin Buber an den Schluss seiner Predigt stellte: „Jeder wirkliche Glaube ist Begegnung.“

Michael Schadler

Foto: Gerd Neuhold
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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