Zum Geburtstag
In aller Kürze weite Wege gehen
40 Jahre Chefredakteur. Ein-Sichten auf journalistische Arbeit mit einer klaren Botschaft.
Christian Teissl
Ich werbe nicht. Ich warte ab. Man kann jemand den Glauben nicht durch Argumentation vermitteln, sondern nur durch ein Zeugnis“ (Leopold Ungar, langjähriger Präsident der Caritas Österreich). Genau das ist es, was Herbert Meßner tut, Woche für Woche, Sonntag für Sonntag, in beispielhafter Art, unermüdlich und unbeirrbar: Er legt Zeugnis ab von seinem Glauben, hier und jetzt, schlicht und aufrichtig, in einer Sprache, die frei ist von Phrasen, viele Menschen direkt anzusprechen vermag und sie zum Nachdenken bringt. Der Ort, an dem er dies tut, ist das Sonntagsblatt für Steiermark. Wer hier das Wort ergreift, spricht für gewöhnlich nicht zu einem Publikum, das erst zum Glauben hinzuführen wäre, sondern wendet sich an eine christliche Gemeinde von Leserinnen und Lesern.
Und doch: Der Wille und das Bemühen, nicht selbstgenügsam nur zu Gleichgesinnten zu sprechen, sondern immer auch zu Abseitsstehenden und Andersdenkenden, zu Gleichgültigen und zu Suchenden, war und ist Meßner, wie mir scheint, ein wesentliches Motiv seiner journalistischen Arbeit.
Ein vergnügter Christ
Als er vor nunmehr vierzig Jahren als junger Kaplan die Verantwortung für das Blatt übernahm, formulierte er mehrere Ziele; darunter auch dieses: „Wir werden Glaubensfragen aufgreifen und versuchen, als echtes ‚Medium‘ sie auch denen zu vermitteln, die in der Kirche (noch) keine Heimat spüren.“ Diesem Programm ist er treu geblieben, nicht zuletzt in den Texten, die er selbst zu jeder Ausgabe beisteuert: den Leitartikeln des Chefredakteurs, die in Form einer einspaltigen Kolumne unter dem Titel „Aus meiner Sicht“ auf Seite 2 jeder Ausgabe zu finden sind.
In den Texten begegnet uns kein Prediger, kein zorniger Prophet und erst recht kein Polemiker, der vom christlichen Standpunkt aus seine Gegenwart attackiert, sondern ein „vergnügter Christ“ (wie er selber sich einmal nennt), ein aufmerksam Registrierender und behutsam Reagierender, ein wacher Geist und besonnener Zeitgenosse, immer bedacht, alles, was die Zeit mit sich bringt, zu prüfen und das Gute zu behalten, einer, der im alltäglichen Geschehen göttliche Gleichnisse entdeckt, umgekehrt aber auch das biblische Heilsgeschehen immer wieder in den Alltag zu übersetzen versteht, einer, der den Glauben niemals banalisiert, ihn aber auch nie zum abstrakten theologischen System überhöht, sondern stets an konkrete Erfahrungen bindet, ganz nach der Devise „Alles ist Botschaft“, die der früh verstorbene Martin Gutl als Titel über eines seiner Bücher gestellt hat.
Alles ist Botschaft
Wie alles zur Botschaft werden und alles Botschaft geben kann, unerwartet und oft gar nicht willkommen, veranschaulicht Meßner in einer wunderbaren Kolumne mit dem Titel „Den Weg wissen und Feuer haben“. Der Text beginnt mit einer alltäglichen Erfahrung, die jede und jeder von uns schon einmal gemacht haben dürfte:
„Wenn mich unterwegs ein wildfremder Mensch anspricht, will er entweder etwas wissen oder etwas haben. Wenn er etwas wissen will, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder er will den Weg wissen oder er will die (Uhr-)Zeit wissen. Wenn er etwas haben will, möchte er entweder Geld haben, oder seine Frage lautet: Haben Sie Feuer?“ Und nun nimmt der Text eine jähe, entscheidende Wendung und fordert uns direkt heraus: „Sind diese Fragen nicht in einem tieferen Sinn genau die adventlichen Fragen an uns Christinnen und Christen? […]“ (7. Dezember 2008)
Aus meiner Sicht
Kostproben aus 40 Jahren Hoffnungs-Schreiben. Eine Festgabe.
Das Team des SONNTAGSBLATT hat aus fast 2000 Ausgaben der Kolumne „Aus meiner Sicht“ einige Schätze gehoben, die gleichermaßen Zeitzeugnis wie Glaubenszeugnis sind, und möchte sie in dem Buch „Aus meiner Sicht. Kostproben aus 40 Jahren Hoffnungs-Schreiben“ nicht nur dem Jubilar anlässlich seines 70. Geburtstags, sondern vielen Menschen zum Geschenk machen.
Zum Zeichen des Dankes für jahrzehntelange Arbeit können nun auch all jene, die Herbert Meßners Wirken als Chefredakteur nicht von Anfang an miterlebt haben, Nachschau halten und Text für Text nachvollziehen, wie er es zuwege gebracht hat, vierzig Jahre lang Sonntag für Sonntag seiner Leserschaft Worte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in die neue Woche mitzugeben, ohne dabei über den Zustand der Welt hinwegzusehen, ohne die Dinge schön zu reden, ohne die Hoffnungslosigkeit und den Zynismus, die Lieblosigkeit und die Kälte, die in tausenderlei Gestalt anzutreffen sind an allen Ecken und Enden, einfach auszusparen und zu verschweigen – ein Werk, das Achtung gebietet.
Zur Person:
- Geboren am 21.11.1953 in Judenburg
- Theologiestudium in Graz, Abschluss mit Doktorat
- Priesterweihe: 29.6.1980
- Kaplan in Gleisdorf und Religionslehrer am Gymnasium Gleisdorf
- Vom 1.1.1984 bis heute Chefredakteur des „Sonntagsblatt für Steiermark“
- 1984–2001 Kaplan in der Pfarre Graz-St. Leonhard
- 2001–2012 Provisor der Pfarre Graz-Ragnitz
- 2009 Ernennung zum Päpstlichen Kaplan (Monsignore)
- Lehrauftrag für Liturgik an der Pädak und KPH
- Mitglied und Gutachter der diözesanen Liturgiekommission, Mitglied des Redaktionsteams bei der Erstellung des neuen „Gotteslob“, Firmspender, Redakteur des diözesanen Direktoriums
- seit 2012 Provisor der Grazer Pfarren Puntigam und St. Johannes
- seit 2022 Ehrendomherr
IM ORIGINALTON
Auszug aus dem Geleitwort von Bischof Wilhelm Krautwaschl für das Buch „Herbert Meßner, Aus meiner Sicht“.
Zum 70. Geburtstag von Dr. Herbert Meßner
Am 8. September 1985 erschien im SONNTAGSBLATT zum ersten Mal auf der Seite 2
„Aus meiner Sicht“. Seit damals teilst Du Woche für Woche mit den Leserinnen und Lesern der steirischen Kirchenzeitung Deine Sicht auf die Welt und auf die Kirche, auf das Leben und auf den Glauben. Mit Deiner bildhaften, griffigen und einprägsamen Sprache deutest Du aktuelles Zeitgeschehen so, dass tiefere Zusammenhänge hervortreten, leitest aus persönlichen Erlebnissen universelle Wahrheiten ab und erschließt die Wesensmerkmale unseres christlichen Glaubens so, dass sie zur Kraftquelle fürs Leben werden. Deine Worte sind immer klar und für eine breite Leserschaft gut verständlich, nie aber oberflächlich oder banal. Sie bringen in Knappheit und Dichte Wesentliches auf den Punkt. „Aus meiner Sicht“ weitet und vertieft für viele Menschen die Sicht auf die Wirklichkeit.
Darüber hinaus nimmst Du die redaktionelle Verantwortung für unser SONNTAGSBLATT seit vier Jahrzehnten mit größter Kompetenz und einem enormen Arbeitspensum, mit Genauigkeit und Weitblick wahr. Du trägst Sorge, dass darin die ganze Vielfalt der Kirche in der Steiermark und in der Welt sichtbar wird, dass es eine vertrauenswürdige Informationsquelle ist und gehaltvolle geistliche Nahrung enthält. Damit leistest Du einen ganz wesentlichen Beitrag zur Kommunikation und zum Klima des Miteinanders in der Diözese wie auch zur Verkündigung des Evangeliums.
Als ich Maturant war, hast Du als mein Religionslehrer und Heimatkaplan meine Sicht auf den Glauben und die Kirche mitgeprägt. Nun, aus meiner Sicht als Bischof, sage ich Dir ein großes Danke für Dein vielfältiges Wirken in unserer Kirche und bitte um den reichen Segen Gottes für all Deine weiteren Wege.
Wilhelm Krautwaschl
Diözesanbischof
Buch bestellen
Das Buch „Herbert Meßner: Aus meiner Sicht. Kostproben aus 40 Jahre Hoffnungs-Schreiben“ dürfen wir in diesem Jahr als Geschenk unseren SONNTAGSBLATT_Austrägern überreichen. Zudem kann es bestellt
werden (14,90 Euro): Tel. 0316 8041 321,
service@sonntagsblatt.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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