Fastenzeit
Eine geschenkte Zeit

Ein Priester spendet in der Fastenzeit die Kommunion. Gekleidet ist er in der liturgischen Farbe dieser Zeit: violett.  | Foto: Corinne Simon
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Ein großes Fest feiert man nicht eben nebenbei und ohne Vorbereitung. So geht es Christinnen und Christen auch vor Ostern: Die 40-tägige Fastenzeit lädt ein, sich Zeit für Gott und für die Nächsten zu nehmen.

Gut Ding braucht Weile, heißt es. Das Sprichwort macht auf eine zentrale Einsicht aufmerksam: Wenn man etwas ordentlich machen will, dann sollte man sich dazu Zeit lassen. Wer nur schnell vor sich hin hudelt oder alles nur so nebenbei macht, braucht sich nicht zu wundern, wenn er die erwartete Perfektion vielleicht nicht erreichen wird. Oft hilft es, einen Gang zurückzuschalten und sich noch einmal Zeit zu nehmen. Für ein gutes Ergebnis ist Zeit entscheidend, und es ist gut, wenn man genügend davon hat, um auch andere Perspektiven bedenken zu können.
Gut Ding braucht Weile: Das gilt auch für die Vorbereitung auf das Osterfest. Das Kirchenjahr selbst bietet Jahr für Jahr eine Zeit der Einstimmung, damit niemand unvorbereitet Ostern feiern muss. Mit dem Aschermittwoch beginnt alljährlich die österliche Bußzeit, die Gläubigen vierzig Tage Zeit gibt, um sich auf Ostern vorbereiten und einstimmen zu können.

Bewusst auf Ostern zugehen

Man kann das große Fest von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu, des Herrn, eben nicht unvorbereitet feiern. Zu groß ist das Geheimnis des christlichen Glaubens, als dass man einfach so in dieses Fest hineinstolpern könnte. Da braucht es eine gute Vorbereitung, dass man sich auch Zeit nimmt, um bewusst auf Ostern zuzugehen, um bewusst dieses größte christliche Fest zu feiern.
Die Liturgie der österlichen Bußzeit ist auf das Wesentliche beschränkt. Die violetten Gewänder, die im Gottesdienst getragen werden, verbreiten eine eher gedrückte Stimmung. Das Aschekreuz, das am Anfang der österlichen Bußzeit steht, weist auf unsere menschliche Vergänglichkeit und das Sterben hin. Die Musik im Gottesdienst ist eingeschränkt, oftmals begleitet das Orgelspiel ausschließlich die Gesänge. Dadurch wird ein Raum der Stille eröffnet, der zum Nachdenken und zur Konzentration auf das Wesentliche einlädt.
Eine Folge: Wir hören wieder neu und bewusster auf das Gotteswort, das in der österlichen Bußzeit besonders im Mittelpunkt steht. Gott spricht zu den Menschen, auch in der heutigen Zeit. Und jede und jeder tut gut daran, wenn diese Fastenzeit genutzt wird, um wieder sensibel zu werden für Gottes Stimme, um seine Spuren auch im eigenen Alltag zu entdecken.

Es ist gut, dass uns diese heilige Zeit bis Ostern geschenkt ist, damit wir die Beziehung zu Gott und zu den Nächsten wieder vertiefen können.

Auch das persönliche Leben und Beten kann in dieser österlichen Bußzeit eine besondere Form annehmen. Das Opfer für unterschiedliche Hilfswerke ist ein Teil gelebter Nächstenliebe, die in der konkreten Gabe ihren Ausdruck erlangt. Der Verzicht auf manche Speisen, Getränke oder Gewohnheiten eröffnet einen Raum der Freiheit, der mit anderen Dingen gefüllt werden kann.
Es gibt viele Andachtsformen, die sich auch im privaten Rahmen pflegen lassen: das Gebet des Kreuzwegs zum Beispiel, der schmerzhafte Rosenkranz oder eine bewusste tägliche Bibellesung. All das sind kleine spirituelle Auszeiten, die die österliche Bußzeit zu einer heiligen Zeit machen. Zu einer Zeit, in der wir uns ganz bewusst auf etwas Neues einstellen und auf Ostern zugehen wollen.
Gut Ding braucht Weile: Am Anfang der österlichen Bußzeit scheinen die bevorstehenden 40 Tage eine nicht enden wollende Zeitspanne zu sein. Aber es ist gut, dass es sie gibt, dass uns diese Zeit bis Ostern geschenkt ist. Damit wirklich Zeit dafür ist, um die Beziehung zu Gott und zu den Nächsten wieder vertiefen zu können. Damit wirklich Zeit dafür ist, sich innerlich und äußerlich vorzubereiten für das große Fest, das schon in wenigen Wochen miteinander gefeiert wird.
Die österliche Bußzeit ist eine geschenkte Zeit: eine Zeit, die genutzt werden will, damit wir uns jeden Tag neu ein bisschen mehr mit Christus verbinden, der in diese Welt gekommen ist, damit wir in ihm das Leben finden. Deshalb kann die Fastenzeit als Chance gesehen werden: eine Chance, wirklich Zeit zu haben. Zeit für Gott und Zeit für die Menschen, die einem am Herzen liegen.
Denn das sind die zwei wesentlichen Dimensionen dieser österlichen Bußzeit: die Hinwendung zu Gott und die Hinwendung zu den Mitmenschen. Diese beiden Dimensionen sollten im Mittelpunkt der Vorbereitung auf das Osterfest stehen. Fabian Brand/KNA

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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