Umweltbeauftragte der Diözese
Dem Leben dienen
Die erste Umweltbeauftragte der Diözese geht in Pension.
Mit der Pionierin im Gespräch.
Hemma“, der in der Steiermark nicht so verbreitete Vorname, ist seit gut zwei Jahrzehnten in der Diözese Graz-Seckau ein Synonym für „Schöpfungsverantwortung“. Doch als „Wolke des schlechten Gewissens“ über den Köpfen ihrer Kolleginnen und Kollegen zu schweben war nie das Ziel der langjährigen diözesanen Umweltbeauftragten Hemma Opis-Pieber. „Das war schon zwiespältig“, sagt sie offen. Wie tief ihr Engagement geht, wird spürbar, als sie von der Zeit ihrer Krankheit erzählt, die ihren Einsatz stark eingebremst hat. „Aber ich weiß, wofür ich das mache!“, setzt sie nach. Nicht nur ihre vier Kinder – und mittlerweile zwei Enkelkinder – seien eine starke Motivation, sondern einfach das Bedürfnis nach Gerechtigkeit und einem guten Leben für alle.
„Ihre“ Ehrenamtlichen, rund 300 Frauen und Männer, die sich vor Ort, in der Kirche, in den Pfarren für mehr Umweltbewusstsein und nachhaltiges Handeln einsetzen, sind ihr größter Stolz. „Und mein Ausgleich“, fügt sie lächelnd hinzu. „Wir haben gemeinsam gekämpft und uns zusammen gefreut.“ Für Umweltschutz einzustehen ist nicht einfach. Auch in der Kirche nicht. Dabei könnte sich die katholische Kirche leichttun mit Nachhaltigkeit, ist Hemma Opis-Pieber überzeugt: „Weil sie vom Anfang der Welt bis in die Ewigkeit denkt“ – langfristiges Denken gehöre also zur DNA von Kirche.
Als Umweltbeauftragte der Diözese stand Hemma Opis-Pieber seit 2004 für das nachhaltige Handeln der Katholischen Kirche Steiermark ein. Ein großer Teil ihrer Arbeit bestand neben zahlreichen Projekten aus Bewusstseinsbildung und Überzeugungsarbeit. Sie ist von ihrer Sache überzeugt. Und hartnäckig. „Das ist mein Naturell“, lächelt sie. Der Wesenskern ihre Tuns heißt für sie: „Dem Leben dienen!“
Achtsamkeit für die Schöpfung
Offiziell begann alles im Jahr 2000 mit dem Präsidium der Katholischen Aktion und der Gründung des Arbeitskreises Nachhaltigkeit durch Generalsekretär Michael Schaller. 2001 übernahm Opis-Pieber die Leitung dieses Arbeitskreises, damals noch ehrenamtlich. Ihre Aufmerksamkeit für den Schutz der Schöpfung bestand gefühlt schon immer. Als junge Frau besuchte sie einen Bibelkreis und verstand nicht, wie man „fromm sein und gleichzeitig Cola aus der Dose trinken“ konnte. Mittlerweile formuliert sie es deutlicher: „Alle, die an einen Schöpfergott glauben, müssten Bewahrerinnen und Bewahrer der wundervollen Schöpfung sein!“
Im Rückblick auf fast 20 Jahre Umweltbeauftragte kann Opis-Pieber viele Sternstunden nennen. Allen voran die Aktion Autofasten, die in manchen Jahren über 8000 Teilnehmende hatte. Ein weiteres Glanzlicht ist der Umweltpreis. Wenn nachhaltige Pfarren und Projekte prämiert werden, dann ist das wie „Erntedank feiern“. Die Sozial- und Umwelt-enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus war Wasser auf ihre Mühlen und bereitete den Weg in die Bischofskonferenz.
Kein Thema, sondern eine Haltung
Hemma Opis-Pieber, damals Sprecherin der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs, gestaltete einen Studientag mit den österreichischen Bischöfen. Eine von der KAÖ erarbeitete Liste von Ökologie-Zielen war das Ziel. Am Heimweg erhielt sie bereits eine Nachricht des Referatsbischofs für Umwelt und Nachhaltigkeit: „Einstimmig angenommen!“ Seitdem gilt für alle Diözesen: offizielle Leitlinien zur Nachhaltigkeit, eine ökofaire Beschaffung und eine Klima- und Energiestrategie.
„Diese „Hausaufgaben haben wir schon 2018 erledigt, toll unterstützt vom ‚Team Pro Schöpfung‘“, freut sich Opis-Pieber. Ebenso gibt es in der Diözese mittlerweile ein professionelles Energie-Management. Wichtige Schritte in die richtige Richtung. Die Konsequenz in der Umsetzung fehle für sie noch. Denn „Schöpfungsverantwortung ist kein zusätzliches Thema, sondern eine grund-legende Haltung“.
Auf die Frage wie es ihr mit dem Loslassen ihres Berufs, der deutlich eine Berufung ist, geht, lässt sie sich mit der Antwort etwas Zeit: „Ich gehe sehr dankbar, aber auch besorgt, dass wir für die Zukunft die richtigen Entscheidungen treffen.“
Katharina Grager
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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