Welthaus
Armenien auf dem Weg in die Zukun

Besucht bei Fairwurzel in Horn | Foto: zVg
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Armenien, das älteste christliche Land der Welt, ist geprägt von politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen und immer öfter von den Auswirkungen der Klimakrise. Das „Welthaus“ unterstützt
im Land Projekte, die sich im Klimaschutz und für eine nachhaltige Landwirtschaft engagieren. Mariam Madanyan von der NGO „Green lane” und Armen Martyrosyan von der Caritas Gyumri berichteten bei
ihrem kürzlichen Besuch in der Diözese St. Pölten darüber.

Es ist eine brisante Situation derzeit in der Kaukasusrepublik Armenien: Um sich aus seiner Isolation zu befreien, müsste das Land eine Normalisierung der Beziehungen zu den Nachbarländern Aserbaidschan und Türkei erreichen. Die Grenzen zu diesen Nachbarländern sind praktisch zu. Eine Normalisierung kann aber offenbar nur mit großen Zugeständnissen geschehen: Denn Asberbaidschan beansprucht die Oberhoheit über die mehrheitlich armenisch besiedelte Region Nagorni Karabach.

Dass der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan nun zu Zugeständnissen bereit ist, wird in Armenien zum Teil scharf kritisiert. Unter anderem von der Armenischen Apostolischen Kirche, die vor einseitigen Konzessionen warnt und die „Brüder und Schwestern“ in Berg Karabach einem neuen Genozid ausgesetzt sieht.

Ein Genozid zu Beginn des 20. Jahrhunderts löschte das Volk beinahe aus und ist auch der Grund dafür, dass heute mehr menier in der Diaspora leben als im eigenen Land mit rund 2,8 Millionen Einwohnern.
Wegen anhaltender Kon ikte mit den Nachbarstaaten Türkei und Ascherbaidschan sind 1307 Kilometer, also über 80 Prozent der Landesgrenze, geschlossen. Es bleiben dem Land, das etwas größer als Niederösterreich und Burgenland zusammen ist, nur wenige hundert Kilometer Grenze zum Iran und Georgien, um Handel treiben und Kontakt zur Außenwelt halten zu können.

Wetterextreme fordern vor allem auch die Landwirtschaft

Eine neue Herausforderung für Armenien zeigte sich in den vergangenen Jahren immer stärker: der Klimawandel mit seinen Wetterextremen. Trockenheit, Starkregen oder Hagel fordern vor allem auch die
Landwirtscha , berichteten Mariam Madanyan von der NGO „Green lane“ (Der grüne Weg) und Armen Martyrosyan von der Caritas Gyumri bei ihrem kürzlichen Besuch in der Diözese St. Pölten. Rund 30 Prozent der Einwohner sind von der Landwirtschaft abhängig, meist Kleinbauern, die Obst wie Marillen, Pfirsiche oder Granatäpfel und Gemüsesorten wie Tomaten oder Auberginen sowie Gertreide und Mais anbauen. Mariam, die selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und heute bei „Green lane“ als Agrarökonomin tätig ist, will den Landwirten in Armenien die ökologische Landwirtschaft näher bringen.
„Uns geht es darum, bei den Menschen das Bewusstsein für die Klimakrise und ihre Folgen zu schärfen“, sagt sie.

Die Landwirtschaft fit für die Zukunft machen.

Vor allem beschäftigt sich die Agrarökonomin mit alternativen Anbaumethoden und neuen Pflanzensorten, um die Landwirtscha in Armenien für die Zukunft zu machen. So bietet das „Green Center for Teaching“ Landwirten und Studierenden Fortbildungsmöglichkeiten, sie experimentieren im großen Schaugarten mit nicht-traditionellen Gemüse- und Obstsorten wie Artischocke, Kiwi, Papaya und verkaufen die eigenen Produkte im Shop.

Jeden September veranstaltet „Green lane“ ein Erntefest, das die nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft und in ländlichen Gemeinden in Armenien fördert. Das „Erntefest für ländliches Leben
und Tradition“ ist eine einzigartige Plattform für Bauern, Einkäufer und verschiedene Organisationen zum Treffen und Erfahrungsaustausch.

Armen Martyrosyan wiederum ist Mitarbeiter der Caritas Gyumri, einer Stadt im Nordwesten des Landes. In seiner Funktion ist er in die vielfältigen Klima-Maßnahmen der Caritas involviert. „Der Klimawandel
gewinnt immer mehr an Bedeutung. Es ist eine Kettenreaktion – die Bauern verlieren durch häufiger auftretende Katastrophen die Erträge aus den Ernten und haben damit immer weniger Geld für ihre Familien, für Bildung oder Gesundheit“, so Armen.

Er sagt: „Es ist in meinem eigenen Interesse, die Natur zu bewahren und ich sehe es als Verpflichtung, sie für die kommenden Generationen zu erhalten.“ Laudato si‘, die Enzyklika von Papst Franziskus, sei für ihn
eine große Inspiration.

„Es ist in meinem eigenen Interesse, die Natur zu bewahren und ich sehe es als Verpflichtung, sie für die kommenden Generationen zu erhalten.“

Eines der Projekte, die Armen Martyrosyan für die Caritas Gyumri umsetzt, sind Ausbildungskurse für Solartechnik in den ländlichen Gebieten, wo traditionell eigentlich Gas und Kuhdung zum Heizen
verwendet werden. Die Solartechnik sei in Armenien noch wenig verbreitet, so Armen. Mittlerweile wurden aber bereits 30 Personen ausgebildet, um die Systeme auf privaten Gebäuden und öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten oder Gemeindezentren zu installieren und zu warten.

Lokale Initiativen mit „grünen Ideen“

Zusätzlich werden derzeit Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren an Schulen zu Multiplikatoren zum Thema Klimawandel ausgebildet. Durch sogenannte „Peer-to-peer“-Ausbildung wird
ihr Wissen in den nächsten zwei Jahren insgesamt 4.000 Kinder und Jugendliche erreichen. Zusammen mit der Caritas Österreich wird zurzeit die Ökobriketts-Herstellung aus Stroh erprobt, und sechs kleine
Fonds zur Umsetzung lokaler Initiativen mit „grünen Ideen“ runden die Kampagne zur Klima-Bewusstseinsbildung ab.

Auch in Österreich sammelten Mariam Madanyan und Armen Martyrosyan bei Besuchen Ideen und Informationen. Armen: „Wir haben gut zugehört, vieles gelernt und nehmen viel mit nach Hause nach
Armenien, um dort neue Projekte zu entwickeln.“

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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