5. Fastensonntag | 17. März 2024
Kommentar
Das Wesen alles Lebendigen
Draußen können wir gerade beobachten, wie die Natur auf wunderbare Weise aus dem Winterschlaf erwacht, wie aus dem braunen Erdreich frische Keime hervorsprießen und an den kahlen Ästen der Bäume saftige Knospen und Blätter austreiben. Es ist jedes Jahr aufs Neue ein faszinierendes Schauspiel, in dem die Schöpfung uns das Wunder des Lebens vor Augen stellt.
Solche alltäglichen Beobachtungen greift Jesus gerne auf, um uns das Geheimnis des menschlichen Lebens zu erschließen. Hier ist das Anschauungsobjekt ein Weizenkorn. Damit es zum Leben erwachen, wachsen und Früchte tragen kann, muss es losgelassen und in die Erde gelegt werden wie in ein Grab. Es wird unsichtbar und unkontrollierbar. Aber dort findet es alles Nötige vor, damit überquellendes Leben zu keimen beginnt.
Es ist das Wesen alles Lebendigen, dass es sich in der Wechselwirkung von Werden und Vergehen, Empfangen und Geben ereignet. Auch das Leben der Menschen und ihrer Gemeinschaften steht nicht still und bleibt nie gleich, sondern ist ständiges Wachstum, ständige Erneuerung. Das geht nicht ohne Loslassen und Kontrollverlust. Das Entscheidende geschieht im Verborgenen. Und der Tod ist das Hineinsterben in eine größere Existenz.
Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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