3. Adventsonntag: Diözesanbischof Alois Schwarz
Sonntag der Freude
Der dritte Adventsonntag wird in der vorweihnachtlichen Besinnungszeit als Sonntag der Freude, „Gaudete“ (Freut euch!), gefeiert. Am liturgischen Adventkranz wird dies durch das Entzünden der rosa Kerze anstelle der lila Kerzen ersichtlich. Während die drei lila Kerzen an die Zeit der Buße erinnern, hebt uns der dritte Adventsonntag heraus aus der ursprünglich gedachten vorweihnachtlichen Bußzeit. Wir dürfen die Freude des bevorstehenden Weihnachtsfestes „schauen“, anders gesagt, erahnen, denn die Zeit der Geburt Jesu ist nahe. In den Texten der Heiligen Schrift werden uns die unterschiedlichen Freuden-Anlässe vermittelt. Da heißt es in der ersten Lesung im Buch des Propheten Zefania: „Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt“ (Zef 3,17).
Wir hören, dass Gott als Retter der Welt, als unser Retter in die Welt kommt. Viele von Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, haben das im Zuge des Hochwassers im September heuer hautnah erlebt. Diejenigen wissen, wie sehr Menschen sich in Notlagen nach Rettung sehnen. Vielleicht konnten Sie auch die Erfahrung machen, dass es trotz der Zerstörung weiterging, dass Sie diese schrecklichen Tage nicht alleine durchstehen mussten, dass es die Familie, Freunde, Rettungskräfte, das Bundesheer oder freiwillige Helferinnen und Helfer gab, die Ihnen zur Seite standen. Vielleicht können Sie heute, wenn Sie sich an diese Tage im September erinnern, dankbar zurückblicken, dass Sie trotz des bedrohlichen Wassers an Leib und Seele verschont geblieben sind.
Möglicherweise haben Sie in dieser Zeit eine ganz besondere Verbindung zum Herrgott erlebt, der Sie trotz aller Not durch diese schrecklichen Tage der Verzweiflung begleitet hat. Manche von Ihnen – und das weiß ich aus den persönlichen Begegnungen – haben trotz der totalen Zerstörung ihrer Existenzen ihr Leben in die Hände Gottes gelegt, in einem großen Vertrauen Gott gegenüber und gestärkt mit den Worten des Paulus, das wir am dritten Adventsonntag in der zweiten Lesung hören: „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“ (Phil 4,6)
Und dadurch konnten viele von Ihnen in der Folge die Erfahrung machen: Gott sei Dank, dass wir trotz aller Not am Leben bleiben konnten, Gott sei Dank, dass wir so viel Hilfe und Unterstützung durch die Menschen erfahren konnten, Gott sei Dank, dass wir gelernt haben, uns in der größten Not und Verzweiflung flehend an Gott wenden zu können.Wann immer etwas Schreckliches passiert, wir haben einen Gott, an dem wir uns festhalten können ...
Für viele wird das heurige Weihnachtsfest eine neue Erfahrung des Feierns in sich bergen, ja es entsteht dadurch eine andere Art des Sich-Freuen-Könnens über die kleinen Zeichen der Verbundenheit und die hoffnungsfrohen Schritte, dass alles wieder gut werden kann. Viele Menschen in unserem Land werden heuer die Zeilen des Evangelisten Lukas in einem neuen, ganz anderen Licht lesen und verstehen können. „Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso! (Lk 3,11b)“
Die Erfahrung zu machen, dass es Menschen gibt, die die Not der anderen nicht kalt lässt, die helfen und miteinander teilen, lässt uns gerade in den dunklen Tagen dieser Zeit Hoffnung schöpfen. Es entstehen kleine Funken der Freude, die wir uns im September nicht einmal ausdenken hätten können, weil die Zerstörung und die Verzweiflung so unüberschaubar groß gewesen sind.
Wir alle, die wir auf das Weihnachtsfest zugehen, werden eine tiefe innere Freude erleben, wenn wir die Mahnungen des Johannes aus dem Evangelium ernst nehmen und danach handeln, wenn es dann weiter heißt: „Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist. (…) Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold! (Lk 3,13.b.14.b)“
Manche von Ihnen werden vielleicht sagen, warum konnte Gott die Zerstörung zulassen? Auf diese Frage kann auch ich Ihnen keine Antwort geben. Eines kann ich aber mit großer Gewissheit sagen: Wann immer etwas Schreckliches passiert, wir haben einen Gott, an dem wir uns festhalten können, der uns in unserem Bitten und Flehen beisteht und uns nicht allein lässt. Für manche wird dies eine neue Erfahrung sein, die Sie vielleicht auch staunen lässt, wie vielfältig sich das Leben zeigen kann. Ich wünsche allen Menschen und besonders in den Hochwassergebieten, dass Sie trotz aller Erschwernisse an diesem Sonntag der Freude kleine Freudenmomente geschenkt bekommen, die Sie hoffen lassen, dass sich alle Mühe und Anstrengung gelohnt hat.
Autor: Diözesanbischof Alois Schwarz
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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