Kirchenmusik
Lieder als Nahrung
Der Kirchenmusiktag nahm das Jubiläum „10 Jahre Gotteslob“ zum Anlass, um über den Wert des Liedguts für den Glauben nachzudenken.
Anlässlich des Jubiläums „10 Jahre neues Gotteslob“ befasste sich der heurige Impulstag Kirchenmusik mit dem Wert der Kirchenlieder für unseren Glauben. Mit hörbarer Freude erkundeten dabei die 90 TeilnehmerInnen am 27. Jänner im Augustinum die spannende Beziehung zwischen Musik und Text.
Unter der begeisternden Anleitung des Hauptreferenten Frater Ewald Donhoffer aus dem Stift Schlägl wurde spürbar, dass eine gute Melodie einen Text nicht bloß vertont, sondern vielmehr interpretiert. Dabei bediene sich die Musik einer ganzen Fülle an mehr oder weniger unterbewusst wirkenden Bildern: So lasse zum Beispiel die Antiphon „Wie Weihrauch steige mein Gebet vor dir auf“ (GL 661,2) mit ihrem kreisend aufsteigenden Anfangsmotiv den Weihrauch sinnlich erfahrbar werden. Der in klaren Schritten absteigende Schluss der Melodie hingegen mache deutlich, dass dieses Gebet sich nicht einfach in der Luft verliert, sondern durch Christus, den herabgestiegenen und menschgeworden Gott auf Erden Konkretes bewirkt.
Im Lied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (GL 554) mache die Melodie im Abgesang, welche im starken Kontrast zum Aufgesang stehe, deutlich, dass Christus nicht mit großem Triumphzug, sondern in stiller Intimität in diese Welt einziehe. Die Genialität des Textautors und Komponisten Philipp Nicolai werde vor allem daran deutlich, dass die Melodie als emotionaler Schlüssel zu allen drei Strophen funktioniere.
Die Auseinandersetzung mit guten Kirchenliedern vermöge den Glauben wesentlich zu nähren. Donhoffer sprach die Empfehlung aus, die Liedprobe vor dem Gottesdienst als eigenständiges Format, ähnlich einer Bibelrunde oder einem Glaubenskurs, weiterzuentwickeln. Es sei von Bedeutung, Gemeinden emotional einen Grund zu geben, warum sie ein Lied singen sollen. Als wertvolles Werkzeug zur Vorbereitung empfahl der Direktor des Diözesankonservatoriums Linz „Die Lieder des Gotteslob“ (siehe Infokasten).
Workshops. Der restliche Tag widmete sich der praktischen Seite des kirchenmusikalischen Dienstes. Domkapellmeisterin Melissa Dermastia stellte Chorliteratur für Pfingsten vor. Konservatoriumleiter Johannes Chum präsentierte neue Kantorengesänge und Hans Waltersdorfer vom Haus der Stille die schönsten Gesänge des Liederbuchs „du mit uns“. Regionalkantor Klaus Waltritsch gewährte Einblicke in die faszinierende Welt der Glocken, und Ewald Donhoffer gab Impulse zur Liedbegleitung auf der Orgel. Benjamin Lack leitete eine Masterclass für Chorleiter mit dem Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik. Das Ergebnis floss in den Schlussgottesdienst ein, den Kan. Alois Kowald mit der KirchenmusikerInnengemeinde feierte.
Buchtipp zum Gotteslob
In den zwei Bänden „Die Lieder des Gotteslob“ werden Text, Melodie und Geschichte der Lieder des Stammteiles (Hg. Kurzke u. a.) und des Eigenteiles von Österreich/Bozen-Brixen (Hg. Zerfaß u. a.) beleuchtet. Im Buchhandel erhältlich.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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