Konflikte einkochen | Teil 05
Blick in die Schränke
Konflikt-Anheizer besänftigen:
Kennen Sie das Bild? Auf einer Schulter sitzt ein Engel und auf der anderen ein Teufel. Beide geben Ratschläge. Jeder von uns hat solche Antreiber, die sich in Konflikte einmischen wollen. Viele unserer Eigenschaften sind positiv – die Engel –, sie helfen mit, den Streit zu beruhigen. Es gibt aber auch innere Stimmen, die einen Konflikt eskalieren wollen.
Wählen Sie eine der „anheizenden“ Eigenschaften aus, und stellen Sie sich diese als Figur vor! Es kann möglicherweise eine von diesen sein:
- Der Zeitdruck sagt: Beeil dich!; Verschwende keine Zeit!; Bring etwas weiter!; Tu vieles gleichzeitig!
- Der Perfektionismus sagt: Sei perfekt!; Gut ist nicht genug!; Keine Fehler!; Sei gründlich!
- Die Liebenswürdigkeit sagt: Mach es allen recht!; Sag niemals „nein“!; Schau, dass es allen gut geht!; Sei dir selbst nicht so wichtig!
- Die Härte sagt: Sei stark!; Halte alles aus!; Komm allein zurecht!; Bewahre Haltung!
Nun führen Sie in Gedanken ein Gespräch mit der ausgewählten Figur, wie ein Interview:
- Wozu bist du da?
- Was hast du mit mir und meinem Konflikt zu tun?
- Warum bist du so laut?
- Wie kann es gelingen, dass du leiser wirst?
Versuchen Sie nicht, die Eigenschaft zu unterdrücken. Sie wird dadurch noch lauter werden. Es geht auch nicht darum, dem Gegenüber mitzuteilen, dass er/sie auf eine seiner Eigenschaften verzichten soll. Ziel der Methode sollte es sein, sich zu überlegen, wie man mit der Eigenschaft in einem bestimmten Konflikt umgehen kann.
Nähe und Distanz ausgleichen
In Beziehungen, unter Kollegen oder Freunden kann ein unterschiedliches Bedürfnis nach Nähe oder Abstand zu Irritationen führen. Manche sind sehr gesellig, andere brauchen viel Zeit für sich und geben auch nicht gern Privates preis. Die Chance, die sich durch diese Methode bietet, ist, ein Gefühl sichtbar zu machen.
Wie nah darf ich dir kommen?
Legen Sie eine Schnur in einer Linie in die Mitte eines Tisches. Dann markieren Sie das eine Ende mit einem Kärtchen, auf dem „Nähe“ steht, am anderen Ende steht „Abstand“. Nun hat jeder Beteiligte die Aufgabe, zu überlegen, wie wichtig ihm persönlich Nähe oder Abstand ist. Wenn Sie sich klar geworden sind darüber, dann setzen Sie eine Spielfigur oder einen Stein auf jenen Punkt der Schnur, der Ihr Gefühl am ehesten widerspiegelt.
Sobald man sehen kann, wo der andere steht, verschwindet die Wertung (z. B.: Du hast nie Zeit für mich! Du lässt mir keine Luft zum Atmen!). Man erkennt: Jeder ist so, wie er ist. Wenn man das verstanden hat, kann man einen neuen Umgang miteinander finden.
Probleme mit unterschiedlichen Nähe-Abstand-Bedürfnissen sind in zwischenmenschlichen Beziehungen recht häufig. Es führt dabei zu Streit, den Anderen ändern zu wollen. Das Bedürfnis nach einem bestimmten Grad an Nähe oder Distanz ist in jeder Persönlichkeit tief verwurzelt. Akzeptieren Sie, dass Ihr Gegenüber so fühlt, wie er oder sie fühlt.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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