Positionen - Alois Strohmaier
Reicher als reich: Geht das?
„Reicher als reich“: Der Werbeslogan im Fernsehen klang noch in meinen Ohren, als ich tags darauf das Evangelium der Gottesdienstgemeinde vortrug: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt“ (Mk 10,25).
Löst das nicht wie damals bei den Jüngern Jesu auch bei uns Bestürzung aus? Zumindest Fragen nach Besitz und Wohlstand? Können die Gesellschaft als Ganzes und wir als Einzelne doch nur dann „wohltätig“ sein, wenn wir aus einem Mindestmaß an Wohlstand heraus etwas hergeben und teilen können!?
Dazu etwas ganz Persönliches: In den Nachkriegsjahren auf dem Land aufgewachsen, konnte ich als Sohn armer Eltern nur dank unterstützungsbereiter Wohltäter nach Graz ins Bischöfliche Seminar gehen, „um zu studieren“, wie man damals sagte. Und da gab es in meinem Heimatdorf einen für die Verhältnisse wohlhabenden Kaufmann und Gemischtwarenhändler. Dessen Gattin nahm sich in berührender Weise des elfjährigen Buben an, der studieren und Priester werden wollte. Durch all die Jahre trug sie mit großzügigen finanziellen Zuwendungen entscheidend dazu bei, dass ich mein Ziel erreichen konnte.
Am Tag meiner Primiz hat diese edle Frau mich an der Seite meiner leiblichen Mutter als „Ehrenmutter“ zum Altar geleitet. Es war dies für die gesamte Pfarre ein bewegender und freudiger Augenblick und ein signifikanter Ausdruck des Dankes, stellvertretend für alle Wohltäterinnen und Wohltäter.
Alois Strohmaier
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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