Pfingstdialog "Geist und Gegenwart"
Ist Europa zukunftsfähig?
Der Pfingstdialog auf Schloss Seggau befasste sich mit dem „European Way of Life“ und der Zukunft Europas. Für Bischof Krautwaschl ist klar: Nicht ohne Christus.
Von 24. bis 25. Mai war Schloss Seggau wieder Schauplatz des inzwischen 11. Pfingstdialogs „Geist & Gegenwart“, einer Veranstaltungsreihe des Club Alpbach Steiermark in Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark und der Diözese Graz-Seckau. Heuer beschäftigten sich die Teilnehmenden und die über 70 Referentinnen und Referenten mit Anspruch und Wirklichkeit der Rolle Europas in der Welt. Ist Europa im globalen Rahmen zukunftsfähig und eine attraktive Alternative zu autoritären, planwirtschaftlichen oder aufklärungsfeindlichen Tendenzen?
Unter dem Generalthema „The European Way of Life. Anspruch und Wirklichkeit“ ist es insbesondere um die Frage gegangen, ob das europäische Modell von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Menschenrechte in Verbindung mit einer sozial und ökologisch verantwortlichen Marktwirtschaft und einer reichen Kultur der Vielfalt im Wettbewerb mit dem turbokapitalistischen System US-amerikanischen Zuschnitts oder den autoritär-totalitären Gesellschaften Asiens wettbewerbsfähig genug ist. Welche Schritte muss Europa angesichts multipler Krisen – Ukraine, Energie, Pandemie, Klima, Migration und Herausforderungen durch Populismus, Fundamentalismus und Extremismus – setzen, um den „European Way of Life“ (deutsch: europäische Lebensart) für die Zukunft sichern zu können?
Wertschätzung von Vielfalt und die barmherzige Achtsamkeit für Arme und Schwache sind nach den Worten von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl wesentliche Elemente, die das Christentum zu einem zukunftsfähigen europäischen „way of life“ beisteuern kann. In seinem Vortrag im Rahmen des Pfingstdialogs betonte Krautwaschl, Europa sei mehr als nur Wirtschaft oder Politik, sondern wesentlich auch in seiner geistigen Dimension zu sehen bzw. „in der Verschränkung dieser Dimensionen“. Das Christentum sei dabei unverzichtbar, so der Bischof.
„Welt ohne Christus“ wäre „Albtraum“
„Eine Welt ohne Christus“ habe auch der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll als Schreckensvision dargestellt. Er beschrieb den „Albtraum einer Welt“, in der die Gottlosigkeit konsequent praktiziert wird und „der Mensch in die Hände des Menschen fällt“. Bölls für Krautwaschl „bemerkenswertes Geständnis“: „Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in einer christlichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache. Und mehr noch als Raum gab es für sie: Liebe für die, die der heidnischen Welt als nutzlos erschienen und erscheinen.“
Neben Krautwaschl kamen u. a. der Philosoph Peter Sloterdijk, der Publizist Paul Lendvai, die Schriftstellerin Julya Rabinowich und Verfassungsgerichtshof-Präsident Christoph Grabenwarter zu Wort.
„Das Ziel Europas muss es sein, jener Kontinent zu sein, in dem es die höchste Lebensqualität verbunden mit wissenschaftlicher und kultureller Exzellenz, Spitzentechnologie, liberaler Demokratie und dynamischer öko-sozialer Marktwirtschaft gibt. Trotz aller Fehlentwicklungen und gravierender Probleme ist Optimismus angebracht, wenn mit Neugierde, Kreativität und Engagement unter dem Motto ‚Global denken, lokal handeln‘ an der Zukunft des europäischen Lebensmodells gearbeitet wird“, so das Fazit des diesjährigen Memorandums.
Edition Geist & Gegenwart
Eine Tradition der Pfingstdialoge ist die begleitende Buchpublikation in der Edition „Geist & Gegenwart“ (Wieser-Verlag). Der 11. Band, wieder von H. Hösele u. L. Wieser herausgegeben, versammelt auf 385 Seiten Beiträge zum Thema.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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