Zusammen vorankommen
Die Europa-Versammlung der kontinentalen Phase der Weltsynode ging Anfang Februar in Prag über die Bühne und zeigte auch die Unterschiede.
Am Sonntag, 12. Februar, war der Schlusstag der knapp einwöchigen Kontinentalversammlung zum Synodalen Prozess in Prag. Vom 5. bis 9. Februar erarbeiteten 200 Personen vor Ort sowie 390 Online-Delegierte ein – noch der Endredaktion harrendes – Abschlussdokument; von 10. bis 12. Februar trafen sich die 39 Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen in Europa und bekannten sich in einem gemeinsamen Statement zum Prager Abschlussdokument zur Fortsetzung und Förderung von Synodalität in ihrem Zuständigkeitsbereich.
Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz sehe die weitere Entwicklung der katholischen Kirche „mit einer ganz großen Offenheit“, so Erzbischof Franz Lackner, einer von vier Delegierten Österreichs bei der Europa-Versammlung, im ORF-Religionsmagazin „Orientierung“. Ihm sei bewusst: „Die Kirche von nachher wird nicht mehr die von vorher sein können.“ Wie sich das konkretisieren wird, müsse man dem Höchstrangigen in der katholischen Hierarchie, dem Papst, überlassen, so Lackner.
Eine weitere österreichische Delegierte in Prag, die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak, formulierte als Studio-Gast der ORF-Sendung, dass die Spannungen bei einigen Themen besonders spürbar wurden: beim Thema Frau in der Kirche oder dem Umgang mit LGBTIQ-Personen. Die Konfliktlinien verliefen diesbezüglich oft zwischen West- und Osteuropa, die sich politisch und kulturell unterschiedlich entwickelten; aber auch in Österreich gebe es dazu mehr als nur eine Position, so Polak. Mit dieser Einschätzung sei sie nicht die Einzige gewesen, bemerkte Kathpress-Korrespondent Wolfgang Bahr. Doch er widerspricht: Das Treffen in Prag als „Zusammenstoß von Ost und West zu klassifizieren“, würde laut Bahr „eine nicht zulässige Vereinfachung darstellen“. Dies zeigte er anhand der Positionspapiere von Tschechien und der Slowakei auf. Tschechien als weitgehend atheistisch geprägtes Land und die Slowakei als „Hochburg des ungebrochenen Katholizismus“ seien einander und der wohl als „westlich“ bezeichneten Sicht näher als erwartet.
Gemeinsam statt gegeneinander
Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Angelika Ritter-Grepl, nahm als Online-Delegierte an der Versammlung teil und resümiert, dass „Unterschiede und Spannungen“ benannt, „aber natürlich noch nicht gelöst“ wurden. Neben „großen Auffassungsunterschieden zwischen reform-orientierten und beharrenden Kräften“ finde Ritter-Grepl Ermutigung in den „vielen Menschen, denen es sehr am Herzen liegt, die Gemeinschaft der Kirche zu erneuern“.
Der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen und Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grusa, zeigte sich begeistert vom gegenseitigen Zuhören, das dazu beitrage, „zusammen voranzukommen und zu wachsen“. Diese Erfahrung sei „wichtiger als jeder Text, der herauskommen kann“.
Auch in anderen Teilen der Welt tagten und tagen in diesen Wochen noch kontinentale Versammlungen. Alle Beratungen münden im Oktober in eine weltweite Versammlung in Rom. An dieser katholischen Bischofssynode im Herbst sollen nach Aussagen von deren Moderator, Kardinal Jean-Claude Hollerich, auch Laien teilnehmen, und er ergänzt: „Ich könnte mir vorstellen, dass einige von ihnen auch Stimmrecht haben.“
K. GRAGER/KATHPRESS
Wie es weitergeht
Alle sieben Kontinentalversammlungen erstellen bis Ende März 2023 ein eigenes Dokument. Im nächsten Schritt trifft sich die Weltbischofssynode vom 4. bis 29. Oktober 2023 erstmals und 2024 erneut zur Beratung.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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