Gastkommentar
Jugend in der Pandemie
Gastkommentar von Mag. (FH) Margit Schmied, MSc, Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in St. Pölten.
Täglich melden sich verzweifelte Eltern und junge Menschen in meiner Kassenpraxis für Kinder-und Jugendpsychotherapie, weil sie dringend Unterstützung und Hilfe benötigen. Die Situation war immer schon prekär, hat sich aber durch die Pandemie verstärkt.
Kleine Kinder haben Angst, Schmerzen, können sich in der Schule nicht konzentrieren, ziehen sich zurück, Jugendliche verletzen sich selbst, leiden an Essstörungen und Suchtverhalten, haben Suizidgedanken, können den Lernstoff nicht bewältigen und leiden unter Perspektivenlosigkeit.
In meiner langjährigen Tätigkeit hörte ich in den Therapiegesprächen mit den jungen Menschen, dass sie meist schon sehr früh unter Problemen im familiären Umfeld leiden: Streit, Trennungen, Scheidungen, Patchworksituationen, psychische Erkrankungen der Eltern. Oft sind es auch zu hohe Erwartungen und Druck der Eltern, die belastend sind.
Kindern zuhören und sie verstehen – und sie in Entscheidungen mit einbinden
Im Schulalltag wird allzu oft wenig Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse der jungen Menschen genommen. Der Lernstoff ist für alle gleich, und auf Begabungen und Schwächen kann nicht oder kaum eingegangen werden. Ich erlebe sehr viele Kinder, die sich vor Lehrerinnen und Lehrern und ihren Methoden fürchten.
Wenn Kinder von Beginn an ihre Bedürfnisse äußern dürfen, gehört und verstanden werden und in Entscheidungen mit eingebunden werden, so wirkt sich das präventiv auf ihre psychische und körperliche Gesundheit aus. Es stärkt ihre Ressourcen und macht sie resilient gegenüber den Herausforderungen im Alltag.
Es liegt in der Verantwortung der Gesellschaft, Eltern, Pädagogen, Betriebe, Einrichtungen und der Politik, die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu schützen, ihre Bedürfnisse zu hören, zu verstehen und ernst zu nehmen. Sie sind unsere Zukunft!
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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