Theologie
Wer bittet, der empfängt

Gemälde des in Sankt Pölten verstorbenen Barockmalers Daniel Gran: „Unterweisung Mariens durch Joachim und Anna“. Zu sehen im Belvedere Wien. 
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  • Gemälde des in Sankt Pölten verstorbenen Barockmalers Daniel Gran: „Unterweisung Mariens durch Joachim und Anna“. Zu sehen im Belvedere Wien.
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Die heilige Anna und der heilige Joachim sind die Großeltern Jesu. Die Geburt Mariens, ihrer Tochter, ist Hinweis auf die Erlösungstat Christi und Beispiel für das Wunderhandeln Gottes.

Wie eine biblische Figur auf die Welt kommt, ist oftmals ebenso wichtig wie die Frage, wie sie die Welt wieder verlässt. Allen voran steht natürlich Christus: Als Kind einer Jungfrau wird er in einem Stall zu Bethlehem geboren. Auch Johannes der Täufer hat eine sagenumwobene Geburtsgeschichte, waren seine Eltern doch bereits weit über dem Alter, in dem man normalerweise Kinder bekommt. Und auch der Anfang des Volkes Israel ist eine solche Geschichte: Obgleich Sara und Abraham hochbetagt waren, verhieß Gott ihnen Nachkommen, zahlreich wie die Sterne – und er blieb diesem Versprechen treu.

Die Erzählung von der Geburt Mariens ist ganz ähnlich. Gemäß dem apokryphen Protoevangelium des Jakobus, das zwar nicht zum Kanon der Bibel gehört, bis ins Mittelalter aber noch eine vielgelesene Schrift war, waren Anna und Joachim noch im hohen Alter kinderlos. Das Umfeld der beiden meinte darin eine Strafe Gottes für eine große Schuld zu erkennen, die Joachim in einem 40-tägigen Fasten in der Wüste sühnen wollte. Noch während er in der Wüste war, betete seine Frau Anna: „Segne mich und erhöre meine Bitte, wie du die Mutter Sara gesegnet und ihr Isaak zum Sohn gegeben hast“ (2,4). Daraufhin erschien ihr ein Engel und offenbarte ihr, sie werde ein Kind gebären, von dem „man auf dem ganzen Erdkreis“ (4,1) reden wird. Nach der Geburt Mariens gelobte Anna, ihre Tochter dem Herrn zu übergeben, damit sie im Tempel aufwachsen könne. Als das Mädchen drei Jahre alt war, erfüllte ihre Mutter das Gelöbnis und übergab Maria dem Hohepriester.

Maria ist durch die göttliche Vorsehung ohne Sünde.

Mit der Erfüllung des Gelübdes haben Anna und Joachim ihren letzten Auftritt im Jakobusevangelium, in den vier Evangelien der Schrift kommen sie gar nicht vor. Dennoch haben sie einen festen Platz in der Frömmigkeit, Spiritualität und vor allem Lehre der Kirche, weil die Geburt und die Zeugung der Jungfrau Maria ohne die Weitergabe der Erbsünde vollzogen wurden. Im apokryphen Jakobusevangelium ist bereits angedeutet, was die Kirche im 19. Jahrhundert als Dogma verkünden wird: Maria ist durch die göttliche Vorsehung vom Moment ihrer Zeugung an ohne Sünde. Die Reinheit Marias ist damit Vorausdeutung der Heiligkeit Christi – dass er die Menschen durch seinen Kreuzestod von der Sünde befreit, ist in der unbefleckten Empfängnis Mariens bereits angezeigt. Annas und Joachims Wunsch nach einem Kind, ihr Fasten und Beten, trotz der geringen Wahrscheinlichkeit doch noch ein Kind zu bekommen, bereitete so der Menschwerdung Christi den Weg.

„Wer bittet, der empfängt“

Wenn die Kirche das heilige Paar Anna und Joachim verehrt, verehrt sie damit das göttliche Wirken in der Einfachheit des menschlichen Lebens. Uns wird im apokryphen Text und in den Legenden, die darauf aufbauen, eine ganz menschliche Situation dargestellt. Die beiden Eheleute können keine Kinder bekommen, was negativ auf sie selbst zurückfällt. Anna fleht zu Gott, Joachim tut Buße, damit sie dieser für sie so unglücklichen Situation entkommen. Aber Gott geht noch weiter: Statt nur das Übel zu lindern und dem kinderlosen Paar ein Kind zu schenken, schenkt er ihnen eine Tochter, die von jeder Sünde rein ist und ihn selbst gebären wird. In der Geburt Mariens offenbart sich die Erfüllung des Wortes Jesu, das so programmatisch für die Beziehung zwischen Gott und seinen Kindern ist: „Denn wer bittet, der empfängt“ (Mt 7,8) – oft mehr, als worum man gebeten hat.

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Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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