Welttag der indigenen Völker
Ein Wunsch: Bitte vergesst uns nicht!
Venezuela. Zum Welttag der indigenen Völker war Jugend Eine Welt zu Besuch bei den Wayuu.
Schon die Anfahrt zu den kleinen Ansiedlungen bei Camama und dem Gebiet El Tastu im venezolanischen Bundesstaat Zulia ist mehr als beschwerlich. Selbst für geländegängige Fahrzeuge sind die Straßen herausfordernd. Öffentliche Verkehrsmittel wie Busse sind auf der Guajira-Halbinsel ohnehin ein Fremdwort. Wer es sich leisten kann, fährt mit dem Moped und transportiert damit gleich mehrere Leute.
Die mangelnde Verkehrsinfrastruktur ist für die Menschen hier jedoch nicht die einzige aktuelle Sorge: Jetzt, Anfang August, herrschen erneut Rekordtemperaturen von 42 Grad im Schatten und mehr. Trotz herrschender Regenzeit fällt kein Tropfen vom Himmel. Die Folge: das Land versteppt immer mehr, unter Hitze und Wassermangel leiden nicht nur Menschen, sondern auch ihre Kühe, Schafe und Ziegen.
„Die Wayuu leben in und von der Natur, die meisten besitzen nichts, jammern aber nicht – die Familie ist ihnen das Wichtigste und nur auf Nachfrage sprechen sie über ihre größte Not: Wasser“, erzählt Wolfgang Wedan, Mitarbeiter der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt, der vor Ort in Venezuela im Einsatz ist. Anlässlich des internationalen UN-Tages der indigenen Völker am 9. August ist Wedan gemeinsam mit Projektpartnern zu den Wayuu gereist, um sich dort in Hinblick auf künftige Hilfsprojekte ein Bild von der Lage zu machen.
Traditionell leben die Wayuu von den eher kargen Erzeugnissen des Bodens wie Obst und Gemüse oder ihrer Tiere. Produkte, wie Käse, werden wenn möglich verkauft, aber mitunter gegen Wasser, Kleidung oder Medikamente eingetauscht. Eine staatliche medizinische Versorgung gibt es in der Region defacto nicht. Es wird auf das alte Wissen über Natur- und Kräuterheilkunde zurückgegriffen oder schlicht ein Gebet gesprochen.
Matriarchale Gesellschaft
„Ich hole jeden Tag für meine Tiere mit dem Esel 100 Liter Wasser in Plastikkanistern aus dem nahen See“, erzählte Anita Fernandez, stolze 92 Jahre alt, aus der Siedlung Camama dem Besucher. Für Menschen ist das Seewasser nicht trinkbar. Die öffentliche Trinkwasser-Versorgung wurde vor Jahren eingestellt. Alle zwei Wochen kommt vielleicht ein LKW mit Wasser vorbei, für das die Fahrer aber illegal pro Liter einen US-Dollar verlangen. Kaum ein Wayuu hat aber ausreichend oder überhaupt Bargeld.
Eine Besonderheit haben sich die Wayuu bis heute erhalten: ihre matriarchale Gesellschaft. An der Spitze der Großfamilien steht die älteste Frau, sie bestimmt die Geschicke der Sippe. Erben können nur weibliche Familienmitglieder, gibt es keine weiblichen Nachkommen, stirbt der Familienname aus. Und – Streitigkeiten zwischen den Großfamilien werden von Frauen ausgetragen und beigelegt.
Als sich Wolfgang Wedan nach seinem Aufenthalt in der Wayuu-Region von den Menschen verabschiedete, wurden keine (Hilfs-)Forderungen oder konkrete Wünsche an ihn gestellt. Nur eine Botschaft: „Bitte vergesst uns nicht!“ „Wir wollen die indigenen Völker nicht alleine lassen, wenn es darum geht, ihren Lebensraum für sich und ihre Kinder zu erhalten, vor Ausbeutung zu schützen und ihre Rechte einzufordern“, erklärt Jugend-Eine-Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer.
Spendenkonto Jugend Eine Welt: AT66 3600 0000 0002 4000 – Spenden sind steuerlich absetzbar.
Oder gleich hier online spenden.
Wasser fehlt
Vom indigenen Volk der Wayuu stammt Anita Fernandez. Sie lebt in und mit der kargen Natur der Guajira-Halbinsel in Venezuela. Täglich holt die 92-Jährige mit dem Esel 100 Liter Wasser für ihre Tiere von einem nahen See. Für sie ist das Wasser ungenießbar. Das katholische Hilfswerk Jugend Eine Welt unterstützt vor Ort.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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