Für ein geeintes Europa
Eine Europäische Union, die nicht in der Lage ist, mit einer Stimme zu sprechen,
verliert an Glaubwürdigkeit, warnen die Europa-Bischöfe.
Die katholischen Europa-Bischöfe bekennen sich zur EU-Erweiterungsperspektive für Staaten auf dem Westbalkan und in Osteuropa. Deren Aussicht auf eine künftige EU-Mitgliedschaft sei nicht nur eine „geopolitische Notwendigkeit“ für die Stabilität auf dem Kontinent, „sondern auch ein starkes Zeichen der Hoffnung für die Bürger der Kandidatenländer und eine Antwort auf deren Wunsch nach einem Leben in Frieden und Gerechtigkeit“, heißt es in einer Erklärung nach der Frühjahrs-Vollversammlung der katholischen EU-Bischofskommission COMECE. Nach einer gewissen „Erweiterungsmüdigkeit“ hätten der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die geopolitischen Entwicklungen in der EU-Nachbarschaft neuen Schwung für künftige Beitritte erzeugt.
Beidseitiger Prozess
Freilich sei der Beitritt zur EU ein beidseitiger Prozess, so die Bischöfe. Länder, die eine EU-Mitgliedschaft anstreben, müssten Strukturreformen fortsetzen, während auch seitens der Union konkrete Schritte notwendig seien, um die Glaubwürdigkeit des EU-Erweiterungsprozesses zu erhalten. Es gelte die Prozesse so zu überdenken, dass „rechtzeitiges und wirksames Handeln“ ermöglicht werde.
Idee eines geeinten Europas
Eine künftige EU-Erweiterung bietet aus Sicht der Bischöfe zudem Gelegenheit, „die Idee eines geeinten Europas, das in praktischer Solidarität verwurzelt ist, zu aktualisieren“. Notwendig sei eine „tiefgreifende Reflexion“ der gemeinsamen Wertebasis der „besonderen Bande, die uns als europäische Familie vereinen“. Die Grundsätze der Subsidiarität, des Respekts vor verschiedenen Traditionen und Kulturen, die zusammen Europa bilden, und der Weg einer praktischen Solidarität statt jenem von ideologischen Zwängen stünden an erster Stelle.
20. Jahrestag der EU-Ost-Erweiterung
Vor dem Hintergrund der kommenden Europawahlen und des im Mai bevorstehenden 20. Jahrestags der EU-Osterweiterung von 2004 berieten die Europabischöfe im ostpolnischen Lomza. Gastreferenten waren der frühere EU-Kommissar und Sondergesandte der Europäischen Union für die Religionsfreiheit, Jan Figel, der ehemalige slowenische Regierungschef Lojze Peterle und der Religionssoziologe Tomáš Halík. Aus Österreich nahm in Vertretung von „Europabischof“ Ägidius Zsifkovics Militärbischof Werner Freistetter an dem Treffen teil.
COMECE-Präsident Mariano Crociata verdeutlichte die Lage der EU in einer multipolaren Welt: „Eine Europäische Union, die durch interne Streitigkeiten gespalten ist und nicht in der Lage ist, mit einer Stimme zu sprechen, kann sich nur darauf einstellen, den hohen Preis der Marginalisierung zu zahlen“, warnte der italienische Bischof.
Quelle: Kathpress
COMECE
Die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (lat.: Commissio Episcopatum Communitatis Europensis; COMECE) vertritt die Anliegen der 27 Bischofskonferenzen auf dem Gebiet der EU.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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