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Wie wir uns Luft machen

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Wie steht es um unsere Luft in der Steiermark? Wir haben nachgefragt. Dietmar Öttl vom Referat für Luftreinhaltung zeigt auf, was unserer Luft schadet. Verkehrsexperte Harald Frey erklärt die konkreten Auswirkungen einer Tempo-Reduktion auf Autobahnen.

Wie die Luft zum Atmen …
Das Sprichwort deutet auf existenzielle Dinge für unser Leben hin. Der eine braucht Kaffee wie die Luft zum Atmen, die andere ihren Hund, ein frisch-verliebtes Paar scheint einander so zu brauchen. Es ist ein sprichwörtlicher Vergleich, der hinkt. Doch wie geht es unserer nicht-sprichwörtlichen „Luft zum Atmen“? Wie steht es um die Luft, mit der wir täglich unsere Lungen füllen? Wir haben beim Referat für Luftreinhaltung nachgefragt und Erfreuliches erfahren. Doch die Maßnahmen für eine „reinere“ Luft müssen weitergehen. Eine davon ist der sogenannte „IGL-100er“ auf Autobahnen. Was das bringt, erklärt uns ein Verkehrsexperte.

»Die Grenzwerte werden strenger, damit unsere Luft besser wird.«


Mag. Dr. Dietmar Öttl

vom Referat Luftreinhaltung, Amt der Steiermärkischen Landesregierung.
Seit etwa drei Jahren überschreiten wir in der Steiermark in Sachen Luftgüte keine EU-Grenzwerte. Rechtlich gesprochen haben wir also eine gute Luft. Vom medizinischen Standpunkt her kann die Luft jedoch nie gut genug sein. Beim Feinstaub z. B. sagt die Medizin, dass es keinen Schwellenwert gibt, unter dem man keine Auswirkungen feststellen kann. Null Feinstaub ist aber technisch nicht realistisch, auch wenn wir weiter die Luftgüte verbessern. Lange beschäftigt haben uns die Luftschadstoffe Schwefeldioxid und Stickstoffdioxid, die bei Verbrennungsvorgängen
entstehen. Beide sind nun in der Industrie durch strenge Richtlinien kaum noch Thema. Im Straßenverkehr – bei stark befahrenen Straßen in dicht bebautem Gebiet – ist Stickstoffdioxid noch ein Problem auf „Nasenhöhe“.

Wie unsere Luft besser werden kann
Der Luftschadstoff, mit dem wir seit der Jahrtausendwende am meisten zu tun haben, ist Feinstaub. Hauptverursacher sind Verkehr (Russpartikel von Verbrennungsmotoren und Aufwirbelung), Hausbrand (Heizungen) und sich chemisch bildender Staub (durch Ammoniak aus Tierhaltung und Stickstoffoxide aus Verbrennung). Die Emissionen vom Verkehr verbessern sich stetig durch Abgasreinigungsanlagen und steigende E-Mobilität. Beim Hausbrand appellieren wir, nur ausreichend lange gelagertes Holz zu verwenden. Im Bereich der Tierhaltung wird viel geforscht, damit weniger Ammoniak entsteht. Seit Beginn der Luftgütemessungen in den 90ern haben wir rückläufige Trends bei allen Luftschadstoffen. Wenn wir in Zukunft Grenzwerte überschreiten, dann nicht weil unsere Luft schlechter wird, sondern weil die Grenzwerte immer strenger werden. Und das ist gut so.

»Durch Tempo 100 reduzieren sich viele Luftschadstoff-Emissionen deutlich.«


Dipl.Ing. Dr. techn. Harald Frey

ist Verkehrsexperte und arbeitet am Forschungsbereich für Verkehrsplanung und -technik der TU Wien.

Die Emissionen des Straßenverkehrs, wie Luftschadstoffe oder Treib-hausgase, hängen von verschiedenen Faktoren ab. Einen wesentlichen Einfluss haben neben der Art des Antriebs und der Fahrzeuggröße vor allem die Geschwindigkeit und die Fahrdynamik. Geringere Geschwindigkeiten führen zu einer Reduktion des Energieverbrauches und damit der Abgasemissionen und des Feinstaubes durch Abrieb und Aufwirbelung. Temporeduktionen können auch einen positiven Beitrag zum Verkehrsfluss liefern. Weniger Beschleunigungs- und Bremsmanöver bedeuten auch eine Reduktion des Energieverbrauchs und der Emissionen. Eine niedrigere Fahrgeschwindigkeit auf Autobahnen führt somit zu einer Reduktion des Treibstoffverbrauchs und der Treibhausgasemissionen, aber auch der Partikel- und Stickoxid-Emissionen.

Weniger Feinstaub und mehr Sicherheit
Die Treibhausgasemissionen bzw. der Kraftstoffverbrauch lassen sich bei Tempo 100 im Vergleich zu Tempo 130 um knapp ein Viertel reduzieren.
Feinstaub kann um ein Drittel, Stickoxid-Emissionen können sogar um die Hälfte reduziert werden. Neben den Luftschadstoff- und Treibhausgasemissionen wirkt sich die gefahrene Geschwindigkeit auch auf den Straßenverkehrslärm aus.
Das Umweltbundesamt Österreich betont, dass eine Reduktion von Tempo 130 auf 100 km/h zu einer Lärmabnahme führt, die beinahe einer Halbierung der Verkehrsmenge entspricht. Neben geringeren Schadstoff-Emissionen, geringerem Spritverbrauch und weniger Verkehrslärm wirkt sich Tempo 100 auf Autobahnen auch positiv auf die Verkehrssicherheit aus und erhöht die Leistungsfähigkeit im Straßenquerschnitt.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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