Dreikönigsaktion
Sternsingen für eine bessere Zukunft
Zum 70. Mal werden in den Tagen rund um den Jahreswechsel Sternsingergruppen ausrücken, um den Menschen Segenswünsche zu bringen und Geld für Projekte in den ärmsten Ländern zu sammeln. Bei der Sternsingeraktion 2023/24 steht Guatemala im Fokus. Orelio Godinez Velásquez und Dina López Velásquez besuchten Pfarren und Schulen in der Diözese St. Pölten und berichteten über Programme und Projekte, die mit den Spenden unterstützt werden.
Sternsingergruppen, wie sie bei uns in der Zeit bis zum Dreikönigstag (6. Jänner) unterwegs sind, kenne man in Guatemala nicht, erzählen Orelio Godinez Veláquez und Dina López Velásquez beim Gespräch mit „Kirche bunt“. Aber man sei den Sternsingern dankbar, denn mit der Unterstützung der Dreikönigsaktion (DKA) der Katholischen Jungschar könne in ihrer Heimat viel Gutes für Kinder und Jugendliche bewirkt werden.
Obwohl in Guatemala nach langen Jahren des Bürgerkriegs nun Frieden herrscht, leben etwa 60 Prozent der Bevölkerung in Armut. Die Analphabtenrate in dem zentralamerikanischen Land, das eine Fläche von 110.000 Quadratkilometern hat und über 16 Millionen Einwohner zählt, liegt bei 70 Prozent.
Kinder und Jugendliche sind besonders von Armut und Ausbeutung betroffen: Jedes zweite Kleinkind in Guatemala ist chronisch unterernährt. Die gesundheitlichen Schäden beeinträchtigen sie oft ihr Leben lang. Viele Kinder sind zudem Übergriffen und sexualisierter Gewalt ausgesetzt, was zu Traumatisierungen führt.
Die Dreikönigsaktion der Jungschar hat in Guatemala mehrere Projektpartnerinnen und -partner, erzählt Sophie Steindl, Referentin der DKA in der Diözese St. Pölten. In der Zusammenarbeit mit den Organisationen FTN (Fundación Tierra Nuestra) und ODHAG (Oficina de Derechos Humanos del Arzobispado de Guatemala) gehe es darum, Kinder und Jugendliche zu ermächtigen, ihre speziellen Rechte aktiv einzufordern. Unterstützt würden auch Familien, Schulen und kirchliche Einrichtungen, die zu sicheren Räumen werden, in denen Kinder und Jugendliche vor Gewalt geschützt sind. Kinder, die Opfer von Gewalt geworden sind, werden zudem psychologisch betreut.
Besuch in Diözese St. Pölten
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt liegt in der Bildung. Berufliche Ausbildung und wirtschaftliche Projekte von Jugendlichen schaffen Einkommen und ermöglichen eine gesicherte Zukunft, so Steindl. So könnten die Jugendlichen in ihrer Region leben und müssten nicht in die gefährliche Migration aufbrechen.
Orelio Godinez Veláquez ist lokaler Mitarbeiter von Tierra Nuestra und Dina López Velásquez absolvierte dort Bildungsprogramme. Kürzlich besuchten sie eine Woche lang Pfarren und Schulen in der Diözese St. Pölten und berichteten von den Lebensumständen der Kinder und Jugendlichen in ihrer Heimat und den von der DKA unterstützten Projekten. „In unserem Dorf gibt es eine sechsstufige Volksschule und insgesamt nur drei Lehrer, die meisten Kinder hören nach der Volksschule auf und müssen arbeiten gehen“, berichtet Orelio Godinez Veláquez. Seine Reise nach Österreich sei sein erster Auslandsaufenthalt, so der 27-Jährige. Ihn habe erstaunt, dass die Kinder hier nur zur Schule gehen müssten und sonst spielen könnten.
„Und dass es drei Mahlzeiten am Tag gibt und man jeden Tag Fleisch essen kann“, ergänzt Dina López Velásquez. Die 20-Jährige musste von Kindheit an von morgens bis abends auf einer Kaffeeplantage arbeiten und Kaffeesäcke mit 40 Kilogramm schleppen. Über das von der DKA unterstützte Programm Tierra Nuestra konnte sie Bildungsprojekte besuchen. Heute arbeitet sie in einem Fischzucht-Projekt, das ihr ein kleines Einkommen ermöglicht.
Starthilfe für Kleinprojekte
Tierra Nuestra setzt den Schwerpunkt ihrer Arbeit in Bildungs- und Landwirtschaftsprojekte, so Orelio. Die Unterstützung erfolgt mit berufsbildenden Kursen und mit Starthilfe für die Kleinprojekte der Jugendlichen, wie für das Züchten von Fischen, die Herstellung von Lebensmitteln oder die Reparatur von Elektrogeräten. Bei den Projekten gehe es auch um nachhaltiges Landwirtschaften und um die Schaffung eines Umweltbewusstseins bei den jungen Leuten, berichtet Veláquez.
„Wir wollen den jungen Leute zeigen, dass Arbeit wichtig ist, dass es im Leben auch um andere Dinge geht.“
Im Bildungsbereich gehe es auch um kulturelle und politische Bildung, so lernen die Kinder und Jugendlichen etwas über ihr eigenes Land und ihnen werden alternative Freizeitprogramme aufgezeigt – etwa in Theaterstücken, die gemeinsam aufgeführt werden. Orelio: „Wir wollen den jungen Leuten zeigen, dass Arbeit wichtig ist, dass es im Leben aber nicht nur um Arbeit geht, sondern auch um andere Dinge und dass man etwas für sich selbst tun kann.“
Am 6. Dezember sind die beiden Gäste wieder in ihre Heimat geflogen. Die Festlichkeiten beginnen dort neun Tage vor dem Heiligen Abend mit einer Novene. Täglich kommen die Menschen zusammen, beten und feiern, erzählen Orelio und Dina. In den Straßen duftet es dort nicht nach Maroni, sondern nach Mais. Weihnachten wird bunt und fröhlich mit vielen Menschen gefeiert. „Geschenke gibt es keine, aber ein gutes Essen mit einem Maisgericht und ponche (eine Art Punsch, Anm. der Red.). Und wer es sich leisten kann, serviert auch Fleisch“, so Dina.
Was nehmen sie mit aus Österreich? Neue Träume!
Welche Erfahrungen nehmen sie aus Österreich mit? Dina: „Vor der Reise nach Österreich waren meine Träume und Vorstellungen von meiner Zukunft anders. Wir waren hier in verschiedenen Schulen und ich habe erkannt, dass ich mich weiterbilden will. Mein Traum ist, einmal Lehrerin zu werden.“ Und auch Orelio, der schon verheiratet ist und eine kleine Tochter hat, sagt: „Ich will mich im Sozialbereich weiterbilden, denn ich will etwas für meine Mitmenschen in meinem Dorf erreichen.“
Die Dreikönigsaktion ist die größte Spendenaktion Österreichs. Mit dieser finanziert die Katholische Jungschar jedes Jahr rund 500 Projekte in den armen Ländern der Welt. Spenden über das Konto der Dreikönigsaktion IBAN: AT23 6000 0000 9300 0330, oder online auf www.sternsingen.at/spenden.
Autor:Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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