Digitale Welt
Es geht um Respekt im Netz

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„#anstanddigital“, eine deutsche ökumenische Initiative, hat am weltweiten „Safer Internet Day“ „11 Gebote für Haltung und Respekt im Netz“ vorgestellt.

Anstand in der digitalen Welt
Auf der Website „anstanddigital.de“ bieten die Katholische Akademie in Berlin und das Kultusbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland 11 Gebote für einen respektvollen Umgang mit anderen Menschen im Internet.


Hate Speech im Internet ist nur der hässliche Gipfel eines alltäglichen Mangels an Respekt und Anstand im Umgang miteinander. Reizbarkeit und Gleichgültigkeit prägen vielfach die öffentliche Stimmung und bereiten den Boden für Entgleisungen.“ So wird auf der Website „anstanddigital.de“ das Anliegen umrissen, eine Diskussion darüber zu eröffnen, wie Menschen einander auf digitalen Plattformen begegnen. Es gehe nicht um bloße Etikette, Benimmregeln oder Manieren, sondern darum, „klare Ansagen zur Haltung in der digitalen Kommunikation“ zu machen und sich nicht damit abzufinden, dass Reizbarkeit und Gleichgültigkeit die öffentliche Stimmung prägen und den Boden für Entgleisungen und Hate Speech bereiten.
In der Katholischen Akademie Berlin präsentierte die deutsche Kulturministerin Monika Grütters (CDU) die Empfehlungen für das Kommunikationsverhalten im Internet. Sie hatte das gemeinsame Projekt der Akademie und des Kulturbüros der Evangelischen Kirche gefördert. Dazu fanden im Jahr 2020 mehrere Workshops und Umfragen statt.
Die elf Gebote mit erklärenden Kommentaren treten dafür ein, in den sozialen Medien unangemessene Empörung (1. Gebot) und „vorschnelle moralische Urteile“ (2. Gebot) zu unterlassen sowie sich „mit Äußerungen im Netz Zeit zu lassen“. In diesem dritten Gebot heißt es: „Die Demokratie lebt von guten Entscheidungen, nicht von schnellen.“ Wer sich vom schnellen Netz hetzen lasse, habe schon verloren, und der Weg vom Gehetztwerden zum Selbst-Hetzen sei kurz.
Das vierte Gebot wirbt für eine sachliche Debatte, während sich das fünfte dagegen wendet, fragwürdige Inhalte im Internet zu rasch und ohne Prüfung zu teilen und zu verbreiten, denn „Gerüchteküchen, Klatschblasen oder missionarisches Verteilen von ‚fake news‘ werden im Netz allzu leicht zu Hetzmeuten und Verschwörungsgemeinschaften.“ Wer digital unterwegs ist, solle (6. Gebot) „das Gegenüber im Netz respektieren“ und sein Gesicht zeigen (7. Gebot), also „sich auf das, was man sagt und schreibt“, auch persönlich ansprechen lassen sowie „Widerspruch schätzen“ (8. Gebot).
Man solle berührbar bleiben und sich „entrüsten“ (9. Gebot), denn: „Der Entrüstete macht sich wehrlos.“ Das zehnte Gebot erinnert an die Fähigkeit, „sich schämen zu können“, ohne die ein Zusammenleben schwer vorstellbar sei. Zugleich sei es wichtig, „dem Anderen Scham zu ersparen und Schamgefühle anderer zu respektieren“. Neben dem Anstand – besagt schließlich das elfte Gebot – brauche es aber auch eine klare Rechtslage betreffend Persönlichkeitsrecht, Datenschutz und Transparenz: „Defizite der Gesetzgebung oder ihrer Durchsetzung können durch Aufrufe nach mehr Anstand nicht ersetzt oder kompensiert werden.“
Bei der Vorstellung am weltweiten „Safer Internet Day“ kritisierte Grütters, in den Sozialen Medien seien „Verunglimpfung und Beleidigung an der Tagesordnung“. Angesichts dessen seien diese Gebote „Leitplanken für ein menschliches Miteinander und eine demokratische Streitkultur im digitalen Raum“. Das Projekt zu deren Formulierung habe großes Interesse und Beteiligung weit über den kirchlichen Raum hinaus gefunden, so die deutsche Bundeskulturbeauftragte.
Markus Beckedahl von der Plattform für digitale Freiheitsrechte „netzpolitik.org“ rief die Kirchen zu mehr Engagement in der netzpolitischen Debatte auf. Sie könnten auch Menschen erreichen, die in Sozialen Medien nicht aktiv seien.

Kathpress/Alfred Jokesch 

Auf youtube ist auch der Autor Hasnain Kazim zu den „elf Geboten“ für Respekt im Internet zu hören. | Foto: #anstanddigital
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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