Mit großer Tiefe und Weite

Freude am gottesdienstlichen und kulturellen Leben prägten das Priestersein von Gottfried Lafer. So begleitete er, wie im Bild rechts vor der Bischofsweihe von Wilhelm Krautwaschl, auch gerne die Proben im Sinne einer niveauvollen Feier. Das einfache Feiern mit Kindern oder Jugendlichen wusste er ebenso zu gestalten wie große Liturgien im Dom oder bei Papstbesuchen. | Foto: Neuhold
  • Freude am gottesdienstlichen und kulturellen Leben prägten das Priestersein von Gottfried Lafer. So begleitete er, wie im Bild rechts vor der Bischofsweihe von Wilhelm Krautwaschl, auch gerne die Proben im Sinne einer niveauvollen Feier. Das einfache Feiern mit Kindern oder Jugendlichen wusste er ebenso zu gestalten wie große Liturgien im Dom oder bei Papstbesuchen.
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In memoriam Gottfried Lafer. Der Dompfarrer und Regens
förderte Gottesdienst und Kultur und prägte Generationen von Priestern.

Im Vertrauen auf Gott, der das Anfangen schenkt und auch die Vollendung schenken wird, sollst du es wagen.“ Mit diesen Worten hat der ehemalige Regens des Grazer Priesterseminars Gottfried Lafer einem erwachsenen Mann mit abgeschlossener Berufsausbildung, der noch den Wunsch verspürte, Priester zu werden, und ihn um Rat gefragt hatte, nach Abwägung mehrerer Gründe, die für einen solchen Schritt nicht ausreichen, dem Fragesteller, der jetzt Erzbischof von Salzburg ist, den Weg gewiesen.
Prälat Gottfried Lafer ist am Freitag, dem 18. Dezember 2020, also „an einem Freitag, am Tag des Kreuzes, der mir so wichtig ist“ – wie er geschrieben hat –, wenig nach Vollendung seines 88. Lebensjahres und nach über 63 Jahren als Priester heimgegangen. Er hat als Seelsorger diskret, geduldig und einfühlsam Menschen auf ihrem Weg als Laien, Priester, Christinnen und Christen im Ordensstand begleitet und so deutliche Spuren in unserer Diözese gezogen.

Seelsorge. In der Oststeiermark, der Pfarre Edelsbach, am 3. November 1932 geboren, hat er als Kind und Heranwachsender im letzten Kampfgebiet unseres Landes das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt und sich entschlossen, dem Ruf zu einem Leben im Dienst Christi in der Kirche zu folgen. Sein Studium und seine Ausbildung zum Priester sind noch in die Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil gefallen. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1957 wurde er Kaplan in Gamlitz und Judenburg und hat so eine gewisse Vielfalt der Milieus in der steirischen Kirche kennen gelernt. 1966 wurde er zum Domvikar und 1968 zum Dompfarrer ernannt: eine Aufgabe, die er bis 2015, also fast 50 Jahre lang, mit großer Umsicht und sensibel für die Veränderungen im Leben der Stadt getragen hat. Für viele Menschen war er einfach „der Dompfarrer“. Mit seiner Ernennung zu dieser Aufgabe an der Bischofskirche wurde er auch in das Domkapitel berufen, dem er bis zu seiner Emeritierung Ende 2017 – zuletzt auch zehn Jahre hindurch als Dompropst – angehörte.

Priesterausbildung. Er war Priester in einem Zeitabschnitt, in dem gesellschaftlich und in der Kirche sehr große Wandlungen zu bewältigen waren, und hat die Herausforderungen mit tiefem Gottvertrauen angenommen. Die Priesterausbildung in den Jahren nach dem Konzil war von schwierigen Infragestellungen und Spannungen begleitet. Lafer gehörte seit 1968 dem Leitungsteam des Priesterseminars an und hat von 1970 bis 1997 die verantwortungsvolle Aufgabe eines Regens mit dem Dienst als Dompfarrer verbunden. In beiden Funktionen wurde er zu einer prägenden Gestalt für eine ganze Priestergeneration.

Liturgie. Gemeinsam mit Prof. Philipp Harnoncourt und mit den Verantwortlichen der Dommusik hat er zur Erneuerung der Liturgie im Geist des Konzils in unserer Diözese beigetragen. Vielen in Erinnerung ist die Gestaltung der großen Liturgien bei den Katholikentagen und Papstbesuchen, für die er verantwortlich war. Und es war ihm ein Anliegen, dass die Teilnehmer an solchen Ereignissen auch sichtbare Zeichen des Glaubens mit nach Hause nehmen konnten – zum Beispiel die „Katholikentagskreuze“, die in vielen Wohnungen unseres Landes nach wie vor in Ehren gehalten werden. Sehr war ihm neben der geistlichen Dimension auch an der Schönheit und Würde des Gottesdienstes gelegen. Sprichwörtlich wurde sein Wort an die Domministranten: „Ihr, Ministranten, lasst die Gläubigen durch euren würdevollen Dienst die liturgischen Handlungen besser verstehen. Und wenn ihr einen Fehler macht, dann macht diesen Fehler schön.“

Kultur. Zur Stadtkrone von Graz zählen sowohl der Dom als auch das Mausoleum. Mit großem Gespür für das ererbte Kulturgut, aber auch mit Sinn für eine zeitgenössische Gestaltung hat er etwa die große Orgel im Dom neu errichten lassen. Das Mausoleum Kaiser Ferdinands II., für das sich niemand so recht zuständig gesehen hat, ist durch seine Initiative generalsaniert worden, was zu einem nachhaltigen Höhepunkt des Jahres „Graz Kulturhauptstadt 2003“ geführt hat.

Ratgeber. Prälat Gottfried Lafer wurde mit seiner spirituellen Tiefe und kulturellen Bandbreite zu einem wichtigen Ratgeber auch für die Bischöfe, mit denen und unter denen er in der Steiermark gewirkt hat. Seine profunden Wortmeldungen und sein abwägendes Urteil in verschiedenen Gremien der Diözese, zum Beispiel im Priesterrat, im Konsistorium und im Domkapitel, haben immer wieder zum Nachdenken angeregt und waren oft weichenstellend.
Am Morgen des 18. Dezember haben wir in der vorweihnachtlichen Antiphon zum Benedictus in den Laudes gebetet: „Euer Herz sei wach und bereit: Ganz nahe ist der Herr, unser Gott.“ Wir vertrauen darauf, dass Prälat Lafer in dieser Stunde das Wort des Herrn gehört hat: „Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“

Heinrich Schnuderl

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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