Josef Marketz, der neue Bischof von Gurk....
Gott ist Liebe ohne Zwang
Josef Marketz, der neue Bischof von Gurk, bekräftigt, Glaube habe viel mit Angebot und nichts mit Gängelung oder moralischem Zeigefinger zu tun.
Vertrauen in Laien werde belohnt. Sie solle man „viel mehr ermächtigen, in der Kirche Dienste zu übernehmen“. Die Spiritualität eines Laien mit Familie und Berufserfahrungen, die einem Priester fehlen, seien bereichernd, erwog im Kathpress-Gespräch der neu ernannte Bischof von Gurk Josef Marketz. Die Überalterung des Klerus sei eine große Sorge. Unter den heutigen Gegebenheiten sei absehbar auch nicht viel Priesternachwuchs zu erwarten, „auch wenn wir noch so beten“.
Der Hirte gehe oft hinter der Herde. Die Schafe würden spüren, wohin es geht. Der Hirte sei dann gefordert, wenn sich der Herde Hindernisse entgegenstellen. Dann müsse er nach vorne und dabei helfen, diese zu überwinden, illustrierte Marketz weiter den Bischof als Hirten. Dieser dürfe die Ränder nicht übersehen und müsse auch das letzte Schaf im Blick behalten.
Weiterhin wolle er sein Frühstück zubereiten, seine Wäsche waschen oder seinen kleinen Garten bestellen, versprach Marketz. Diese einfachen Dinge helfen ihm, „am Boden zu bleiben“ und so zu leben wie andere Menschen auch. Im Sinne von Papst Franziskus könne er so bescheiden bleiben und einfach leben. Er wolle nicht nur Hirte, sondern auch Teil der Herde sein. Nach vielleicht zu erwartenden zehn Jahren als Bischof wünschte sich der heute 64-Jährige, dass die Leute sagen: „Schade, dass er jetzt wieder in den Hintergrund tritt, weil er so menschlich war, einer von uns.“
Liebe und nicht regelmäßiger Kirchenbesuch sei ein Anzeichen dafür, wieviel christliches Leben es in Österreich gebe. Gott sei in jedem Menschen „schon da“, legte der am 2. Februar zum Bischof geweiht Werdende dar. In den zwischenmenschlichen Beziehungen, „da ist Liebe, da wird sie gesucht, und wo die Liebe ist, da ist Gott.“ Darauf haben Christen aufmerksam zu machen, „ohne jemanden zu irgendetwas zu zwingen“. Glaube habe viel mit Angebot und nichts mit Gängelung zu tun. Besonders gegenüber Jugendlichen dürfe man nicht „mit moralischem Zeigefinger“ auftreten. Man solle sie Lebenserfahrungen machen lassen und Türen offen halten, wünschte der bisherige Kärntner Caritasdirektor und künftige Träger des bischöflichen Wahlspruchs „Deus caritas est“ (lateinisch für: Gott ist Liebe).
„Da braucht man ein bisschen Geduld“, gelte in Bezug auf weibliche Kirchenämter. Marketz formulierte: „Wenn eine sagt, sie möchte Priesterin werden, dann kann ich nur mit ihr zusammen hoffen, dass das möglich wird – das sag ich ganz ehrlich.“ Der Kärntner Slowene erinnerte, die slowenische Bevölkerung in Kärnten habe sich auch lange Zugang zu Möglichkeiten gewünscht, die sich erst allmählich aufgetan haben.
Für die „Abschaffung des Zölibats“ sehe er viele Gründe, meinte Marketz gegenüber der Kleinen Zeitung. Er glaube nicht, dass jeder Mann unbedingt eine Frau neben sich brauche. Doch er sehe „die Vereinsamung vieler alter Priester“. Ohne eigene Familie werde es „ganz schwierig, würdevoll zu leben“.
Marketz bejahte auch die Frage, ob er sich von seinem Vorgänger Bischof Alois Schwarz, der unter Kritik geraten sei, eine Entschuldigung erwarte. Schwarz müsse einsehen, „dass manche Dinge bei Menschen anders angekommen sind, als er es erlebt hat“. So ergehe es uns allen immer wieder einmal. Da müsse man „die Größe haben und sich entschuldigen“.
JOHANN A. BAUER
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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