Grazer Dom
Zum Raum wird hier die Zeit
Grazer Dom. Mehrjährige Generalsanierung ist mit der Erneuerung der Domorgel nun abgeschlossen. Außen und innen zeigt sich die Bischofs- und Pfarrkirche neu.
Wozu braucht es eine Kirche?“ fragt Dompfarrer Ewald Pristavec. Natürlich für die Versammlung der Gläubigen. Aber der Dompfarrer geht noch weiter und zitiert aus Richard Wagners Parsifal: „Zum Raum wird hier die Zeit.“ Gerade gotische Kirchenräume geben den Menschen ein Gespür von Ewigkeit und der Größe Gottes mit.
Diese Ahnung von Ewigkeit und Größe Gottes weckt auch die Musik der Orgel. Mit der Reorganisation der Domorgel wurde nun für den Grazer Dom eine mehrjährige Generalsanierung abgeschlossen. 2015 begannen unter dem damaligen Dompfarrer Heinrich Schnuderl und einem Kuratorium sowie DI Peter Grabner als Projektleiter die Planungen. 2017 wurden Außenarbeiten durchgeführt. 2019 verlegte sich die Renovierung in das Innere, wobei auch eine Neugestaltung des immer noch aus einem Provisorium bestehenden Altarraumes notwendig wurde. Aus einem Wettbewerb ging dafür der Radstädter Künstler Wilhelm Scherübl als Sieger hervor.
Der Künstler wählte Basalt als Material. Den Ambo schnitt er aus dem Altar heraus. Der Altar als Tisch des Brotes und der Ambo als Tisch des Wortes gehören zusammen. Als einladender liturgischer Tisch ist der Altar gestaltet. Der Ambo ist in Richtung Kirchenschiff hineingezogen, in die Nähe zur Gemeinde, der das Wort Gottes verkündet wird. Durch Versetzung der Chorschranken und eine Verminderung der Bänke im Altarraum gewann man bessere Sicht und Platz für die im Dom oft große und feierliche Liturgie. Kennzeichen einer Bischofskirche ist der Bischofssitz, die Kathedra, deretwegen eine Bischofskirche Kathedrale heißt. Auch sie wurde neu gestaltet, ohne wie ein Thron zu wirken.
Dazu wurde der ganze Bestand einer gründlichen Restaurierung unterzogen.
Für die 1978 zum letzten Mal erneuerte Domorgel wurde der Weg einer Reorganisation gewählt. Auf Vorhandenem aufbauend, schuf man auch Neues. Künstlerisches und Technisches sollten gut aufeinander abgestimmt sein, betont Domorganist Christian Iwan. Um die Qualität zu erhöhen, wurde Platz geschaffen. Etwa 1000 Pfeifen wurden entfernt, die Zahl der Register vermindert.
Der Budgetrahmen von 6,5 Millionen Euro für die Generalsanierung konnte eingehalten werden, 1,4 Millionen davon betreffen die Orgel. Dass das Projekt bereits ausfinanziert ist, ist großzügiger Unterstützung durch Bund, Land Steiermark, Stadt Graz, Diözese, Domkapitel, Großsponsoren aus der Wirtschaft und auch vielen persönlichen Spenden zu danken. Kuratoriumsvorsitzender Generaldirektor Martin Schaller dankt zum Abschluss des großen Vorhabens allen Beteiligten und auch den Firmen. Rund 92.300 Arbeitstunden stecken in der Erneuerung. Allein die Dommesner haben etwa 1250 Stunden investiert.
Der Grazer Ägydiusdom, 1438 bis 1462 zunächst als Hofkirche für Kaiser Friedrich III. erbaut, wurde später Jesuitenkirche und dient seit 1786 als Kathedrale unserer Diözese. Mit der Orgelweihe am Sonntag, dem 26. November um 10 Uhr (siehe Kasten oben) kann der Dank an Gott für ein gelungenes Werk erklingen.
Bischof Wilhelm Krautwaschl wünscht im Abschlussbericht, „dass unsere erneuerte Bischofskirche den Menschen hilft, das Geheimnis Gottes besser zu ergründen und eine heilige Liturgie voll Freude zu feiern.“
Herbert Messner
Erlebnis Domorgel
Sonntag, 26. November: 10 Uhr Orgelweihe durch Bischof Krautwaschl; 18.30 Uhr Orgelkonzert mit Domorganist Christian Iwan. – Samstag, 2. Dezember: 16 Uhr Erlebnis Domorgel (Christian Iwan stellt das Instrument vor).
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.