Caritas
Jede Stunde Schule ist Zukunft

In der Caritas-Tagesstätte finden Kinder alles, was sie zum Heranwachsen brauchen. Als erfahrene Pädagogin weiß Ramona Marichici (Fotos links und rechts) um die Nöte der Schulkinder im Dorf. Vom Erfolg der Einrichtung konnte sich Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler bei ihrem Besuch in Rumänien überzeugen (Bild rechts).
 | Foto: Caritas/Stefan Friesinger
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  • In der Caritas-Tagesstätte finden Kinder alles, was sie zum Heranwachsen brauchen. Als erfahrene Pädagogin weiß Ramona Marichici (Fotos links und rechts) um die Nöte der Schulkinder im Dorf. Vom Erfolg der Einrichtung konnte sich Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler bei ihrem Besuch in Rumänien überzeugen (Bild rechts).
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Hoffnung inmitten von Armut: Die Kindertagesstätte in Periam.

Das kleine Dorf Periam im Westen Rumäniens liegt etwa eine Stunde von der Stadt Temeswar entfernt, wo 1989 der politische Umsturz begann. Von den 5000 EinwohnerInnen gehört etwa ein Drittel zur Minderheit der Roma. Der Großteil von ihnen lebt in großer Not – in baufälligen Hütten, oft ohne Wasser oder Strom.
Da viele von ihnen nie in der Schule waren und kaum Rumänisch sprechen, haben sie wenig Chancen auf eine gut bezahlte Arbeit. Oft gehen sie in den Westen und arbeiten dort als ErntehelferInnen, Putzhilfe oder in der Altenpflege, um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Zurück bleiben Kinder, die ohne elterliche Fürsorge aufwachsen.

Bildung als Weg aus der Armut
Um diesen Kindern eine Perspektive zu geben, wurde vor über zehn Jahren eine Kindertagesstätte gegründet. Brigitte Kroutil-Krenn, Leiterin der Caritas Auslandshilfe Steiermark, betont die Bedeutung der Einrichtung: „Mehr als ein Viertel der rumänischen Bevölkerung lebt in Armut. Kindertagesstätten wie diese helfen, den Armutskreislauf zu durchbrechen. Denn nur wer die Schule abschließt, hat später gute Chancen auf eine Arbeit im eigenen Land.“
Seit über zehn Jahren besuchen täglich etwa 45 Kinder und Jugendliche die Tagesstätte. Natürlich gibt es nach der Schule ein warmes Mittagessen, bevor sie mit Unterstützung der BetreuerInnen Hausaufgaben machen und lernen.

Ein Zuhause für Alex und Aida
Für viele Kinder bedeutet die Tagesstätte mehr als nur Bildung – sie gibt ihnen Halt in besonders schwierigen Zeiten. So auch für Alex (6) und Aida (9), deren Mutter im letzten Jahr verstorben ist. Da ihr Vater den ganzen Tag auf einer Baustelle arbeitet und es sonst keine Familie gibt, die sie unterstützen könnte, verbringen sie ihre gesamte Freizeit hier und haben ein Stück Geborgenheit gefunden. Das Spielen mit den anderen Kindern hilft ihnen, den Verlust ihrer Mutter zumindest für eine Weile zu vergessen. PsychologInnen begleiten sie auf ihrem Weg und helfen ihnen, wieder nach vorne zu blicken.

Mehr als nur ein Ort zum Lernen
Die Kindertagesstätte ist ein Ort der Wärme und Hoffnung – im wörtlichen und übertragenen Sinne. Neben den oft ärmlichen Hütten des Dorfes wirkt das fröhlich-bunte Gebäude wie ein kleines Juwel. Besonders beliebt ist der Garten hinter dem Haus, in dem die Kinder nicht nur spielen, sondern auch lernen, wie man Pflanzen anbaut, erntet und verarbeitet.

Die Arbeit der Tagesstätte zeigt Erfolg:
90 Prozent der betreuten Kinder schließen die Schule positiv ab. Damit leistet die Einrichtung einen entscheidenden Beitrag, um den Kindern von Periam eine bessere Zukunft zu ermöglichen – in ihrem eigenen Land.

Die meisten Roma sind selbst Analphabeten, daher können sie ihre Kinder schulisch auch kaum unterstützen. Oft schicken sie ihre Kinder auch gar nicht in die Schule. Wenn es dann keine Schulbildung gibt, bestehen auch sehr geringe Zukunftschancen für sie. Wir möchten das ändern, denn jedes Kind verdient ein chancenreiches Aufwachsen!

Brigitte Kroutil-Krenn
Leitung Auslandshilfe Caritas Steiermark

Kind ist Kind
Egal, ob in der Ukraine, in Palästina oder in den ärmsten Regionen Osteuropas
– jedes Kind verdient ein chancenreiches Aufwachsen.

Die Caritas Steiermark unterstützt seit vielen Jahren in Osteuropa und in Afrika Bildungsprojekte, um Kindern sowohl Stabilität in der Gegenwart als auch Perspektiven für die Zukunft zu geben.
Danke für Ihre Unterstützung:
Caritas Diözese Graz-Seckau
AT08 2081 5000 0169 1187
Hilfe für Kinder in Not

Interview

Ramona Marichici,
Leiterin der Kindertagesstätte in Periam, im Intervie
w

Warum schicken Eltern ihre Kinder in die Kindertagesstätte?
Weil es bei uns einen geregelten Tagesablauf und ein warmes Mittagessen gibt und wir die Kinder auf die Schule vorbereiten. Leider können viele der Eltern selbst kaum lesen oder schreiben und deshalb ihre Kinder nicht beim Lernen unterstützen. Das führt manchmal auch dazu, dass sie die Kinder bei Problemen von der Schule nehmen. Bei uns erledigen die Kinder ihre Hausaufgaben, bereiten sich auf alle Schulfächer vor und haben auch Zeit zum Spielen. Sogar in den Ferien haben wir geöffnet.

Wo arbeiten die Eltern der Kinder?
Momentan sind die meisten Eltern arbeitslos. Manche finden gelegentlich Arbeit als Tagelöhner im Dorf, in der Umgebung. Andere arbeiten im Ausland, vor allem in Deutschland oder Österreich, meist in der Altenpflege, als Reinigungskräfte oder Erntehelfer.

Wie ist das Verhältnis zwischen Schule, Lehrkräften, Tagesstätte?
Sehr gut. Die Lehrkräfte sehen, dass Kinder, die bei uns betreut werden, bessere Schul- und Lernergebnisse erzielen und immer gut vorbereitet sind.

Was sind die Herausforderungen für euch als Betreuerinnen?
Jeder Tag bringt neue Herausforderungen. In jeder Gruppe gibt es Kinder, die nicht lernen wollen, sich nicht konzentrieren können oder Schwierigkeiten beim Schreiben haben. Zu uns kommen auch Kinder aus schwierigen Verhältnissen, aus sozial belasteten Familien. Viele dieser Kinder haben psychologische Probleme oder erleben häusliche Gewalt und Verluste. Hier versuchen wir ihnen ein stabiles Umfeld zu bieten und sie bestmöglich zu unterstützen.

Wie viele Kinder, die in die Tagesstätte kommen, schließen die Schule erfolgreich ab?
90 % der Kinder aus der Tagesstätte beenden die Schule mit einem Abschluss. Kein Kind musste bisher eine Klasse wiederholen.

Was ist das Wichtigste, das Sie den Kindern mit auf den Weg
geben möchten?

Unser Ziel ist es, den Kindern Würde, Fleiß und Durchhaltevermögen zu vermitteln. Sie sollen richtig lesen und schreiben lernen, damit sie mit ihrem Wissen später eine ehrliche Arbeit finden und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Der Satz „Weil jede Stunde Schule eine Stunde Zukunft ist“ trifft hier absolut zu. Bildung gibt diesen Kindern eine echte Chance auf ein besseres Leben.

In der Caritas-Tagesstätte finden Kinder alles, was sie zum Heranwachsen brauchen. Als erfahrene Pädagogin weiß Ramona Marichici (Fotos links und rechts) um die Nöte der Schulkinder im Dorf. Vom Erfolg der Einrichtung konnte sich Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler bei ihrem Besuch in Rumänien überzeugen (Bild rechts).
 | Foto: Caritas/Stefan Friesinger
Brigitte Kroutil- Krenn, Leitung Auslandshilfe, Caritas Steiermark.  | Foto: Neuhold
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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