Familie
„Sie hätten etwas zu sagen!?“
Ermutigung durch Junge zur Mitsprache von Hochaltrigen.
Die statistische Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 20 Jahren ein Alter von über 85 Jahren zu erreichen, steigt. Laut der Österreichischen Raumordnungskonferenz ÖROK „wird die Zahl der 85- und Mehrjährigen bis 2040 in Österreich von heute rund 225.000 auf 407.000 zunehmen. Dies entspricht einer Zunahme um rund 81 Prozent.“
Die Erfahrungen und das Wissen von hochaltrigen Menschen, inklusive der Erfahrungen über das Alter(n), verpuffen leider viel zu oft. Dabei könnten gerade diese in die Gestaltung der Zukunft nachkommender Generationen – aber auch der eigenen – wesentlich stärker einfließen. Sei es z. B. bei den Themen Gestaltung von Wohnraum und öffentlichen Räumen, Bildungsformaten sowie der Gesundheitsförderung. Durch mehr Mitsprache in allen Lebensbereichen könnten sich ungeahnte gestalterische Möglichkeiten auftun und somit die Lebensqualität dieser vulnerablen Gruppe gesteigert werden.
Dafür benötigt es Mut auf beiden Seiten. Auf der einen Seite bei den Jungen: Sie müssen durch gezielte Methoden mit hochaltrigen Menschen in Kontakt treten, sie einbinden und ihnen aktiv zuhören. Auf der anderen Seite braucht es mutige Hochaltrige, welche erkennen und es sich zutrauen, dass sie (noch) etwas zu sagen haben.
Auf beiden Seiten sind Offenheit und Verständnis gefordert. Für den aktiven Austausch und die Mitsprache von Hochaltrigen müssen entsprechende Begegnungsräume geschaffen werden.
Barbara Fleck
„Sei frech und wild und wunderbar!“ Erfüllt leben im Alter
Sie möchten hochaltrige Menschen beim Erhalt ihrer Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit unterstützen? Im Laufe des Lehrganges entwickeln Sie Projekte/Veranstaltungen, welche die gesellschaft-liche Teilhabe von hochaltrigen Menschen ermöglichen.
Der Lehrgang ist eine Kooperation des Katholischen Bildungswerks, des Fachbereichs Pastoral & Theologie sowie vom Arbeitskreis Umfassender Schutz des Lebens und dauert von März bis November (vier Module in Graz). Kosten: 200 Euro für Ehrenamtliche und Hauptamtliche der Diözese Graz-Seckau (sonst 400 Euro).
Anmeldungen: Katholisches Bildungswerk, https://bildung.graz-seckau.at/
oder Tel. (0 31 6) 8041-345.
Für Sie gelesen
Wortgottesdienste mit Senioren
Franz Jall, 20,60 Euro
Schwabenverlag
Wortgottesdienste mit Seniorinnen und Senioren brauchen eine feste und wiederkehrende Struktur, die den Mitfeiernden vertraut ist. Zugleich brauchen sie kreative Elemente, die Zeit geben zur Vertiefung und Verdeutlichung, um die biblische Botschaft mit der persönlichen Biografie in Beziehung zu bringen. Dazu hält dieses Buch viele Vorschläge für den Einsatz von Symbolen, Farben und Figuren bereit. Alle Modelle können auch von Ehrenamtlichen mit wenig Aufwand gefeiert werden.
Zum Nachdenken
Mitsprache beginnt in den eigenen vier Wänden
Gedankenprotokoll eines Hochaltrigen-Treffens:
„Ich habe mich sehr gefreut, als mich mein Sohn um meine Meinung gefragt hat“, so
Herr R. „Wir reden in der Familie über Themen, die uns betreffen. Und die Jüngeren tragen meine Ansicht dadurch mit nach außen“, meint Frau Z.
dazu. „Ich sage schon gerne etwas dazu, wenn es auch nicht immer hilft“, so der allgemeine Tenor in der Runde.
Mitsprache scheint für hochaltrige Menschen nach wie vor ein hohes Gut zu sein. Vor allem in den eigenen vier Wänden und bezogen auf die eigene Person möchte niemand darauf verzichten: „Erst wenn nichts mehr geht, wenn ich geistig nicht mehr kann. Aber dann hoffe ich, dass die Jungen Entscheidungen in meinem Sinne treffen“, so der Wunsch.
Auf die Frage, was es zur Mitsprache braucht, meinen die beteiligen Personen unter anderem: „gehört zu werden“, „Verständnis vom Gegenüber“, „Offenheit“ und „ernst genommen zu werden“ und eine „funktionierende Stimme“ sind Grundvoraussetzungen.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Damit sich hochaltrige Menschen Gehör verschaffen können, braucht
es den Willen zum Dialog – von allen Seiten. Das Bewusstsein, dass alles seine Zeit hat, das entsprechende Interesse für Themen und das Wissen: Mitsprache von hochaltrigen Menschen beginnt in den
eigenen vier Wänden!
Barbara Fleck
Die Autorin ist Gerontologin und Referentin für SeniorInnenbildung im Katholischen Bildungswerk.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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