Kino-Tipp
Was will der Lama mit dem Gewehr?

In Bhutan stehen die Zeichen auf Veränderung. Der junge König will das kleine Volk am Fuße des Himalaja, das bisher in strenger Isolation gelebt hat, an die moderne Welt heranführen. Erstmals sollen Wahlen durchgeführt werden. Doch die ländliche Bevölkerung kann mit dieser Idee wenig anfangen. Schon die Einführung von Fernsehen, Internet und Coca Cola stellt eine beträchtliche Herausforderung dar. In der Bar versammelt sich das Dorf nun vor dem TV-Gerät, um James Bond zu schauen und schwarzes Wasser zu trinken.

Auch der Lama, der geistliche Meister eines Klosters hoch in den Bergen, blickt skeptisch auf die aktuellen Entwicklungen. Er kündigt an, am Tag der Testwahl, die zur Einübung der demokratischen Abläufe ausgerufen wurde, ein Ritual abzuhalten. Dafür – so sagt er kryptisch – brauche er ein Gewehr. Er vertraut einem jungen Mönch die Aufgabe an, ihm eines zu besorgen. Was in dem friedlichen Land ohnehin kein leichtes Unterfangen ist, gerät zum spannenden Wettlauf gegen die Zeit, weil auch ein amerikanischer Sammler hinter dem einzigen auffindbaren Gewehr her ist, in dem er ein historisches Exemplar aus dem amerikanischen Bürgerkrieg erkennt.

Der großteils mit Laiendarstellern gedrehte Film von Pawo Choyning Dorji arbeitet sensibel, hintergründig und humorvoll die Verwerfungen und Spannungen heraus, die Parteienbildung und Wahlwerbung in eine traditionelle Dorfgemeinschaft hineintragen und die bis in die Familien reichen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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