Mutworte - Br. David Steindl-Rast, OSB.
Der Schaffende

Foto: Norbert Kropf

Die Wortwurzel des arabischen Gottesnamens ‚al-Bari‘ – der Schaffende, der Ursprung – ist die gleiche wie die jenes hebräischen Wortes für ‚erschaffen‘, das nur auf Gott angewandt werden kann. Wir Menschen können schöpferisch umgehen mit schon Erschaffenem, mit dem, was schon da ist. Aber wie kommt es, dass überhaupt etwas ist und nicht nichts?

Als Kinder konnten wir noch solche Fragen stellen und uns wundern. Aus solchem Wundern, das Platon den Anfang allen philosophischen Denkens nennt, steigt die Frage auf nach dem URSPRUNG allen Seins.

Hinter dem Wort URSPRUNG steht das Bild eines Sprunges. Was springt da? Das Sein springt aus dem Nicht-Sein ins Dasein. „Aus nichts wird nichts“, heißt es im Volksmund ganz richtig. Der Quell allen Seins ist aber nur insofern „Nichts“, dass er „nicht etwas“ ist. Er ist aber kein leeres Nichts. Dieses göttliche Nichts, das Angelus Silesius in seinem Zweizeiler „ein Nichts und Übernichts“ nennt, ist der mütterliche Urgrund, schwanger mit unbegrenzten Möglichkeiten. Der URSPRUNG ist dann der Sprung von Möglichkeit in die Wirklichkeit, aus reinem Möglich-Sein ins So-Sein.

David Steindl-Rast, OSB.
Österreichisch-US-amerikanischer Benediktiner-Mönch. Aus: 99 Namen Gottes, Verlag Tyrolia 2019.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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