Schöpfung
Das Paradies in unseren Pfarrgärten

Der Pfarrhof Biberbach am nördlichen Ortseingang, errichtet nach dem Entwurf von P. Josef Schakegl (1760-1762), mit seiner Margaritenwiese. | Foto: zVg
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  • Der Pfarrhof Biberbach am nördlichen Ortseingang, errichtet nach dem Entwurf von P. Josef Schakegl (1760-1762), mit seiner Margaritenwiese.
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Ein Garten ist für viele ein Ort der Erholung und Ruhe, ein Ort des Kraftschöpfens. Nicht zuletzt ist er der Ort, an dem in Eden, dem Garten Gottes, die Beziehung zwischen Gott und Mensch begann. Gärten sind auch Orte der Gemeinschaft, Schöpfungsfreundlichkeit und Nachhaltigkeit. „Kirche bunt“ stellt drei Pfarrgärten vor, die hier beispielgebend sind: die Pfarrgärten in Abstetten, Biberbach und Kirchberg.

Gott hat uns einen blühenden Garten geschenkt, wir aber sind dabei, ihn in eine von Schutt, Wüsten und Schmutz verseuchte Ebene zu verwandeln“, das schrieb Papst Franziskus 2016 in seiner Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung. Bereits im Jahr zuvor hatte er in seiner Enzyklika „Laudato Si“ die sozio-ökologische Krise und den Umweltschutz thematisiert. Der Untertitel des Werkes: „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“. Genau diese Sorge für unser gemeinsames Haus, für unsere gemeinsame Umwelt tragen auch viele der 422 Pfarren der Diözese St. Pölten und bemühen sich aktiv, einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt zu leisten. Viele tun dies, indem sie ihren Pfarrgarten bewusst ökologisch bewirtschaften.

Der Garten ist ein uraltes biblisches Symbol. Er steht für die ideale Lebenswelt des Menschen, für eine Welt vor dem Sündenfall, in der noch Ordnung herrscht. Kurz: für das Paradies. Eden (Gen 2,8) ist der „Garten Gottes“, den Gott im Schöpfungsbericht für den Menschen anlegt. Das hebräische Wort eden kann mit „Wonne“ übersetzt werden. Im Garten Eden beginnt die Beziehung zwischen Gott und Mensch, er dient als Symbol für die Schöpfung und Ordnung. Als Gegensatz zum Garten wird in der Bibel die Wüste genannt, die als Symbol des Chaos, der Zerstörung und Gottesferne dient.

Ökologische Vielfalt in der Gartenbebauung kann auf unterschiedliche Weise umgesetzt werden. Der oberste Grundsatz dabei lautet: mit der Natur gärtnern, nicht gegen sie. Die vom Land Niederösterreich getragene Bewegung „Natur im Garten“ legt die Kernkriterien fest: biologische Gärten werden ohne chemisch-synthetische Pestizide und Dünger sowie ohne Torf gestaltet und gepflegt. Außerdem sollten natürliche Gartenelemente wie Wildsträucher, „wilde Ecken“ oder Wiesenelemente geschaffen werden. Diese bilden einen wichtigen Lebensraum für Insekten, Vögel und Säugetiere und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur Artenvielfalt. Zu guter Letzt sollte der Garten durch das Anlegen von Komposthaufen, Nützlingsunterkünften oder Gemüse- und Obstgärten auch nachhaltig bewirtschaftet und genutzt werden.

Genau solche Anforderungen versuchen viele Pfarren in ihren Pfarrgärten zu erfüllen und schützen damit nicht nur die Umwelt, sondern schaffen – ganz nebenbei – auch wahrlich paradiesische Orte.

Ein Garten wie im Paradies

Die Pfarre Abstetten zum heiligen Martin hat eine jahrhunderte alte Geschichte, so auch ihr Pfarrgarten. Pfarrer Dr. Robert Dublanski, der 2016 in das Pfarrhaus einzog, liegt die nachhaltige Pflege und Nutzung des Gartens besonders am Herzen. Im Garten vor dem Pfarrheim reihen sich Lavendel- an Rosensträucher und bieten Besucherinnen und Besuchern einen schönen Anblick. Im parkähnlichen Teil des Pfarrgartens summen Bienen und Insekten in der Blumenwiese, Vögel nisten in teils hundertjährigen Bäumen und Sträuchern. Auch Turmfalken kommen immer wieder zu Besuch. In einem zweiten Teil des Gartens werden heimisches Gemüse und Kräuter in Hochbeeten angebaut. Im idyllischen Garten finden zu besonderen Anlässen Feldmessen statt, nach Hochzeiten, Firmungen, Erstkommunionen und Kindermessen werden dort Agapen im Grünen abgehalten. Auch das Pfarrfest wird im Pfarrgarten gefeiert. Und: verköstigt wird dabei mit regionalen, saisonalen und biologischen Lebensmitteln aus den eigenen Betrieben. Der Pfarrgarten steht nicht nur der Pfarre selbst zur Verfügung, sondern darf auch von anderen Vereinen wie der Feuerwehr mitbenutzt werden.

„GiGs“ im Pfarrgarten Biberbach

Auch die Pfarre Biberbach setzt bei der Gartenpflege auf Nachhaltigkeit, verwendet keine Pes­tizide und baut im hinteren Teil des Gartens im Herbst eine Bienenweide an. Der Pfarrgarten wird ausgiebig genutzt: für sogenannte „GiG“s, Gottesdienste im Garten, Vorabendmessen mit anschließender Agape und Maiandachten. Im Sommer wird der Pfarrgarten auch gerne von anderen Vereinen für Kinderferienprogramme genutzt. Auch die Jungscharkinder verbringen hier gerne laue Sommernächte am Lagerfeuer. In Planung für den Pfarrgarten ist derzeit eine „Leseecke“ im Schatten des großen Nussbaumes, um einen Teil des Gartens auch für die Biberbacher Bevölkerung zugänglich zu machen.

Kirchberg setzt auf Nachhaltigkeit

Die Pfarre Kirchberg an der Pielach leistet durch eine ökologische Bewirtschaftung des Pfarrgartens ebenfalls ihren Beitrag zum Klimaschutz. Im Pfarrgarten finden sich in sogenannten „wilden Ecken“ alle möglichen Kräuter. Auf ungemähten Flächen gedeiht eine natürliche Blütenpracht und bietet Unterschlupf für eine Vielzahl an Nützlingen. Bienenfreundliche Sträucher und Stauden sorgen für Idylle. Die Pfarre beschränkt sich in Sachen ­­­­Umweltschutz aber nicht auf die ökologische Pflege des Pfarrgartens, sondern bietet seit Jahren immer wieder Vorträge rund um Umweltthemen an und heizt seit 2010 mit erneuerbarer Energie.

Die drei hier vorgestellten Pfarren haben sich neben anderen Pfarren bei der Ausschreibung für den Diözesanen Umweltpreis beworben. Dieser wird von der Katholischen Aktion (KA) der Diözese St. Pölten alljährlich für Projekte und Aktionen vergeben, die sich der Bewahrung und dem Wiederaufbau der Schöpfung widmen (siehe Infokasten). Der Preis soll die aktive Rolle der Katholischen Kirche beim Umweltschutz stärken.
Judith Steinkellner

Diözesaner Umweltpreis

Auch heuer sucht die Katholische Aktion (KA) St. Pölten in Kooperation mit der Evangelischen Kirchen Niederösterreich und der Erzdiözese Wien im Rahmen des diözesanen Umweltpreises 2021 wieder Pfarren, die sich durch „schöpfungsfreundliche“ Aktionen und Projekte auszeichnen. Unterstützt wird der Preis vom Land Niederösterreich. Der Schwerpunkt der diesjährigen Ausschreibung liegt auf „Natur im Pfarrgarten“. Gesucht werden Projekte, die ökologische Garten­pflege betreiben. Die Einreichungen sind dabei aber nicht auf ökologische Pfarrgärten beschränkt, sondern können sich auch auf positive Beiträge rund um die Bereiche kirchlicher Gebäude, Naturerlebnisse, Liturgie, Pfarrfeste oder Müllvermeidung drehen. Die Pfarren sind eingeladen, Projekte bis 30. September einzureichen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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