25. Sonntag im Jahreskreis | 18. September 2022
Kommentar

Aufruf zur Korruption

Wir sind beunruhigend regelmäßig mit Korruptionsfällen konfrontiert, in denen Träger oder Trägerinnen öffentlicher Ämter sich ungeniert an den ihnen anvertrauten Allgemeingütern bedienen und sie zum eigenen Vorteil gebrauchen. Es ist offenbar in das Wesen des Menschen einprogrammiert, dass ihm der eigene Rock näher ist als des anderen Hemd. Und diejenigen, die sich am lautesten darüber entrüsten, tun dies oft auch nur, weil sie selbst keine Gelegenheit dazu haben.

Angesichts dessen ist es sehr irritierend, dass der korrupte Verwalter, von dem Jesus erzählt, für sein Verhalten auch noch gelobt wird. Ihm gelingt es, die Schuldscheine der anderen in einen Freibrief für sich selbst zu verwandeln. Das wirkt geradezu wie ein Aufruf zu Korruption und Unredlichkeit. Die Irritation kann aber auch ein Impuls zum Hinterfragen der eigenen Haltung sein.

Man sollte sich also nicht zu früh freuen, denn die Botschaft dieser kunstvoll komponierten Geschichte erschließt sich von ihrer Schlusspointe her. Und am Ende sagt Jesus, dass wir in der Bewältigung unserer Lebensaufgaben klare Prioritäten brauchen, da darf es keine faulen Kompromisse geben. Welche Ziele setze ich mir für mein Leben? Möchte ich Gott näherkommen und auf dem Weg voranschreiten, der mich zu meinem wahren Wesen führt, oder gebe ich dem Mammon, also der Vermehrung des materiellen Reichtums, den Vorrang, was meistens Unrechtsstrukturen verfestigt? Diese vergänglichen Güter sollen wir großzügig benützen und in den Dienst der anderen Menschen stellen, damit wir die bleibenden, geistigen Güter empfangen können.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ