MEIN GARTEN | SonntagsblattPLUS, 26. Juni 2022
Anpflanzen - und loslassen
Blackboxgardening. Ein neuer Trend beim Gärtnern.
Eine spannende Bewegung wird immer aktueller und auch sichtbarer. In den letzten Jahren ist es viel um das Thema Natur im Garten gegangen. Auch darum, keine Chemie im Garten zu verwenden.
Christian Kress hat vor einigen Jahren das Buch „Blackbox Gardening“ geschrieben. Das war damals ein Wildwuchs in der Gartenbibliothek. Aber es wurde ein Trend, der mehr und mehr zum Thema Klimagarten passt.
Es geht darum, dass Pflanzengemeinschaften als System erkannt werden, dass auch das neue Gärtnern des Verstehen von Zusammenhängen ist. Und ein frecher und wilder Garten kann auch faszinierend sein. Vor allem aber gelten die ökologischen Aspekte.
Blackbox heißt, dass die innere Struktur bekannt ist und das, was später passiert, dem Zufall oder der Natur überlassen wird.
Auf den Garten übertragen kann man sagen, dass Pflanzen und Pflanzengemeinschaften ein System bilden. Früher hat man Pflanzen gesetzt, die schön aussehen, massig blühen, die neu gezüchtet worden sind. Gerade in das Renaissance sind viele einer Form gefolgt. Blumenteppiche sind grundsätzlich schön, aber wie gesagt aus der Renaissance. Jetzt geht es mehr darum, dass wir verstehen, welche Pflanzen gut miteinander können.
Die große Herausforderung ist, nicht immer einzugreifen. Auch wenns mal nicht so aussieht, dass man zufrieden zu Bett geht oder sich auf die Gartenbank setzt. Neophyten und Pflanzen, die sich stark ausbreiten, werden entfernt, der Rest wird sich ineinander aussamen. Meist sieht es einfach aus. Es braucht aber Wissen, Fingerspitzengefühl und Geduld.
Angelika Ertl
Die Natur sorgt für sich selbst
Ich war heuer wieder auf Gartenreise in England, unter anderem auf der „Chelsea Flower Show“. Dort hat ein Garten gewonnen, der beinahe nur aus Wildkräutern besteht. Gräser, Blumen, ein bisschen Wasser, ein kleines Häuschen, eine schöne knorrige Weide, Schafgarbe, Giersch und viele Wildkräuter waren zusammen. Und natürlich viele Blumen, die für die Insekten zur Verfügung stehen.
Das war eine klare Message auch von vielen Gartengestaltern. Es sei zwar schön, Blumen einzusetzen und gezüchtete Pflanzen zu verwenden. Aber es geht auch darum, der Natur mehr und mehr Raum zu lassen.
Für Sie gelesen
Blackbox
Gardening
Reif/Kress/Becker
30,80 Euro, Ulmer Verlag
Sie kennen Gartengestaltung so: Pflanzen kaufen, austopfen, einpflanzen. Das war gestern. Heute soll Ihr Garten ein Naturerlebnis sein, farbenfroh und blütenreich und dazu noch überraschend und preiswert. Das gelingt mit selbstversamenden Pflanzen. Sie benötigen nur wenige Initialpflanzen und vor allem Samen. Und nun sucht sich jede Pflanze ihren Platz selbst.
Ein Garten ist grundsätzlich ein gestaltetes Element.
Aber wir sollten mehr und mehr die Natur reinlassen.
Wie funktioniert Blackbox-Gardening?
Im Blackbox-Gardening werden die Rahmenbedingungen gut überlegt: welche Pflanzen verwendet werden, welche Beetgröße und der Standort im Garten. Und dann wird gepflanzt und dann auch wieder losgelassen.
- Standort festlegen und den Boden begutachten.
- Grundstruktur bearbeiten, Hecken anlegen oder vielleicht auch einen Hügel, worauf die Pflanzen wachsen sollen.
- Jetzt können – ausgehend von den Standortbedingungen – Pflanzen gesetzt oder Saatgut ausgebracht werden.
Es wird in späterer Folge wenig Zeit gebraucht – die Natur organisiert sich selbst.
Und jedes Jahr wird es Überraschungen geben: Welche Pflanze hat sich dazugesellt? Wird sie bleiben?
Geeignete Pflanzen sind zum Beispiel die Akelei, das Habichtskraut, die Ringelblume (sie darf im naturnahen Garten nicht fehlen), die Stockrosen oder der Zierlauch.
Und jetzt kann es losgehen mit dem neuen Gartenabenteuer.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.