Als Gemeinschaft erfahrbar
Pfarrgemeinderat. Bei einem österreichweiten Online-Forum wurden die Ergebnisse der PGR-Befragung präsentiert und aktuelle Sorgen diskutiert.
Die rund 45.000 Frauen und Männer in Österreichs Pfarrgemeinderäten (PGR) wollen durch ihr Engagement in den katholischen Pfarren vor allem „Kirche als Gemeinschaft erfahrbar machen“: Das ist bei einem Online-Forum am 1. Februar zum Ausdruck gekommen, bei dem die Ergebnisse der im vergangenen Herbst durchgeführten Befragung von insgesamt 3000 Pfarrgemeinderätinnen und -räten präsentiert, diskutiert und vertiefende Rückmeldungen aus der eigenen Erfahrung dazu eingeholt wurden. Rund 150 im Pfarrgemeinderat Aktive aus ganz Österreich beteiligten sich an der Veranstaltung.
Auch der Kärntner Bischof Josef Marketz war beim Forum zugegen und lieferte ein starkes Statement für Pfarrgemeinderäte. In den vergangenen Wochen habe er in vier Kärntner Pfarren ausgeholfen, berichtete der Referatsbischof für die Pfarrgemeinderäte in der Österreichischen Bischofskonferenz. „Immer waren Pfarrgemeinderäte tatkräftig und vorbereitend zur Stelle, und man merkte: Die Pfarre ist auch dann nicht kopflos, wenn der Pfarrer nicht da ist.“ Anders gesagt, so Marketz: „Ohne Pfarrgemeinderäte geht es gar nicht.“
Bei der PGR-Umfrage empfanden je 90%, der PGR sei „sehr wichtig“ für das kirchliche Leben, und hier werde „für die Kirche am Ort etwas bewegt“. Knapp jeder zweite will durch sein Engagement die christliche Botschaft spürbar machen und etwas tun, „damit der Glaube lebt“.
Das Selbstverständnis der Pfarrgemeinderäte sei jenes eines „Arbeitsgremiums“, doch werde öfters auch eine Veränderung hin zu einem „Entscheidungs- und Leitungsgremium“ gewünscht, fasste die Sprecherin der österreichischen PGR-ReferentInnen, Klaudia Achleitner, das Online-Treffen zusammen.
Corona-Sorgen der Pfarren
Besonders geschätzt werde am PGR der „kleine Rahmen, wo man sich noch kennt und miteinander in Kontakt kommt“. Die Corona-Situation hat das Gemeinschaftsgefühl erschwert, dafür habe die Versiertheit im Umgang mit digitalen Medien stark zugenommen. Eine große Sorge in so gut wie allen PGRs bezieht sich auf die Tatsache, dass viele Pfarrmitglieder bereits im ersten Lockdown der Corona-Pandemie auf TV-Gottesdienste „umgestellt“ haben und mittlerweile die Sonntagsmesse eher von zu Hause aus mitverfolgen als vor Ort in der Kirche mitfeiern. „Es ist jetzt offenbar geworden, dass die Leute nicht mehr so leicht zurückkommen werden“, so Achleitner über die Rückmeldungen.
Die Kandidatensuche für den PGR sei noch nie leicht gewesen, betonte Achleitner mit Blick auf die im März anstehenden Wahlen. Diesmal komme auch die Problematik der aktuellen Debatte um den Umgang mit Missbrauch hinzu, ausgelöst von dem im Jänner von der Erzdiözese München veröffentlichten Gutachten. Sich nicht mehr ehrenamtlich engagieren zu wollen, sei für manche aus dem „innersten Kreis“ der Pfarren der erste Schritt eines Protests.
Um eine zeitgemäße Sprache machten sich beim Online-Forum mehrere der Versammelten Gedanken: „Die Frage, wie wir über den Glauben reden und ob das, was wir in der Kirche feiern, für junge Menschen und für Menschen außerhalb des ‚innersten Kreises‘ noch verständlich ist, beschäftigt viele“, berichtete Achleitner. Damit Menschen „Da kann ich mitgehen“ sagen könnten, müsse kirchliches Handeln wieder vermehrt in die Lebenswirklichkeit übersetzt werden.
KATHPRESS
Wissenswertes zum PGR
In ihrer heutigen Form gibt es Pfarrgemeinderäte seit den Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65), wobei in Österreich die Erzdiözese Salzburg und die Diözese Graz-Seckau 1969 den Anfang machten.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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