Seelsorge
Den Weg mitgehen
Seelsorge und die Frage nach dem assistierten Suizid.
„Gut, dass das mit dem assistierten Suizid auch bei uns kommt, das könnte was für mich sein, wenn die vielen Komplikationen net aufhören“, spricht mich als Krankenhausseelsorgerin ein jahrelang chronisch erkrankter Patient auf die zu erwartende Gesetzesänderung an. So war ich schneller mit dem Thema konfrontiert, als ich vermutet hatte.
Auf einer ökumenisch ausgerichteten Tagung für hauptamtliche Krankenhaus- und PflegeheimseelsorgerInnen wurde der Frage nach der Seelsorge in Zusammenhang mit assistiertem Suizid differenziert nachgegangen. Der Grazer Moraltheologe Johann Platzer hat dieses Thema aus ethischer Sicht reflektiert und in die Tradition eingeordnet.
Christoph Morgenthaler, evangelisch-reformierter em. Professor für Seelsorge und Pastoralpsychologie aus der Schweiz, hat mit dem Blick der Seelsorge den Teilnehmenden Menschen, die den assistierten Suizid wählen, nahegebracht, und zugleich die Herausforderungen für Gesellschaft, Angehörige, SeelsorgerInnen und Kirchen. SeelsorgerInnen in der Schweiz begleiten nun seit 40 Jahren Menschen, die diesen Weg wählen, von der Entscheidungsfindung bis zum Entschluss, und letztlich auch bei der Trauer der Angehörigen. Seelsorge kann einen Beitrag leisten, den Möglichkeitsraum fürs Leben zu eröffnen, gleichzeitig ist die Entscheidung des Menschen zu respektieren.
Mit dem evangelischen Altbischof Michael Bünker wurde der Frage nach Menschenwürde und Selbstbestimmung nachgegangen. Wie assistierter Suizid sich von Palliative Care abgrenzt oder vielleicht sogar mit ihr überschneidet, wurde mit Angelika Feichtner reflektiert.
Über Bedingungen für ein gutes Leben im hohen Alter hat sich die Gruppe von Gerhild Hirzberger auseinandergesetzt.
Welche Rolle der Seelsorge im interdisziplinären Team in der Begleitung Sterbender zukommt, hat das Team der Elisabethinen mit Gerold Muhri, Dèsirèe Amschl-Strablegg und Michaela Höfler-Bauer reflektiert.
Von Go-On hat Anna Sigmund zum Austausch über das Leid von suizidalen Menschen geladen. Theresa Stampler ist der Frage nach dem Beitrag der Seelsorge rund um den Gesetzeswerdungsprozess nachgegangen.
Aus den vielen Beiträgen leuchtete der Wunsch durch, neben einer moraltheologischen Bewertung einen pastoralen Weg der Begleitung zu suchen. Letztlich geht es um Menschen, die ihren Weg vor und mit Gott gehen. Sie dabei zu begleiten, auch wenn sie zu anderen Entscheidungen kommen als uns lieb ist, gehört wohl zur Seelsorge.
Sabine Petritsch
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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