1. Fastensonntag | 21. Februar 2021
Kommentar
Die wilden Tiere in mir zähmen
Mit wüstenähnlichen Lebenssituationen haben wir in letzter Zeit reichlich Erfahrung. All die Lockdowns, die wir schon hinter uns haben, haben uns weitaus längere Zeiten der Einschränkungen und Entbehrungen auferlegt als 40 Tage Fastenzeit. Und es sind inzwischen Verschleißerscheinungen bemerkbar. Die Bereitschaft, Verzicht zu üben und Schutzmaßnahmen mitzutragen, ist deutlich gesunken, die Kurve der Moral ist schneller abgeflacht als jene der Neuinfektionen. Dazu kommt die Widersprüchlichkeit der Lage, bei der Einschätzung der Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit von Maßnahmen driften die Meinungen auseinander. Es gibt kein eindeutiges Richtig oder Falsch.
Um die Unterscheidung der Geister geht es auch bei der Wüstenerfahrung Jesu. Bevor er loszieht, um das Evangelium zu verkünden, sucht er die Einsamkeit der Wüste, um Klarheit für seinen Weg zu gewinnen. Auch er ist mit ambivalenten Kräften konfrontiert. Es ist beides da, der Geist Gottes, der ihn antreibt, und der Versucher, der in die entgegengesetzte Richtung drängt. Es sind die wilden Tiere da, die schwer kontrollierbaren animalischen Kräfte, die aufbrausenden Emotionen, die es zu besänftigen gilt, und die Engel, die guten, stärkenden Mächte, die ihm dienen und weiterhelfen.
Diese Gegensätze und auseinanderstrebenden Mächte, die im Menschen selbst wohnen, gilt es zu versöhnen. Die Wüstenzeit hilft Jesus, Klarheit und Einklang zu finden und seinen Weg, seine Lebensaufgabe zu erkennen. Die Fastenzeit möchte uns dabei helfen.
Alfred Jokesch
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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