Klimakonferenz
Licht und Schatten
Die Klimakonferenz COP27 hinterlässt gemischte Gefühle. NGOs sehen einen wichtigen Meilenstein und alarmierende Verzögerungen.
Die „Allianz für Klimagerechtigkeit“ – ein NGO-Bündnis mit kirchlicher Beteiligung – sieht in der Klimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh Licht und Schatten zugleich: Zu begrüßen sei die Schaffung eines Fonds zur Bekämpfung von umweltbedingten Schäden und Verlusten, zu kritisieren das fehlende Aus für fossile Energie, hieß es in einer Aussendung. Teil des Bündnisses ist die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission (KOO), vertreten durch den Klimaexperten Martin Krenn, der schon bei früheren Klimagipfeln dabei war.
Die Einigung auf einen Geldtopf für die Folgen von Klimaschäden in ärmeren Ländern setze nach 30 Jahren ein zentrales Anliegen der am stärksten gefährdeten Regionen um „und ist der wichtigste Erfolg der Konferenz“, hielt die Allianz fest, der auch Vertreter von „Südwind“, CARE Österreich, WWF Österreich sowie die österreichische COP27-Jugenddelegierte angehören. Der neue Entschädigungsfonds soll unabwendbare Folgen der Erderhitzung abfedern – etwa immer häufigere Dürren, Überschwemmungen und Stürme, aber auch den steigenden Meeresspiegel und die Wüstenbildung. Das zähe Ringen darum hatte die zweiwöchige Konferenz am Roten Meer um 36 Stunden verlängert.
Gleichzeitig habe der Gipfel in anderen zentralen Bereichen „alarmierend wenig Fortschritte gebracht“, beklagte das Bündnis. Die geopolitisch konkurrierenden Staaten spielten weiterhin auf Zeit, „welche die Welt nicht mehr hat“. Die Staatengemeinschaft gefährde durch ihr Zögern fahrlässig das Leben und die Lebensgrundlagen der am stärksten betroffenen Menschen. „Anstelle von ziellosen Prozessen braucht es ambitioniertes Handeln bei Emissionsminderungen, Anpassungsrichtlinien, Geschlechtergerechtigkeit und Klimafinanzierung“, fordert Krenn.
„Viel zu langsam und umstritten“ beginnt laut dem kirchlichen Klimaexperten zudem die Arbeit am dritten Ziel des Pariser Abkommens – dem Aus für alle globalen Investitionen in fossile Energieträger. Dieses sei unumgänglich zur Einhaltung des 2015 beschlossenen 1,5-Grad-C-Zieles. „Durch das Ausblenden der massiven Investitionen in fossile Energie bei den Klimakonferenzen bohren wir weiterhin tödliche Löcher in unser sinkendes Schiff Erde“, empörte sich Krenn über die Versäumnisse der Konferenz. Papst Franziskus habe sich von der COP27 Erfolge im „Kielwasser des Pariser Abkommens“ erhofft, erinnerte der Experte. Während der COP27 schien es jedoch viel mehr so, „als ob das Pariser Abkommen vor dem Ertrinken in kurzsichtigen nationalen Prioritäten der Verhandlungsstaaten gerettet werden müsste“.
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat sich enttäuscht über die Ergebnisse der Weltklimakonferenz geäußert. Sie bedauere es, dass „auch bei der 27. Weltklimakonferenz kein Konsens darüber erzielt werden konnte, die Ursachen der Klimaerhitzung umfassend anzugehen und aus der Nutzung aller fossilen Energieträger auszusteigen“, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Die Menschheit könne es sich nicht mehr leisten, die notwendigen Maßnahmen für die globale sozial-ökologische Transformation aufzuschieben“.
Quelle: Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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