Seligsprechung von Max Josef Metzger
Ein prophetischer Kämpfer
Max Josef Metzger wurde am 17. November in Freiburg seliggesprochen.
Er wirkte in der Zwischenkriegszeit in Graz.
Kardinal Kurt Koch hat in Vertretung von Papst Franziskus am vergangenen Sonntag im deutschen Freiburg Max Josef Metzger (1887–1944) seliggesprochen. Der von den Nationalsozialisten ermordete Priester wirkte als Seelsorger von 1915 bis 1928 auch in Graz. Der Kurienkardinal würdigte Metzger als prophetischen Kämpfer für Frieden und Gerechtigkeit. Er sei auch heute ein Vorbild dafür, in einer zerrissenen Welt im klaren Widerspruch zu grassierenden Ideologien zu leben und die Gesellschaft zu gestalten, sagte Koch.
Metzger hatte nach dem Ersten Weltkrieg mehrere katholische Friedensgruppen gegründet. Auch setzte er sich für den Dialog zwischen den christlichen Kirchen ein. Seine pazifistische Haltung und seine Ablehnung der NS-Ideologie brachten ihn in Konflikt mit dem Hitler-Regime. Er wurde mehrfach verhaftet und im Oktober 1943 in einem Schauprozess in Berlin zum Tod verurteilt. Am 17. April 1944 richteten ihn die Nationalsozialisten in Brandenburg an der Havel hin.
Beim Seligsprechungsgottesdienst im voll besetzten Freiburger Münster, an dem auch der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl teilnahm, kamen von Max Josef Metzger kurz vor seiner Hinrichtung in der Todeszelle geschriebene Lieder zur Aufführung. Nach Verlesung des päpstlichen Seligsprechungsdekrets wurde ein überlebensgroßes Porträtfoto Metzgers enthüllt.
Im Auftrag des Papstes übergab Kardinal Koch die Seligsprechungsurkunde an den Freiburger Erzbischof Stephan Burger. „Möge der neue Selige Fürsprecher bei Gott für Frieden und Einheit sein, die wir heute so dringend benötigen“, sagte Burger. In dem stimmungsvollen Gottesdienst wurde auch eine Reliquie Metzgers präsentiert – ein Goldgefäß, das Knochensplitter des neuen Seligen enthält.
In Rom würdigte Papst Franziskus Max Josef Metzger als Vorbild. Der Gründer des Säkularinstituts Christus König sei wegen seines religiösen Engagements für den Frieden vom Nationalsozialismus bekämpft worden, sagte Franziskus beim sonntäglichen Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Ebenso erinnerte er an die albanischen Priester Luigi Palic und Gjon Gazulli, die am Samstag gleichfalls als Opfer der religiösen Verfolgung des 20. Jahrhunderts seliggesprochen wurden. „Möge das Beispiel dieser Märtyrer vielen Christen Trost spenden, die in unserer Zeit wegen ihres Glaubens diskriminiert werden“, wünschte er und forderte die tausenden Besucher auf dem Petersplatz auf: „Ein Applaus für die neuen Seligen!“
Außerdem rief der Papst zum Gebet für den Frieden in der „gequälten“ Ukraine, in Palästina, Israel, im Libanon, in Myanmar sowie im Sudan auf: „Krieg macht uns unmenschlich und führt dazu, dass wir inakzeptable Verbrechen dulden.“ Die Regierungen müssten auf den Ruf der Menschen nach Frieden hören.
Quelle: Kathpress
Immer wieder angeeckt
Metzger war ein Unbequemer in der steirischen Kirche.
Von 1915 bis 1928 hatte der promovierte Theologe und Priester Max Josef Metzger in Graz gewirkt – und war damals „für die steirische Kirche ein Unbequemer“, wie Bischof Wilhelm Krautwaschl in einem Grußwort in der zur Seligsprechung erschienen Sonderausgabe des Freiburger „Konradsblatts“ erinnerte. „Voll Dankbarkeit schauen wir heute auf das vorbildhafte Wirken des seligen Max Metzger zurück“, schrieb Krautwaschl, der gleichzeitig nicht verhehlte, dass der vom Ersten Weltkrieg massiv beeinflusste Metzger in Graz in seinem bedingungslosen Einsatz für den Frieden bei der damaligen Kirchenleitung immer wieder angeeckt sei.
Unter dem Eindruck gesellschaftlicher und Wirtschaftskrisen der damaligen Zeit hatte Metzger in Graz eine Missionsgesellschaft und eine ökumenische Bruderschaft gegründet. Dieses Christkönigs-Institut wurde 1928 in Meitingen bei Augsburg ansässig. Außerdem geht die Bruderschaft „Una Sancta“, die sich für die Einheit der Christenheit einsetzt, auf Metzgers Initiative zurück.
Das Grazer Ordinariat stieß sich damals vor allem an Metzgers Gründung sozialer, karitativer und religiöser Vereinigungen ohne obrigkeitliche Erlaubnis und an seiner angeblichen „Nähe zum Kommunismus“. Wegen des Konflikts verließ Metzger die Steiermark und ging zurück nach Deutschland.
Das Kirchlein beim Wallfahrtsort Ulrichsbrunn in Graz-Andritz wurde über Jahrzehnte von den Schwestern der von Metzger gegründeten Christkönigsgesellschaft vom Weißen Kreuz geführt und war dessen Hauptwirkungsstätte in der Steiermark. An dem Ort befindet sich seit einigen Jahren ein „Stolperstein“, ein Gedenkstein am Fußweg, der an den Märtyrerpriester erinnert. An der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz ist zudem ein Hörsaal nach Max Josef Metzger benannt.
Der Seligsprechungsprozess wurde im Jahr 2006 im Erzbistum Freiburg eröffnet, 2015 wurde das Ergebnis mit 6000 Seiten Studien und Belegen an die römische Kongegation weitergeleitet. Metzgers Gedenktag ist der 17. April.
Nennt mich Narr
Ich muss gestehn, ich hab sie nie gelernt,
die Kunst, das Krumme – krumm zu lassen!
Ich konnt’ im ganzen Leben nicht erfassen,
dass man bei Notstand höflich sich entfernt …
Ein Tor der Arzt, der zu der Zeit der Pest
ins Haus des Kranken geht! Sich selber schützen
ist klüger als – vielleicht! – den andern nützen!
Erlischt die Seuche, feiert man ein Fest …!
Es wäre vom Anwalt reichlich ungewandt,
auch unerwünschte Wahrheit frei zu sagen!
Geht’s dem Klienten auch wohl an den Kragen
– wer klug, stets zeitgerechte Rede fand!
Was war und bin ich doch ein armer Tor!
Ich bin kein Arzt, musst immer Kranken helfen;
war unbezahlbar, entriss das Schaf den Wölfen;
gen Unrecht trat als Anwalt ich hervor – !
Wo blieb mein viel gerühmter Hausverstand?
Ich weiß, es ist des sel’gen Vaters Erbe:
Sah er die Not, so schlug er in die Kerbe
– ob auch die andern weigerten die Hand.
Belastet ist des Vaters Sohn fürwahr!
Drum musst’ ich stets der Katz die Schell anhangen,
und ließ ich Haare auch in ihren Fängen,
ich war gewitzigt nie, blieb. was ich war …
Ob nun durch Unglück Weisheit ich gewann?
Ich fürchte fast. es scheitert am Gewissen
– ihm hab’ ich allzeit Treue halten müssen:
Wer sich dafür nicht wagt, der ist kein Mann!
Geht euren Weg – ich seh’ euch ohne Neid –,
ihr klugen Selbstversorger all, ihr Weisen!
Ich geh’ den meinen – mögt ihr Narr mich heißen:
Mich tröstet meiner Seele Seligkeit.
Das Gedicht enstand Anfang 1944 in der Todeszelle des Zuchthauses Brandenburg-Görden. Max Josef Metzger spielt darin auf unveränderliche persönliche Eigenschaften an. Auch in seiner Verteidigungsschrift zum Verfahren vor dem Volksgerichtshof hatte er diese Charakterzüge thematisiert.
Quelle: Max Josef Metzger – Priester, Prophet und Märtyrer, eine Sonderveröffentlichung des Konradsblatts 2024.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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