Kunst
Das Licht der Seele

Die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria – hier im Kloster San Marco in Florenz – war ein beliebtes Motiv des „Beato Angelico“ genannten Malers Giovanni da Fiesole.  | Foto: Wikimedia
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  • Die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria – hier im Kloster San Marco in Florenz – war ein beliebtes Motiv des „Beato Angelico“ genannten Malers Giovanni da Fiesole.
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Giovanni da Fiesole, der einflussreiche Malermönch der italienischen Frührenaissance, starb vor 570 Jahren. 1982 wurde er offiziell seliggesprochen.

Wenn im „anno jubileo 2025“ – dem Heiligen Jahr, das von Papst Franziskus für heuer ausgerufen wurde – viele Millionen „Pilger der Hoffnung“ in die ewige Stadt einziehen, dann werden trotz des großen Jubels und Trubels hoffentlich einige von ihnen, die das Glück hatten, ein Zeitfenster für Besuche zu ergattern, auch die wunderbaren Fresken bewundern können, die der toskanische Maler Fra Angelico (um 1395–1455) in Rom hinterlassen hat. Für gewöhnlich besuchen Pilgerinnen und Touristen vor allem die Fresken des Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle über die Erschaffung der Welt und das Jüngste Gericht. Allenfalls machen sie noch Halt in den Stanzen des Raffael, wo der geniale Zeitgenosse Michelangelos in vier Räumen – ehemalige Gemächer im Apostolischen Palast – auf Geheiß von Papst Julius II. ab 1508, später unter Papst Leo X. bis 1524, Geschichten über das Christentum, die Kirche und das Papsttum beeindruckend in Fresken setzte.

Farbfreudige Fresken. Gleichsam einen Steinwurf von den Stanzen und Logen des Raffael entfernt befindet sich die Nikolinische Kapelle (siehe kleines Bild unten). Diese Kapelle birgt eines der Hauptwerke der italienischen Renaissance des 15. Jahrhunderts. Es ist der vom Maler-Mönch Fra Giovanni da Fiesole, genannt Beato Angelico, etwa um 1448 geschaffene, farbfreudige und lebendig gestaltete Freskenzyklus über das Leben und Martyrium der beiden römischen Stadtheiligen, Stephanus und Laurentius. Die prächtige Dekoration erstreckt sich über den gesamten Raum. Kenner und Experten der Geschichte der (christlichen) Malerei versichern, dass wir es hier mit einem veritablen Höhepunkt dessen zu tun haben, was als „christlicher Humanismus“ dieses florentinischen Malers bezeichnet werden kann. Berühmt wurden vor allen Beato Angelos Verkündigungsdarstellungen.

Der als Guido di Pietro di Mugello um 1395 in Vicchio di Mugello bei Florenz geborenen Ordensmann, Priester und Maler (als Dominikaner erhielt er den Namen Giovanni da Fiesole), trug wegen seiner als himmlisch empfundenen Malerei – gerade auch der Engel – den Ehrentitel „Beato Angelico“ (der Selige und Engelhafte). Er war erstmalig auf Einladung von Papst Eugen IV. in Rom, dann eine Zeit lang Prior des Klosters San Marco in Florenz. Dort malte er die Zellen der Brüder mit feinen, lichten und zartfarbigen Motiven des Neuen Testaments aus. Um Mitte des 15. Jahrhunderts wurde er wieder nach Rom gerufen, wo er im Dominikanerkloster von Santa Maria sopra Minerva lebte.

In dieser römischen Kirche, unweit des Pantheon, fand der große „Maler des Lichtes der Seele“ auch seine letzte Ruhe. Ein monumentales Grabmal mit einer Grabinschrift aus der Feder des humanistischen Renaissance-Gelehrten Lorenzo Valla, die den Künstler mit dem großen griechischen Maler Apelles vergleicht, ehrt den Seligen: „Man soll mich nicht loben, weil man mich für einen zweiten Apelles hielt, sondern weil ich, o Christus, alle meine Errungenschaften den deinen gegeben habe: denn die ersten Werke bleiben auf Erden, die zweiten aber sind im Himmel. Ich bin in der Blüte der Toskana geboren, Urbe hat mich genommen.“

Fra Angelicos Gedenktag ist der 18. Februar, heuer jähren sich sein (vermuteter) Geburtstag zum 630. Mal, sein irdischer Todestag zum 570. Mal. Das heurige Jubeljahr könnte auch ein guter Anlass sein, sich in Rom in die Farb- und Lichterwelt dieses „Beato Angelico“ zu vertiefen; bei einem Aufenthalt in Florenz lädt das Kloster San Marco ein, sich dem stillen Meister der Frührenaissance anzunähern.

Johannes Kresbach

Die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria – hier im Kloster San Marco in Florenz – war ein beliebtes Motiv des „Beato Angelico“ genannten Malers Giovanni da Fiesole.  | Foto: Wikimedia
Die Nikolaus-Kapelle im Apostolischen Palast ist ein Kleinod des Vatikans.  | Foto: Musei Vaticani
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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