Weltmissionssonntag
Innig und dankbar im Jetzt

Ein Abenteuer war die gesamte Afrikareise von Monika und Maria. Besonders abenteuerlich, aber auch gefährlich waren die Fahrten durch den Urwald.
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Eine Reise in den Kongo. Zwei Hartbergerinnen besuchten dieses fruchtbare Land, zerfressen von Korruption und geprägt von Not.

Oh, es haben schon einige gesagt, dass sie mich in Afrika besuchen kommen wollen“, erzählte mir Sr. Brigitta Raith, die als Missionarin Christi in der DR Kongo lebt, bei ihrem Heimatbesuch. Zwei Hartbergerinnen haben dieses Vorhaben heuer im Mai wahrgemacht. Die Religionslehrerin und Familienberaterin Maria Schweighofer-Lenz und ihre Kollegin Monika Kerschenbauer, ebenfalls Lehrerin, nutzten ein Sabbatical für einen mehrwöchigen Aufenthalt in Afrika. Das Leben ihrer Jugendfreundin Sr. Brigitta kennen zu lernen, ist die Antwort von Maria Schweighofer-Lenz, wenn man nach ihrer Motivation für die Reise fragt. „Außerdem wollte ich unbedingt die Schule in Yemo besuchen, mit der ich bereits über ein Schul-Projekt Kontakt hatte.“ Also auf ins Abenteuer.

Aus Erzählungen von Sr. Brigitta wusste Schweighofer-Lenz bereits einiges über das Leben im Kongo und war zuversichtlich. Als ihr Umfeld von ihren Reiseplänen erfuhr und teils in hellen Aufruhr geriet, bekam sie fast kalte Füße. Doch im Mai ging es, nach wochenlangen Vorbereitungen, mit den Visa-Papieren in der Tasche und dem halben Koffer voller Medikamente endlich los.

Die ersten Tage im Kongo verbrachten die beiden Österreicherinnen in der Hauptstadt Kinshasa. Laut, schmutzig und gefährlich, beschreibt Schweighofer-Lenz die Stadt. Die meisten Straßen sind nicht asphaltiert und verwandeln sich bei Regen, den es im Kongo häufig gibt, in gefährliche Ströme. Der „Wahnsinnsverkehr“ tut das seine hinzu, dass der Tod auf der Straße allgegenwärtig ist.

Aus traditionellen afrikanischen Stoffen nähten die Ordensschwestern für Monika Kerschenbauer (l.) und Maria Schweighofer-Lenz (r.) zum Abschied diese Kleider. | Foto: privat
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Maria und Monika leben den Alltag der vorwiegend afrikanischen Ordensschwestern mit. Gottesdienste, Hausarbeit und Kochen, gemeinsame Abendgestaltung mit Spielen, Tanz und Gesang. Trotz der Einfachheit des Lebens – fließendes Wasser und Strom gibt es nur unregelmäßig – spüren sie viel Lebensfreude und kaum Mangel. „Das Leben hier ist so fragil, fast täglich bist du mit dem Tod konfrontiert“, so Maria. Vielleicht leben die Menschen deshalb so innig und dankbar im „Jetzt“, fügt sie nachdenklich hinzu.

Um nach Yemo zu kommen, nahmen Maria und Monika eine abenteuerliche Reise auf sich. Das Dorf liegt mitten im Urwald. Nach zwei Stunden Flug ging es 130 km am Sozius von Motorrädern über Stock und Stein und anschließend eine Stunde mit einem motorisierten Einbaumboot flussaufwärts. Die letzten 12 km legten sie mit dem MIVA-Auto der Schwestern zurück. Metertiefe Löcher auf den Wegen durch das sumpfige Gebiet machten die Fahrt zu einem „Höllenritt“, berichtet Maria. Ihr erster Weg nach der Ankunft führte sie in die Kapelle – zur Danksagung.

Ein Abenteuer war die gesamte Afrikareise von Monika und Maria. Besonders abenteuerlich, aber auch gefährlich waren die Fahrten durch den Urwald.
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„Bildest du einen Mann aus, bildest du ein Individuum aus. Bildest du eine Frau aus, bildest du ein ganzes Volk aus.“ Das ist die Erfahrung der Missionarinnen Christi in Afrika, erklärt Maria. Darum führen sie in Yemo eine Mädchenschule mit Berufsausbildung. Neben großer Armut, täglichem Überlebenskampf und viel Leid bewegt Maria Schweighofer-Lenz eines besonders: „Bei vielen Menschen habe ich eine tiefe Resignation gespürt“, erzählt sie. Vom Westen erleben die Menschen im Kongo vor allem Korruption und Ausbeutung ihrer Natur, aber kaum echte Hilfe und Perspektiven.

Katharina Grager

IM ORIGINALTON

Sr. Brigitta Raith wirkt seit über 30 Jahren als Missionarin Christi in der Demokratischen Republik Kongo.  | Foto: Neuhold
  • Sr. Brigitta Raith wirkt seit über 30 Jahren als Missionarin Christi in der Demokratischen Republik Kongo.
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Sr. Brigitta Raith wirkt seit über 30 Jahren als Missionarin Christi in der Demokratischen Republik Kongo.

Ich wusste nicht, dass etwas Positives in mir ist

Vor vielen, vielen Jahren sah ich in Wien einen Prospekt, auf dem PRH vorgestellt wurde. PRH ist das Kürzel für „Personnalité et Relations Humaines“ (Persönlichkeit und menschliche Beziehungen). Es handelt sich dabei um eine Schule für Erwachsenenbildung, gegründet von Andreochais Anfang der 70er Jahre in Frankreich.

lnteressant, dachte ich, vielleicht mal was für später. Jahre später entdeckte ich in Kinshasa das Centre PRH. So begann ein intensiver Weg, bei dem ich relativ schnell spürte, dass ich weitergeben möchte, was ich bekomme und entdecke. Seitdem bin ich als Seminarleiterin bei PRH tätig. Die Methode setzt bei der Selbstbeobachtung und der persönlichen Analyse der inneren Bewegungen an. Ich bin selbst verantwortlich für mein Leben, mein Handeln, meine Entscheidungen. Niemand kann mir diese Verantwortung abnehmen. Es geht darum, immer mehr zu der zu werden, die ich bin. Das bedeutet „Wachstum“ in PRH.

Es ist für mich eine große Freude, Zeugin davon zu sein, wenn Menschen „auf-brechen“, im doppelten Sinn: wenn ihr innerer Wesenskern aufbricht und sich entfaltet und wenn sie sich auf den Weg der Selbstwerdung, der Menschwerdung begeben. Das ist hier im Kongo besonders wichtig. Die Menschen erfahren so oft, dass sie keinen Wert haben in den Augen der „Mächtigen“, dass ihre Würde mit Füßen getreten wird, dass ihr Gewissen unterdrückt wird. Ein „Mächtiger“, das kann der Nachbar sein, der etwas reicher ist, das kann der Vorgesetzte am Arbeitsplatz sein, das kann der Ehemann sein, der sich als Haupt der Familie sieht, das kann der Lehrer sein, der korrupt ist … Ich werde nie vergessen, wie eine 40-jährige Frau im Laufe eines Seminars mit Tränen in den Augen gesagt hat: „Ich wusste nicht, dass etwas Positives in mir ist.“

Wie Sie helfen können:
Wenn Sie die Arbeit von Sr. Brigitta Raith und den Missionarinnen Christi im Kongo unterstützen wollen, können Sie spenden: Bankverbindung Missionarinnen Christi in Österreich: Volksbank Salzburg eG, IBAN AT40 4501 0000 0010 6682, Verwendungszweck: „Sr. Brigitta Raith, Kongo“.

Mit Gelassenheit und Mut

Zu Besuch bei den Missionarinnen Christi im Kongo – ein Blogeintrag.

In der Mädchenschule in Yemo hielt Maria Schweighofer-Lenz mit der Maturaklasse ein Seminar über Rollenbilder und Zukunftswünsche der jungen Frauen. | Foto: privat
  • In der Mädchenschule in Yemo hielt Maria Schweighofer-Lenz mit der Maturaklasse ein Seminar über Rollenbilder und Zukunftswünsche der jungen Frauen.
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Dem Orden der Missionarinnen Christi in der Region Afrika gehören 37 Schwestern an. 31 davon sind bereits Afrikanerinnen! Die restlichen sechs kommen aus Europa – eine von ihnen ist Sr. Brigitta Raith aus Fladnitz an der Teichalm. Sie lebt seit 30 Jahren in der Demokratischen Republik Kongo. Ein höchst korrupter und kaum funktionierender Staat – Wasserleitungen, Strom, Straßen, öffentlicher Verkehr, Müllabfuhr, Gesundheits- und Sozialwesen, Wirtschafts- oder Bankwesen oder eine Versorgung mit Gütern des öffentlichen Lebens, die Liste ließe sich ins Unendliche fortsetzen – funktionieren nicht einmal in der Hauptstadt, geschweige denn am Land. Die Menschen hier sind beinahe zu 100 Prozent auf sich allein gestellt. Dabei ist das Land sehr reich an Wald und Bodenschätzen. Doch diese haben sich internationale Konzerne längst unter den Nagel gerissen. Der ehemalige Pfarrsekretär Papa Cséar, brachte es so auf den Punkt: „Das Geld verdirbt die Welt.“

Mit Spendengeldern, die vorwiegend aus Deutschland und Österreich kommen, können Projekte umgesetzt werden. Zuschüsse von der Ordenszentrale in München werden immer rarer, da es immer weniger Schwestern im Erwerbsleben gibt, durch deren Einkünfte die Missionsarbeit bisher mitgetragen wurde. Auch die vermehrte Pflegebedürftigkeit der betagten Schwestern in Europa bringen den Orden finanziell in eine schwierige Lage. So braucht es für die Schwestern hier schon sehr viel Kreativität, um mit dem Wenigen gute Arbeit leisten zu können und auch selbst auszukommen. Wie die Bevölkerung im allgemeinen sind auch sie in erster Linie Selbstversorgerinnen.

Die Schwestern verstehen sich als Brückenbauerinnen zu den Armen und Rechtlosen, den Kranken, Alten, Kindern. Vor allem sind sie in der Mädchen- und Frauenbildung aktiv. Die tiefe Verwurzelung im Glauben, die sich auch in der spirituellen Praxis der Schwestern widerspiegelt, konnten wir täglich miterleben. Ihre Gelassenheit, ihr Mut, sich den Bedingungen hier zu stellen, ihre Fröhlichkeit und ihre Kraft, aber auch ihre Mitleidensfähigkeit mit den Menschen beim hier allgegenwärtigen Sterben – vielfach nur aus Mangel an finanziellen Mitteln, um medizinische Hilfe in Anspruch nehmen zu können bzw. eine unzureichende medizinische Versorgung – lässt uns ziemlich ohnmächtig zurück. Dass Glaube so stark sein kann, ist hier wohl eines der größten Geheimnisse für uns „Kleingläubige“ … Auch wenn die Schwestern mit viel „Herz, Hirn und Hand“ arbeiten – Geld ist immer knapp.

Maria Schweighofer-Lenz

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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