Fastenzeit
Fasten – wie ein Werkzeug in der Hand
Fastenvorsätze gibt es viele, denn die Fastenzeit bedeutet mehr als nur Verzicht auf Kalorien. So ist der zeitweise Verzicht aufs Handy eine von vielen Möglichkeiten.
Mittagszeit. Das Klappern von Besteck und Tellern ist bis ins Vorzimmer zu hören. Bevor die Suppenschüssel nun als erstes rund um den Esstisch wandert, wird noch ein gemeinsames Tischgebet gesprochen. „Ich faste an allen Tagen in der Fastenzeit, an denen ich mehr trinke als esse“, sagt And-rea danach und schmunzelt: „Nur nicht am Sonntag.“ Doch nicht nur sie – auch ihr Mann und ihre beiden Kinder nutzen die Fastenzeit, um eine Zeitlang bewusster und nachhaltiger zu leben und den Alltag anders zu gestalten.
Jede Menge Erfahrung. Die Handys von Andreas Familie bleiben während der Mahlzeiten im Vorzimmer, damit jede und jeder das Essen genießen kann und sich davon nicht ablenken lässt. Sie werden in einen Korb gelegt und dürfen erst danach wieder herausgenommen werden. „Am schönsten ist es dann, wenn wir auf die Geräte vergessen“, erklärt die Mutter von zwei Söhnen, die von dieser Form des Fastens zwar nicht begeistert waren, sich damit aber angefreundet haben. Für sie, so Andrea, sei diese Zeit auch wie ein Neubeginn, in der die Familie versucht, sich von schlechten Gewohnheiten zu trennen.
Blick aufs Wesentliche. „Natürlich geht es nicht darum, dass Kinder strikt fasten müssen, aber für eine Zeit auf etwas zu verzichten, kann eine sehr bereichernde Erfahrung sein“, sagt Peter Mender, Präsident des Katholischen Familienverbandes Österreichs (KFÖ). „Gerade in Zeiten, in denen fast alles rund um die Uhr verfügbar ist, kann eine Zeit des bewussten Verzichtes helfen, den Fokus wieder auf das Wesentliche zu richten.“ Die Fastenzeit eignet sich gut, um den eigenen Medienkonsum zu reflektieren und die Bildschirmzeit zu hinterfragen: „Schaffe ich es, mit weniger Handyzeit auszukommen und wie nutze ich die frei gewordene Zeit?“ Peter Mender verweist auf die Aktion „plusminus“ des Katholischen Familienverbandes, die für Familien ein guter Anker in der Fastenzeit sei. Sie können an jedem der 40 Tage etwas Gutes tun. Anregungen und Texte gibt es auf dem Portal des KFÖ https://www.familie.at.
Für Körper, Geist und jede Seele. „In Zeiten der grenzenlosen Wunscherfüllung sollten wir wieder lernen, uns auf etwas zu freuen“, findet die 45-jährige Andrea. „Damit nach einer scheinbar nutzlosen Zeit, wieder etwas Fruchtbares sprießen kann.“ Durch den Überfluss würden viele zu „Gewohnheitstieren“, die das Besondere heute nicht mehr wertschätzen. Opfer in der Fastenzeit zu bringen, sei für sie daher eine Wohltat für Körper, Geist und Seele. Jeder und jede nehme daraus eine wertvolle Erfahrung mit. „Das Fasten ist für mich wie ein Werkzeug, das ich meinen Kindern fürs Leben mitgeben möchte“, meint sie, „das sie auspacken und in die Hände nehmen können.
Handyfreie Zeiten. Für Manuel Sattelberger, Kaplan in den Pfarren Zwettl-Stadt, Friedersbach und Großglobnitz, ist die Fastenzeit „eine liebevolle Einladung der Kirche, mit meiner Zeit, meinen Beziehungen und mit meinen Dingen neu und anders umzugehen“. Er versucht, sich immer wieder handyfreie Zeiten zu nehmen, in denen er das „Kastl“, wie er es bezeichnet, weglegt und ausschaltet. Die gewonnene Zeit nutze er auch für Gebete. „Habe ich mein Handy in der Hand, oder hat mich mein Handy in der Hand?“ – diese Frage stelle er sich immer wieder aufs Neue.
„Das Fasten ist für mich wie ein Werkzeug, das ich meinen Kindern fürs Leben mitgeben möchte.“
Mehr Verzicht üben. Das Mittagessen ist zu Ende. Die leeren Teller werden von den Familienmitgliedern in die Küche getragen und in den Geschirrspüler geräumt. Süßigkeiten gebe es in der Familie in der Fastenzeit zwar weiterhin, aber viel weniger als im restlichen Jahr. Zu verzichten kann auch dem Körper und der Gesundheit guttun, findet Andrea abschließend. „Ja, weil dann haben wir alle etwas davon. Auch über die Fastenzeit hinaus.“ Christopher Erben
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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