Positionen - Alois Strohmaier
In Windeln gewickelt

Es waren glückliche Augenblicke, als ich als kleiner Bub mit meiner Mutter am Tisch saß und ihr zusah, wie sie die Zuckerln, die sie drunten im Tal beim Greißler (einem kleinen Geschäftslokal) gekauft hatte, in dünnes Seidenpapier wickelte, um damit den Christbaum zu schmücken. Dieses Einwickeln der Bonbons, mitunter ein paar Stück Würfelzucker, gehörte zur Tradition in der unmittelbaren Zeit vor dem Heiligen Abend. „Dem Christkind bei der Arbeit helfen“, sagte dazu meine Mutter.
So ist es eigentlich geblieben. Freilich, statt der Zuckerl wurden auch heuer in der Coronazeit Packerl und Pakete eingewickelt, angefüllt mit allerlei, das die Kinder auf den Wunschzettel an das Christkind geschrieben hatten. Golden und silbern leuchtete das Papier, und die Bänder herum waren gekräuselt und in zierliche Schleifen gewunden. Auf einem Kärtchen stand der Name des beschenkten Kindes.
Eingewickelt war wohl auch das größte Geschenk der Heiligen Nacht.
Im Weihnachtsevangelium, das vor dem Christbaum und der Krippe vorgelesen wurde, heißt es, dass Maria das Jesuskind in Windeln wickelte und in eine Krippe legte. Und der Engel verweist die Hirten auf das Zeichen: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“ (Lk 2,12)
Eingewickelt wird schließlich derselbe Jesus, als er vom Kreuz herabgenommen wird. Josef von Arimathäa „wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab“ (Mt 15,46).

Alois Strohmaier

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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