Muttertag
Ein Danke, das ankommt

Foto: maryviolet – stock.adobe.com

Danke, Mama, du bist lieb.“ Jede Mutter freut sich über solche Worte. Doch es kommt auch auf die Haltung an, die hinter den Worten steckt; auch ein gut gemeintes Kompliment kann schal wirken, wenn es aus reinem Pflichtgefühl geäußert wird.
Jeder Mensch ist ein liebes- und lobesbedürftiges Lebewesen, sein Grundbedürfnis nach positiver Bestärkung groß – nicht nur zum Muttertag. Deshalb sollten wertschätzende Worte in der Familie einen festen Platz haben. Wer diese in ausreichendem Maß bekommt, entwickelt Selbstbewusstsein, kann Krisen meistern und ist seinerseits liebesfähig.

Das Positive sehen und wertschätzen
Wertschätzung ist kein einmaliger Vorgang, sondern gleicht einer Gewohnheit, das Positive zu sehen, es zu schätzen und dafür dankbar zu sein. Beispiele für wertschätzende Gedanken sind: „Ich bin dankbar, dass ich gesund bin.“ oder „Ich freue mich, dass mein Partner an meiner Seite ist.“ oder „Es ist schön, ein warmes Zuhause zu haben.“
Manchmal mangelt es trotz wertschätzender Gedanken an Ideen, wie man den Respekt zeigen und ausdrücken kann. Es kann ungewohnt sein, sich wertschätzend zu verhalten, weil Kritik oft näher liegt als Lob. Die so genannte „Gottmann-Konstante“ besagt jedoch, dass in stabil-zufriedenen Beziehungen das Verhältnis von positiven zu negativen Signalen bei 5 zu 1 liegen muss. Das heißt eine negative Interaktion kann durch fünf positive ausgeglichen werden. Wenn man es also wagt, sich wertschätzender zu verhalten, verbessert man die Beziehung – und wird vielleicht sogar selbst respektvoller behandelt.
Die von Marshall B. Rosenberg entwickelte „Gewaltfreie Kommunikation“ (GFK) kennt drei Schritte für das Ausdrücken von Wertschätzung: Als Erstes benennt man möglichst konkret, was die andere Person getan hat. Komplimente haben oft die Form eines Urteils, auch wenn das nicht beabsichtigt ist; auch ein positiver Kommentar wie „Du bist lustig!“ impliziert, dass sich der Sprecher in einer Position befindet, über andere zu urteilen. Zudem enthält eine solche Aussage kaum Informationen. Anders klingt die Äußerung: „Der Witz, den du vorhin erzählt hast, hat mir gefallen und mir gute Laune gemacht.“ Sie hilft der anderen Person zu verstehen, was sie beigetragen hat.
Nach Rosenberg geht es im Weiteren darum zu erkennen, welches Bedürfnis durch den anderen zufriedengestellt wird. Dabei hat der Psychologe folgende grundlegene Bedürfnisse formuliert, die allen Menschen zu eigen sind: nach Autonomie, Integrität, Verbindung, Nähren der physischen Existenz, Feiern, Spiel und spiritueller Verbundenheit. Gefühle sind laut Rosenberg eine Art Indikator dafür, ob ein Bedürfnis gerade erfüllt ist oder nicht. Ich fühle mich z. B. unternehmungslustig, wenn mein Bedürfnis nach Freiheit gestillt ist, oder fröhlich, wenn ich Anerkennung erfahre.
Sowohl Bedürfnisse wie auch Gefühle sollten laut GFK zur Sprache kommen, weil Menschen dadurch miteinander in Verbindung kommen. Diese Notwendigkeit werde aber häufig nicht erkannt. Die meisten Menschen passten ihre Worte eher dem Gegenüber an, als dass sie mit ihrem Inneren übereinstimmten.

Noch mehr als eine Blume
Ein lächelndes Gesicht, eine Blume, eine Umarmung oder ein einfaches „Danke!“ sind schöne Zeichen der Wertschätzung. Will man aber sicher gehen, dass der Dank oder das Lob tatsächlich beim Gegenüber ankommt, dann ist es nach GFK sinnvoll, alle drei Teile – Handlung, Bedürfnis und Gefühl – dem Gegenüber mitzuteilen. Wertschätzung „vollständig“ ausdrücken nennt das die GFK, und es bedeutet, der wertgeschätzten Person deutlich zu machen, auf welche Weise ihr Sein und Tun das eigene Leben bereichert.

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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