Leserbriefe
Aktive Neutralitätspolitik

Zu „Offen gesagt“, Nr. 27
Es ist schon ein starkes Stück, wenn NEOS-Mitbegründer Veit Dengler in seinem Text über KI und Jobs die österreichische Neutralität verächtlich mit Mozartkugeln und Lippizanern als überholtes Traditionsgut gleichsetzt.
Wer, wenn nicht ein neutraler Staat kann die Funktion eines Pufferstaats zwischen Militärblöcken übernehmen, Gastgeberrollen bei Verhandlungen und Sicherheitskonferenzen übernehmen und Vermittlertätigkeiten anbieten? So hat das neutrale Österreich z. B. die für die Überwindung des „Kalten Krieges“ wichtigen Helsinki-Verträge 1975 mit auf den Weg gebracht und war Gastgeber der Verhandlungen der Atomenergiebehörde mit dem Iran. 2017 stimmten 123 UNO Staaten, darunter der Vatikan, für die Ächtung und Abschaffung der Atomwaffen. Das neutrale Österreich hat diesen Vertrag 2021 ratifiziert, was keinem NATO-Land ermöglicht wurde.
Die großen Krisen unserer Gegenwart erfordern globale Zusammenarbeit und gemeinsame Lösungen, die nur möglich werden, wenn Vertrauen jenseits militärisch gestützter Machtblöcke aufgebaut werden kann. Deshalb halte ich eine aktive Neutralitätspolitik für besonders zeitgemäß und notwendig, wenn wir das Risiko eines dritten großen Krieges verringern/vermeiden wollen.

Mag. Dieter Kurz, Pax Christi, Hausmannstätten

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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