Bischofskonferenz
Kein Lockdown der Herzen
Die Bischöfe Österreichs tagten. Der Terror in Wien, der zweite Lockdown, die jüngste Enzyklika des Papstes und die Situation im Südkaukasus waren Themen.
Bei der Herbstvollversammlung der österreichischen Bischöfe war einiges anders als ursprünglich geplant. Coronabedingt trafen sich die Mitglieder der Bischofskonferenz nicht persönlich, sondern online per Videokonferenz. Auch die Tagesordnungspunkte ergaben sich teils kurzfristig durch Ereignisse der letzten Wochen. In der Presseerklärung werden vier Themen angesprochen. Allen voran der Terror-Anschlag am Allerseelentag in Wien, der nicht dazu führen dürfe, dass Österreich gespalten wird, so die Bischöfe (Näheres siehe "Im Originalton" Spalte Seite 12).
Neben dem weltweiten Kampf gegen den Terror steht die Menschheitsfamilie im Kampf gegen das SARS-CoV-2-Virus. Die Prognosen, dass mit dem Herbst eine zweite Welle auf uns zukommt, haben sich leider bewahrheitet. Die Infektionszahlen sind auf einem Höchststand, Krankenhäuser kommen an die Grenzen ihrer Kapazitäten. Ein zweites Herunterfahren des öffentlichen Lebens wurde notwendig.
Christliche Verantwortung im Lockdown
In Abstimmung mit der Regierung haben sich die Bischöfe für weitere Einschränkungen entschieden (Näheres siehe Spalte Seite 13), um damit „einen verantwortungsvollen Beitrag zur Bewältigung der Krise“ zu leisten, heißt es in der Erklärung.
Trotz des wirtschaftlichen Lockdowns dürfe es nicht zu einem „Lockdown der Herzen und der Hilfe kommen“, denn gerade die persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Sicherheitsmaßnahmen seien enorm. Daher sind „außergewöhnliche Kraftanstrengungen und Hilfeleistungen durch den Staat und viele andere Institutionen im Blick auf das Gemeinwohl“ notwendig, mahnen die Bischöfe eindringlich. Christliche Nächstenliebe müsse sich in der aktuellen Situation gerade „im rücksichtsvollen Schutz der Mitmenschen sowie in aufmerksamer Nähe und Hilfe für Bedürftige“ ausdrücken.
Für eine geschwisterliche Welt
Auch mit der vor kurzem von Papst Franziskus in Assisi unterzeichneten Enzyklika „Fratelli tutti“ beschäftigten sich die Bischöfe und drücken ihre Unterstützung für die vom Papst geforderte notwendige „Globalisierung der Nächstenliebe“ und seine „Vision eines friedlichen Zusammenlebens aller Menschen in einer sozial und ökologisch gerechten Welt“ aus. Der Weg dorthin könne jedoch nur über gemeinsames Nachdenken, Dialog und die Änderung von Haltungen und Strukturen gehen, um die bisherige Logik einer „unersättlichen Gier und Lebensausbeutung“ zu durchbrechen. Mit diesem Anliegen wende sich Franziskus nicht nur an die Politik, sondern an jede und jeden einzelnen.
Hoffnung auf Frieden im Südkaukasus
Mit Blick auf die Situation in Berg-Karabach im Südkaukasus äußern die Bischöfe ihre Sorge. Auf europäischem Boden wurde der fragile Waffenstillstand zwischen Armenien und Aserbaidschan gebrochen. Den bewaffneten Auseinandersetzungen fielen neben Soldaten und Söldnern auch eine tragisch hohe Zahl an Zivilisten zum Opfer. Wohnhäuser, Infrastruktur und Gotteshäuser wurden zerstört. Der Papst machte bereits zu Allerheiligen auf die Lage aufmerksam.
Die österreichischen Bischöfe fühlen sich vom Geschehen am Südkaukasus auch deshalb besonders betroffen, da es „vielfache historische Verbindungen“ zwischen Österreich und der Region Berg-Karabach gibt. Auch gibt es Beziehungen zu Religionsvertretern, wie zum armenisch-apostolischen Katholikos-Patriarch Karekin II., der in Wien studiert hat.
Neben der „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (OSZE) mit Sitz in Wien engagieren sich auch die Stiftung „Pro Oriente“, der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich und kirchliche Hilfsorganisationen für Frieden und rasche Hilfe für die in Not befindlichen Menschen in dem umkämpften Gebiet. Die Bischöfe hoffen und beten dafür, dass es bald zu einer echten und haltbaren Friedenslösung kommt.
Katharina Grager
Im Originalton
Erzbischof Franz Lackner stand erstmals als BiKo-Vorsitzender der Vollversammlung der Bischöfe vor.
Gemeinsam gegen den Terror
Der Terroranschlag in der Wiener Innenstadt am Abend von Allerseelen hat Österreich tief erschüttert und wirft zahlreiche Fragen auf. Sie betreffen nicht nur die Umstände und Hintergründe dieser Bluttat, die jetzt ohne voreilige Schuldzuweisungen, sondern mit nüchterner Expertise von den zuständigen staatlichen Institutionen umfassend zu klären sind. Ein Anschlag wie dieser will immer die Gesellschaft als Ganzes und unser Zusammenleben spalten und zerstören. Umso wichtiger waren und sind die Zeichen aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte einschließlich der Kirchen und Religionsgemeinschaften, die in den schweren Stunden der Trauer entschieden für Frieden und Zusammenhalt aufgetreten sind und auch weiterhin dafür einstehen.
Papst Franziskus hat bei dem brüderlichen Treffen mit Großimam Ahmad Al-Tayyib in einem gemeinsamen Dokument erklärt, „dass die Religionen niemals zum Krieg aufwiegeln und keine Gefühle des Hasses, der Feindseligkeit, des Extremismus wecken und auch nicht zur Gewalt oder zum Blutvergießen auffordern“ dürfen. Nie darf der Name Gottes benutzt werden, um Mord, Vertreibung, Terrorismus und Unterdrückung zu rechtfertigen. Daher ist jede religiöse Führungspersönlichkeit aufgerufen, wahrer Dialogpartner und Friedensstifter zu sein, wie der Papst auch in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ festhält.
Als katholische Bischöfe wollen wir weiterhin den Weg der respektvollen Begegnung und des ehrlichen Dialogs mit dem Islam gehen. Wir bestärken Christen und Muslime darin, dies auch in der konkreten Nachbarschaft vorzuleben. In einer Haltung des wechselseitigen Vertrauens und der Bereitschaft zur Selbstkritik kann und muss aber auch ein redlicher Diskurs über die Gefahr von politisch instrumentalisierter Religion im Allgemeinen und zum Vormarsch islamistischer Spielformen politischer Religion geführt werden. Jegliche pauschale Diffamierung von Religion weisen wir jedoch entschieden zurück.
Bischofskonferenz online
Die gesamte Presseerklärung zur Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz finden Sie unter www.bischofskonferenz.at
Gottesdienste
Wichtige Richtlinien für das kirchliche Leben im Lockdown.
Der von der Bundesregierung bis 6. De-zember einschließlich ausgerufene zweite größere „Lockdown“ wird auch von den Religionsgemeinschaften mitgetragen. Die Rücksicht auf die Gesundheit, die derzeit leider das Vermeiden sozialer Kontakte erfordert, bringt wieder neue Vorgaben im kirchlichen Leben mit sich. Hier die wichtigsten:
Gottesdienste: Ab sofort werden keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert. Eine namentlich festgelegte Kleingruppe (fünf bis höchstens zehn Personen) kann stellvertretend für die Gemeinde den Gottesdienst feiern. Dabei sind die üblichen Regeln (Abstand, Mund-Nasen-Schutz während der Feier, Händedesinfektion, kein Händeschütteln und situationsbedingte Art des Kommunionempfangs) einzuhalten. Gesang soll kantorisch oder solistisch erfolgen.
Offene Kirchen: Außerhalb der derzeit nicht öffentlichen Gottesdienste sind die Kirchen wenn möglich offen und stehen für persönliches Gebet, Kerzen anzünden oder als Raum der Stille bereit.
Hauskirche: Die Pflege des Feierns daheim, gerade auch zu Adventbeginn, ist wieder besonders gefragt. Medien und Pfarren geben dazu Hilfestellungen. Radio-, Fernseh- und Online-Gottesdienste laden ein, sich mit einer feiernden Gemeinschaft zu verbinden.
Begräbnis: Für Begräbnisfeiern ist eine Teilnahme von maximal 50 Personen in geschlossenen Räumen und am Friedhof möglich. Das gilt auch für Messen in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Beisetzung. Kontaktdaten sollen erhoben werden. Musik: kantorisch, solistisch, Orgel- oder Soloinstrumente; kein Chor, keine Bläser. Totenwachtgebete sind derzeit nicht möglich.
Krankenkommunion, Beichte: Krankenbesuche nach genauer Vorbereitung und mit Einhaltung aller Hygiene-Vorgaben. Beichte ist außerhalb des Beichtstuhls in einem gut durchlüfteten Raum unter Einhaltung der Abstandsregel möglich.
Pfarrkanzleien: Derzeit in der Regel kein Parteienverkehr. Telefonisch soll die Pfarrkanzlei erreichbar sein. Für Begräbnisaufnahme oder Trauergespräch ist ein Termin telefonisch zu vereinbaren.
Pfarrliche Veranstaltungen fallen als Präsenzveranstaltungen derzeit aus, ebenso Bewirtungen.
Adventkranzsegnungen können Sie mit einer Adventfeier daheim vornehmen (dazu Gotteslob, Nr. 24).
Informieren Sie sich in Ihrer Pfarre (Homepage, Schaukasten, Kirchtüren) über die genauen Regeln vor Ort.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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