„Des Teufels Bad“
Film und Diskussion im Kino in Zwettl

Diskutierten in Zwettl (v. l.): Fritz Schipper, Prof. Rotraud Perner, Gabriel Koppensteiner (Caritas), Kathrin Trattner, Erika Wurz (Caritas), Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger und „Kirche bunt“-Chefredakteurin Sonja Planitzer | Foto: Joachim Brand
  • Diskutierten in Zwettl (v. l.): Fritz Schipper, Prof. Rotraud Perner, Gabriel Koppensteiner (Caritas), Kathrin Trattner, Erika Wurz (Caritas), Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger und „Kirche bunt“-Chefredakteurin Sonja Planitzer
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Zu einer Filmvorführung und anschließenden Diskussion lud das Bildungshaus Stift Zwettl ins Waldviertler Kino in Zwettl ein. Im Zentrum stand das mehrfach mit dem österreichischen Filmpreis ausgezeichnete Werk „Des Teufels Bad“, das u. a. in Litschau gedreht wurde. Der Film beleuchtet ein erschütterndes und bisher kaum beachtetes Kapitel europäischer Geschichte: Depressionen im 17. und 18. Jahrhundert, als diese unter dem Begriff „Teufels Bad“ bekannt waren.

Eine hochkarätige Diskussionsrunde stellte sich im Anschluss an die Filmvorführung den Fragen von „Kirche bunt“-Chefredakteurin Sonja Planitzer: Psychoanalytikerin, Juristin und Theologin Rotraud A. Perner, Religionswissenschaftlerin Kathrin Trattner, Universitätsprofessor Raimund Sedivy, Leiter der Pathologie der Sigmund Freud Universität Wien, sowie Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger, der im Film die Rolle des Pfarrers übernommen hatte.

Die Religionswissenschaftlerin Kathrin Trattner über den religionshistorischen Hintergrund des Werks: „Der Film befasst sich mit einem wenig bekannten historischen Phänomen. Im 17. und 18. Jahrhundert häuften sich Fälle von ,mittelbaren Selbsttötungen‘. Dabei wurden Morde begangen, um die eigene Hinrichtung herbeizuführen und damit der ewigen Verdammnis eines direkten Selbstmordes zu entgehen. Besonders viele dieser über 400 dokumentierten Fälle betrafen Frauen, die Opfer waren oftmals Kinder.“
„Das waren gute Menschen, die nichts Böses tun wollten, aber die letztlich nicht aus ihrer Rolle rauskonnten“, so Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger, der im Film den Pfarrer darstellte. Für ihn sei das Mitwirken am Film ein unvergessliches Erlebnis gewesen.

Rotraud Perner plädierte für das „Prinzip Menschlichkeit“: „Wir hatten Jahrhunderte einer grausamen Erziehung mit Verletzung der Menschenwürde, mit Strafen und Drohungen.“ Doch es gehe darum, so die Psychoanalytikerin, andere nicht zu verletzen und den Menschen mit Liebe zu begegnen. Gerade heute lebe die Gesellschaft aber in einem zunehmend von Ausgrenzung und Hass geprägten Klima.
Universitätsprofessor Raimund Sedivy, der auch als Trauerbegleiter tätig ist, sprach von einem „Zeitalter der digitalen Kälte“: „Früher bot der Glaube vielen Menschen Halt. Heute, wo viele nicht mehr glauben können oder wollen, fehlt diese Stütze oft.“ Gleichzeitig betonte Sedivy, dass es heute viele Möglichkeiten gebe, Hilfe und Unterstützung zu finden. Es gehe darum, „nicht nur auf das Handy zu schauen, sondern sich wieder mehr um die Menschen um uns herum zu sorgen“.

Auf die Frage aus dem Publikum, wie die Kirche heute mit dem Thema Suizid umgehe, erklärte Kräuterpfarrer Felsinger, dass Verurteilung und Bestrafung durch seelsorgliche Begleitung, Trost und Prävention ersetzt worden sind. Dennoch bleibe die kirchliche Lehre bestehen: „Niemand hat das Recht, auf ein Leben zuzugreifen – auch nicht auf das eigene. Denn damit würde ich die Zusage Gottes negieren, der mir mein Leben geschenkt hat.“

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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