Prävention
Gemeinsam den Schutzschirm ausspannen

Das Anliegen der Prävention von Missbrauch und Gewalt wollen 28 Menschen, gestärkt durch Weiterbildung, in die Seelsorgeräume und Pfarren tragen. | Foto: Gerd Neuhold - Sonntagsblatt für Steiermark
18Bilder
  • Das Anliegen der Prävention von Missbrauch und Gewalt wollen 28 Menschen, gestärkt durch Weiterbildung, in die Seelsorgeräume und Pfarren tragen.
  • Foto: Gerd Neuhold - Sonntagsblatt für Steiermark
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Festakt mit Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Bernd Hillebrand:

Über spirituelle Gewalt sprach Pastoraltheologe Bernd Hillebrand bei einem Festakt der diözesanen Stabsstelle für Prävention gegen Missbrauch und Gewalt.

Am Montag, 4. März, lud die Stabsstelle für Prävention gegen Missbrauch und Gewalt zu einem Festakt in den Barocksaal im Priesterseminar. Zu Beginn begrüßte Helmut Kirchengast, Ombudsmann der Diözese, als Moderator des Festaktes die besonderen Ehrengäste – nämlich jene Personen, die sich bereit erklärt haben „beim Ausspannen des Schutzschirmes Prävention in unserer Diözese mitzuwirken“. 28 haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen in Seelsorgeräumen haben ihre Unterstützung bei der Erstellung und Umsetzung von gewaltpräventiven Schutzkonzepten zugesagt und sich entsprechend weitergebildet.

„Spirituelle Gewalt ist schwer greifbar“, erklärte der Pastoraltheologe Bernd Hillebrand in seinem Festvortrag zum Thema „Spirituelle Gewalt im Alltag. Mission und Emotion als toxische Kombination.“ Es sei schwierig „den Kipp-Punkt zu beschreiben, wo Menschen manipuliert wurden und nicht mehr eigenständig in ihrer Spiritualität agieren“, so Hillebrand. Für ihn sind Emotion und Mission zentrale Begriffe in diesem Zusammenhang. Im Vortrag beleuchtete er die Hintergründe dieser Begriffe: Welches Missionsverständnis steht hinter kirchlichem Handeln? Welches Menschen- und Gottesbild prägt eine Gemeinschaft? Wie ist das Verhältnis von Emotion und Vernunft? Werden Gefühle reflektiert?

Wann liegt spirituelle Gewalt vor? In der allgemeinen Definition heißt es: Wenn persönliche, geistliche oder institutionelle Autorität dazu benutzt wird, die Interessen, die Integrität und das Recht auf religiöse Selbstbestimmung einer anderen Person unangemessen zu beschränken.

Sensibilisierung im Alltag
Zusammenfassend nannte Hillebrand Fragen, die helfen können, spirituelle Gewalt in den Anfängen zu erkennen: Ist die Selbstbestimmung gefährdet? Gibt es alternative Handlungsmöglichkeiten? Dazu führte er praktische Beispiele an: „Wenn Eltern mit einem Kind zur Kommunion kommen, habe ich mir angewöhnt, das Kind zu fragen, ob es ein Kreuzzeichen auf die Stirn möchte“, erzählt der Priester. Wenn ein Kind dann verschreckt hinter die Beine des Elternteiles huschen sollte, „sage ich den Eltern, dass sie ihrem Kind das Kreuzzeichen auf die Stirn zeichnen können“.

Eine weitere Situation, die erwachsene Kirchgänger betrifft, beschrieb er so: In vielen Pfarren wird bis kurz vor der Messe der Rosenkranz gebetet. Was sind alternative Handlungsmöglichkeiten, wenn jemand das nicht möchte? „Ja, ich muss nicht mitbeten oder ich kann bis zum letzten Drücker draußen warten“, erklärt der Pastoraltheologe, aber wirklich befriedigend seien diese Lösungen nicht. Sein Vorschlag: früher anfangen, damit Zeit für Stille bleibt.

„Gewalt darf im Raum der Verkündigung nie ein Thema sein“, leitete Generalvikar Erich Linhardt seine Dankesworte ein und überreichte in Vertretung des Bischofs, der zeitgleich an der Bischofskonferenz in St. Georgen am Längsee in Kärnten teilnahm, an die Teilnehmenden der Fortbildung Befähigungsnachweise. Passend zum Bild des Schutzschirmes gab es für jede und jeden als Präsent einen bunten Regenschirm.

Präventions-MultiplikatorInnen
Folgende Personen werden die Leitungspersonen in ihrem Seelsorgeraum bei der Erstellung von Schutzkonzepten unterstützen und MultiplikatorInnen sein für das wichtige Anliegen der Prävention von Missbrauch und Gewalt im kirchlichen Raum:
Berthold Brottrager (SR Stadtkirche Leoben), Silke Brunner (SR Knittelfeld), Karin Dorfer (SR Oberwölz-Scheifling), Michaela Drobar (SR Weiz), Stjepan Dukic (SR Sulm-Saggautal), Barbara Eichtinger (SR Oberes Feistritztal), Astrid Götsch (SR Mariazell), Peter Hasler (SR St. Lambrecht), Elisabeth Jeitler (SR Vorau), Ines Kvar (SR Kaiserwald), Thomas Lang (SR Hochschwab-Süd), Elisabeth Maderbacher (SR Voitsberg), Renate Nika (SR Leibnitzer Feld), Christoph Paar (SR Schilcherland), Johanna Raml-Schiller (SR Graz-Ost), Veronika Reuscher (SR Graz- Südost), Roger Rubakisibo (SR Hartberg), Rut Sattinger (SR Oberes Ennstal), Monika Schachner (SR Mittleres Ennstal/Paltental), Andrea Scheikl (SR Graz Mitte), Borka Simunic (SR Bruck an der Mur), Andreas Steiner (SR GU-Nord), Barbara Trafella (SR an der Eisenstraße), Christine Tschuschnigg (SR Kindberg), Erwin Url (SR Südsteirisches Weinland), Elisabeth Fritzl (SR Graz-Südwest), Magdalena Huss-Rauscher (SR Thermenland), Walter Steinwidder (SR Judenburg).

Katharina Grager

Foto: Gerd Neuhold - Sonntagsblatt für Steiermark
Foto: Gerd Neuhold - Sonntagsblatt für Steiermark
Foto: Gerd Neuhold - Sonntagsblatt für Steiermark
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ