Baustelle_Kirche
Wie geht kirchliches Bauen?
DI Josef Niederl über Planung, Durchführung, Probleme und Zukunft kirchlicher Bauvorhaben.
Als „Dienstleister für die Pfarren“ versteht DI Josef Niederl den Fachbereich Bauabteilung der Diözese Graz-Seckau, dessen Leiter er ist. Rund 2100 pfarrliche Objekte werden von der Bauabteilung betreut. Das betrifft die Erhaltung etwa von Kirchen, Pfarrhöfen, Pastoralräumen, Pfarrkindergärten, aber auch Neubauten.
Baubedarf. Die Kirchenrenovierungen mit großen Altarraumumgestaltungen im Sinne der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils werden zwar weniger. Dafür macht die natürliche Alterung vieler Gebäude ständig Renovierungen und Sanierungen notwendig. Allein durch die Anzahl der Objekte ist der Renovierungsbedarf sehr groß und eine kontinuierliche Bauabwicklung erforderlich. Nimmt man nur die 550 Pfarr- und Filialkirchen, wo es im Durchschnitt alle 40 Jahre größeren Erneuerungsbedarf gibt, müssten pro Jahr 28 Kirchen innen oder außen renoviert werden. Ein häufiges Schadensbild liegt in der Sockelzone der Gebäude, wo durch aufsteigende Feuchtigkeit Schäden auftreten. Oft verstaubt der Innenraum, und durch Abwitterung ist eine Kirche neu zu färbeln oder die Fassade zu renovieren.
Finanzierung. Die große Herausforderung für Gegenwart und Zukunft liegt in der Finanzierung. Für die Pfarren wird es zunehmend schwieriger, ihren Anteil aufzubringen. Dankenswerterweise werden Pfarren oftmals von den Gemeinden, dem Bundesdenkmalamt oder durch das Land Steiermark unterstützt.
Das jährliche Bauvolumen im Bereich der Pfarren liegt bei rund 15 Millionen Euro. Der Zuschuss der Diözese dazu beträgt rund 5 Millionen Euro.
Die Corona-Pandemie hat viele Probleme gewaltig verstärkt. In den Jahren 2020 und 2021 musste das Baubudget und damit die Zuschüsse auf je 3,5 Millionen Euro reduziert werden. Es kam zur Verschiebung geplanter Projekte. Die Einschränkung von Zusammenkünften erschwerte direkten Kontakt. Die gesamte Markt- und Preisentwicklung war 2021 eine besondere Herausforderung.
Bauvorhaben in den Pfarren. Bei Kirchen beträgt der Zuschuss der Diözese 20 bis 30 Prozent. Der Beitrag der Gemeinden ist unterschiedlich, der des Bundesdenkmalamtes richtet sich nach Art der Maßnahmen. Da es sich bei kirchlichen Gebäuden sehr häufig um historische, denkmalgeschützte Objekte handelt, bedarf es der Freigabe der Maßnahmen durch das Bundesdenkmalamt. Pastoral genutzte Flächen (Pastoralräume, Pfarrzentren) unterstützt die Diözese mit 50 Prozent. Priesterwohnungen übernimmt die Diözese zur Gänze. Baumaßnahmen für Vermietungen, Kindergärten oder Friedhöfe trägt die Pfarre zur Gänze selbst.
Bei Renovierungsprojekten soll die Pfarre möglichst früh den Kontakt zur Bauabteilung und zum zuständigen Gebietsreferenten (siehe Kasten unten) suchen. Es muss geklärt werden, was ansteht, welcher Zeitraum angedacht ist und wie der Finanzierungsrahmen aussieht. Beschlüsse des pfarrlichen Wirtschaftsrates, des Pfarrgemeinderates und des diözesanen Bauausschusses müssen vor Baubeginn vorliegen. Die Bauabteilung besorgt und begleitet dann die gesamte Abwicklung: Ausschreibung, Vergabegespräche mit der Pfarre, Beauftragung an die Firmen, Bauabwicklung mit örtlicher Bauaufsicht, Rechnungskontrolle. Etwa 400 bis 500 Bauaufträge werden im Jahr abgewickelt mit unterschiedlicher Größenordnung.
Zukunft. Müssen wir in Zukunft um kirchliche Gebäude oder gar um Kirchen fürchten? Ziel ist es, so DI Niederl, Gebäude im Eigentum zu behalten. Bei ungenützten Pfarrhöfen etwa durch Vermietung. Veräußerung soll die letzte Variante sein. Hier wie auch bei Kirchen setzt man darauf, dass die Seelsorgeräume Schwerpunkte für die Nutzung setzen.
Das Gespräch führte Herbert Meßner
Bauabteilung: Gebietsreferenten
DI Josef Niederl: Region Südoststeiermark,
Teile von Graz und Graz-Umgebung.
DI Thomas Turek: Regionen Ennstal und Ausseerland, Obersteiermark Ost (außer Admonter Pfarren), nördliche Oststeiermark.
DI Ilija Prgic: Regionen Südweststeiermark,
Steiermark Mitte, Teile von Graz.
DI Gottfried Greiner: Region Obersteiermark West, Teile der Oststeiermark.
Beilage: Baustelle Kirche - gebaut - geplant (pdf)
Rückblick auf 2021
Was wurde gemacht?
Die wichtigsten Renovierungen und „Baustellen“ im kirchlichen Bereich.
Vorausschau auf 2022
Steiermarkweit werden bei verschiedenen pfarrlichen Projekten etwa 15 Mio. Euro investiert.
Tolle SpenderInnen
Den Steirerinnen und Steirern sind ihre Kirchen viel wert: Jährlich bringen die Pfarren 10 Mio. Euro durch Spenden und Zuschüsse für Renovierungen und Instandhaltungen auf.
Regionale Wertschöpfung
Beinahe 100% der Wertschöpfung bleibt bei den Klein- und Mittelbetrieben in der Region.
Die steirische Kirche bereichert mit ihren Bauwerken das kulturelle und wirtschaftliche Leben enorm. Die jährlichen diözesanen Bauvorhaben zeigen ein buntes Mosaik und machen schon ein wenig stolz, dass so vieles gelingt.
Wirtschaftsdirektor Andreas Ehart
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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