Gesundheit
Keine Einsamkeit im Alter

Beim Donnerstagtreff der Pfarre Amstetten-St. Stephan spielen Seniorinnen gemeinsam ein Brettspiel. 
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Nicht nur in den Städten – auch am Land ist die Vereinsamung unter älteren Menschen groß. Doch welche Möglichkeiten gibt es für Betroffene, dem Teufelskreis der Einsamkeit zu entfliehen?

Der Sommer zeigt sich derzeit in seinen schönsten Farben. Viele sind unterwegs, um die warme Jahreszeit gemeinsam mit anderen zu genießen. Viele Ältere können das nicht, weil sie die meiste Zeit daheim verbringen – darunter auch Alfred aus Krems. „Meine Freunde werden immer weniger“, sagt er und zeigt auf die auf einer Anrichte stehenden Parte. Seit der Pandemie trifft sich der 74-Jährige wieder mit seinen Freunden, aber viel seltener als zuvor.

Ohne soziales Netz

Erich Lehner ist Vorsitzender des Dachverbandes der Männerarbeit in Österreich (DMÖ) und Psychologe. 
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  • Erich Lehner ist Vorsitzender des Dachverbandes der Männerarbeit in Österreich (DMÖ) und Psychologe.
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Besonders ältere und einkommensschwache Personen sind „mehr als die Hälfte der Zeit“ alleine. Das geht aus einer vom Meinungsforschungsinstitut SORA veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2023 hervor, für die über 1.000 Personen österreichweit befragt wurden. Darin räumt fast jede und jeder Dritte ein, dass seine oder ihre Lebensqualität unter der Einsamkeit leidet. Und durch die Vereinsamung steigt besonders bei Männern die Suizidrate, warnt Erich Lehner, Vorsitzender des Dachverbandes der Männerarbeit in Österreich (DMÖ) und Psychologe. Denn durch den Tod der Partnerin gehe häufig die Beziehung zu gemeinsamen Freunden und zur Familie verloren. „Für Männer bricht dadurch das soziale Netz weg“, weiß Erich Lehner. Hinzu kommt, dass sich Männerfreundschaften mehr über das gemeinsame Tun in der Arbeit als über das Reden und den emotionalen Austausch wie bei Frauen definieren.

Jeder Tag ist wie der andere, erzählt Alfred.

Jeder Tag ist wie der andere, erzählt Alfred, während im Hintergrund der Fernseher läuft. Auf seinen Sohn freue er sich heute wieder. Auf ihn könne er sich verlassen. Zwei Mal pro Woche besucht er ihn und bringt ein Abendessen mit, das sie gemeinsam genießen.

Für Christian Köstler, Leiter der Pfarrcaritas in der Diözese St. Pölten, hat die Pandemie die Situation für Alleinstehende zusätzlich verschärft, und die Vereinsamung hat quer durch alle Gesellschafts- und Altersschichten an Fahrt gewonnen. Nur wenige kümmern sich auch um ihr soziales Netz und einen Freundeskreis, die sie im Alter auffangen würden. Oft falle es ihnen auch schwer, dieses Netz „immer wieder aufs Neue zu weben“, so Köstler, was aber notwendig sei.

Wieder ins Gespräch kommen

Für Christian Köstler ist das Christentum eine Religion der Beziehung und der Gemeinschaft. Pfarren sollten daher vermehrt ein Auge auf ihre Gemeindemitglieder werfen, um den schleichenden Prozess der Vereinsamung mit speziellen Angeboten abzubremsen. Was es seiner Meinung nach mehr denn je braucht, sind Ehrenamtliche, die Alleinstehende im Pfarrgebiet regelmäßig besuchen oder sie zu gemeinsamen Spiele- oder Musiknachmittagen in die Pfarre einladen. Auch Wanderungen fördern die sozialen Beziehungen. Den Donnerstagtreff in der Pfarre Amstetten-St. Stephan hebt er als ein positives Beispiel hervor, bei dem Seniorinnen und Senioren nicht nur gemeinsam spielen, sondern bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen und sich austauschen. „Jeder Kontakt ist für sie wichtig, weil er ihnen Sicherheit und Normalität gibt“, ist der Leiter der Pfarrcaritas überzeugt. „Einsamkeit schwächt das Immunsystem und schädigt das Herz-Kreislauf-System.“

Nicht nur Alfreds Sohn, auch die Pfarre bringt etwas Farbe in den grauen Alltag. „Ich besuche jeden Mittwochnachmittag die Seniorenrunde in meiner Pfarre“, erzählt Alfred lächelnd. Er blättert langsam im Kalender und zeigt auf ein Datum. „Weil ich dort Gleichaltrige treffe, die so wie ich allein leben müssen. Das tut mir und meiner Seele gut.“

Beim Donnerstagtreff der Pfarre Amstetten-St. Stephan spielen Seniorinnen gemeinsam ein Brettspiel. 
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Erich Lehner ist Vorsitzender des Dachverbandes der Männerarbeit in Österreich (DMÖ) und Psychologe. 
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Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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