3.Fastensonntag: Alexander Fischer
Gott sagt uns bedingungslos seine Vergebung zu

Oft scheint es einfach, „Hau ihn um!“ zu fordern, wäre da nicht die andere Stimme: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen!“ Gott öffnet uns in seiner nie ermüdenden Barmherzigkeit den Blick für das Hoffnungsvolle und Lebensbejahende.  | Foto: Mauro Rodrigues - adobe.stock.com
  • Oft scheint es einfach, „Hau ihn um!“ zu fordern, wäre da nicht die andere Stimme: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen!“ Gott öffnet uns in seiner nie ermüdenden Barmherzigkeit den Blick für das Hoffnungsvolle und Lebensbejahende.
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Womit habe ich das verdient?“ – Gespräche, die diese Frage enthalten, gehören wohl zu den schwierigsten, die es gibt. Wenn schwer kranke Personen, die absolut nichts für ihre Krankheit können, solche Fragen stellen, dann ist es oft schwer, die richtigen Worte zu finden. „Ich habe doch mein ganzes Leben lang nicht geraucht; warum habe ich nun Lungenkrebs?“ ... „Mein Nachbar lebt doch viel ungesünder; warum gerade ich?“ Leicht kommt man bei derartigen Gesprächen in Verlegenheit und bleibt selbst ratlos.

Auch Jesus ist im Evangelium mit ähnlichen Fragen konfrontiert. Es geht zwar nicht um schwere Krankheiten, aber trotzdem um nicht weniger Tragisches. Da kommen Pilger aus Galiläa zum Tempel nach Jerusalem, um ein Opfer darzubringen, und gerade in dem Moment richtet der Statthalter Pontius Pilatus ein Blutbad an und lässt allesamt hinmetzeln. Womit haben sie das verdient? Wer von ihnen hat gesündigt, dass Gott das zulässt? Wie große Schuld müssen sie auf sich geladen haben, dass sie so eine harte Bestrafung erfahren?

Wir können zwar keine Antworten auf das Warum großer Not geben, aber wir können dort, wo es in unserer Hand liegt, den Weg des Guten gehen.

Jesus gibt auf solche Fragen keine eigentliche Antwort. Es bleibt ein Geheimnis, warum manchen Menschen so viel Schlimmes widerfährt. Aber er benutzt das Denken der Fragesteller, um ihnen selbst einen Spiegel vor Augen zu halten: Wenn ihr denkt, dass das die Strafe für ihre Sünden ist, wie viel wird euch dann erwarten? Meint ihr, dass sie größere Sünder waren als alle anderen? Jesus benutzt die Situation, um seinen Zuhörern unverblümt zu sagen: „Ihr werdet ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.“ – Harte Worte, die Jesus da spricht! Und doch stehen sie im Evangelium und wir können sie nicht einfach ignorieren.

An dieser Stelle erscheint es mir wichtig, zwei Punkte festzuhalten:
1. Jesus gibt keine Antwort auf die Frage: Womit haben sie das verdient? Er sagt nicht, dass diese schlimmen Ereignisse Folgen der Sünde einzelner Menschen sind.
2. Er benutzt die Denkweise der Menschen und diese schlimmen Ereignisse dazu, sie zur Umkehr zu mahnen. Und das mit vollem Ernst.

Umkehr angesagt

Vielleicht kann das für uns bedeuten, dass wir die Realität des Bösen in unserer Welt, die kleinen und großen Ungerechtigkeiten unseres Lebens, die Not, die uns überall begegnet, manches unverschuldete Leid und schwere Krankheiten nicht so sehr hinterfragen sollen. Wir sollen nicht daran verzweifeln, indem wir uns ständig nach dem Warum fragen, auf das es im Letzten doch keine Antwort gibt. Vielmehr sollen uns diese Dinge zur Warnung und Mahnung werden: Es gibt das Schlechte und wir können diese Realität nicht aus unserem Leben ausblenden. Wir können zwar keine Antwort auf das Warum großer Not geben, aber wir können in unserem persönlichen Leben, dort wo es in unserer Hand liegt, den Weg des Guten gehen.
Und wo wir diesen Weg verlassen haben, da ist – mit den Worten Jesu – Umkehr angesagt. Eine wirksame Hilfe für diese Umkehr, für eine Neuausrichtung, kann gerade auch in der Fastenzeit eine ehrliche Beichte sein. Da, wo ich Gott schonungslos die Schattenseiten meines Lebens hinhalte, da droht er mir nicht, sondern sagt mir bedingungslos seine Vergebung zu.

Davon handelt schließlich auch der zweite Teil des Evangeliums mit dem Gleichnis vom Feigenbaum, der zunächst keine Früchte trägt. Der Weingärtner verschafft ihm eine Gnadenfrist, gibt ihm Zeit und Möglichkeit zur Umkehr. Das ist die Hintergrundfolie und die eigentliche Aussage hinter den drastischen Worten Jesu: Zu diesem Gott, der uns Halt und Hilfe gibt, der uns nicht einfach fallen lässt, sollen und dürfen wir umkehren.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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