Bürgerkrieg 1934
Die Straßenschlacht in St. Lorenzen

Renommierte Historiker der Region diskutierten aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Vorkommnisse vom 18. August 1929 in St. Lorenzen, die ein blutiger Vorbote der Ereignisse des Bürgerkriegsjahres 1934 waren. | Foto: Labner
  • Renommierte Historiker der Region diskutierten aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Vorkommnisse vom 18. August 1929 in St. Lorenzen, die ein blutiger Vorbote der Ereignisse des Bürgerkriegsjahres 1934 waren.
  • Foto: Labner
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Ein Vorbote des Bürgerkrieges 1934.

Erfolgreich war der Auftakt der Veranstaltungsreihe „Österreich 1933/1934. Die Gefährdung der Demokratie und Menschenrechte einst und jetzt“ in St. Lorenzen im Mürztal, zu dem das Katholische Bildungswerk (KBW) und die Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung (KAB) Steiermark am 25. Jänner eingeladen hatten.

An die 150 BesucherInnen füllten den Versammlungssaal des Gasthauses Pessl bis zum letzten Platz. Diese Location war sehr bewusst gewählt worden, fand doch in diesen Räumlichkeiten der St. Lorenzer Fenstersturz statt: Eine aufgebrachte Versammlung von Arbeitern hatte den damaligen Landeshauptmann Rintelen und zwei seiner Getreuen Anfang der zwanziger Jahre aus dem Fenster geworfen.

Darauf und auf die blutigen Ereignisse rund um die Straßenschlacht 1929 als Vorbote zum späteren Bürgerkrieg wiesen die referierenden Historiker hin. Wobei sich Dr. Otto Fraydenegg-Monzello als exzellenter Kenner der damaligen Geschehnisse vor Ort erwies und gleichzeitig mit dem Mythos aufräumte, Mitglieder der Heimwehr hätten damals mit einem Maschinengewehr vom Kirchturm herunter auf die versammelte Arbeiterschaft geschossen.

Besonderen Eindruck hinterließ auch Dr. Werner Anzenberger mit seiner Darstellung der unterschiedlichen Zugänge der damaligen politischen Lager zur Verfasstheit und Verfassung der Demokratie und auch der parteilichen Positionierung der katholischen Kirche an der Seite der Christlich-sozialen Partei. In Anwesenheit der Ehrengäste und auch des Superintendentialkurators der Evangelischen Kirche Dr. Michael Axmann fand Anzenberger treffende Worte zu den Verstrickungen der Kirchen in dieser Zeit: „Die katholische Kirche hat ihre Beteiligung am Austrofaschismus aufzuarbeiten, die evangelische Kirche ihre Hinwendung zum Nationalsozialismus.“

Ich als KAB-Vorsitzender äußerte die Hoffnung, dass die Österreichische Bischofskonferenz rund um die Gedenktage der Februar-Ereignisse und die Zeit des Austrofaschismus ein klares Einbekenntnis zur unheilvollen Rolle der katholischen Kirche abgeben wird. Hatte ja gerade diese Parteilichkeit der Kirche zu einer enormen Belastung des Verhältnisses zwischen Kirche und Arbeiterschaft geführt.

Der Autor und Regionalbiograf Engelbert Kremshofer zeichnete die Rollen mancher der damals zentral beteiligten Personen aus den Reihen der Heimwehr nach. Nicht wenige, neben Landeshauptmann Rintelen, machten später als treue Vasallen des Hitler-Regimes beachtliche „Karrieren“.

Bürgermeister Alois Doppelhofer richtete seinen Fokus auf aktuelle Bedrohungen der Demokratie und appellierte an Akzeptanz und Toleranz anderen Meinungen gegenüber als urdemokratisches Prinzip.
Die spannende Versammlung mündete in ein klares Bekenntnis zur Demokratie und zum Einsatz dafür.

Martin Hochegger

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ