Jubiläum
Vielfältig bunt
Die Evangelische Diözese der Steiermark feiert 75 Jahre. Ein Blick in Geschichte und Gegenwart.
Die evangelische Superintendenz Steiermark, die man für katholische Ohren vertrauter und in der evangelischen Kirche durchaus geläufig auch Diözese nennen darf, feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Ihre Enstehung am 1. Jänner 1947 begann mit einem kirchenrechtlichen Krimi, berichtet Superintendentialkurator Michael Axmann.
Der erste Superintendent der Steiermark, Leopold Achberger, Pfarrer von Gröbming, wurde bereits 1946 von den Presbyterien, den Leitungsgremien der Pfarrgemeinden, gewählt. Nach der neuen Ordnung für die Diözese sollte er auch Pfarrer der Grazer Heilandskirche werden. Aber das dortige Presbyterium weigerte sich, die Pfarrstelle dem neuen Superintendenten zur Verfügung zu stellen. Er war ja nicht von der Gemeinde selbst gewählt worden. So stand das wichtige Recht der Gemeinde, ihren Pfarrer wählen zu können, der neuen Superintendentialordnung gegenüber. Man verlegte die Amtsstelle kurzfristig an die Grazer Kreuzkirche. Dort gab es jedoch ein neues Problem: Die Dienstwohnung war nicht frei. Weil Superintendent Achberger sein Amt so in Graz nicht ausüben konnte, legte er es per Brief an die Pfarrgemeinden zurück und blieb in Gröbming.
Daraufhin rief die steirische Superintendentialversammlung den kirchenrechtlichen Notstand aus, beharrte auf der Wahl Achbergers und verlegte den Amtssitz kurzerhand nach Gröbming, bis eine Lösung gefunden war. Nach fünf Jahren konnte Achberger ein von der Kirche errichtetes Haus in der Mozartgasse beziehen. Über juristische Fragen ließe sich in der evangelischen Kirche heute noch „vortrefflich streiten“, formulierte Michael Axmann in seiner Rede zur festlichen Superintendentialversammlung heuer im März in Gröbming – ein zum Anlass passender Ort als erste, wenn auch vorübergehende Niederlassung des steirischen Superintendenten.
Die Gründer-Generation habe sich angesichts des eben zu Ende gegangenen Zweiten Weltkriegs „selbst finden und gleichzeitig zurechtfinden“ müssen, gibt Superintendent Wolfgang Rehner zu bedenken und beschreibt die weitere Entwicklung: In den ersten Jahrzehnten bestanden die Herausforderungen im Wachsen. Dazu seien Gemeindegründungen, Bautätigkeiten, das Protestantengesetz von 1961 und damit die völlige Gleichstellung der evangelischen Kirche und auch innerkirchliche Wachstumsprozesse, wie die Anerkennung der Frauen im Pfarrberuf, genannt. Doch das Wachstum ließ auch wieder nach. Heute ist die Zahl der Kirchenmitglieder kleiner als 1946. Was für Rehner typisch evangelisch ist? „Vielfältig, bunt. Bemüht, Antworten zu finden auf die Fragen der Zeit.“
Katharina Grager
Fragen & Antworten
Evangelisch in der Steiermark
Wie hat sich die evangelische Kirche in der Steiermark in 75 Jahren verändert?
Bei der Gründung der Superintendenz gab es 22 Gemeinden, heute besteht sie aus 35 Gemeinden. 1947 gab es 52.000 bis 57.000 Mitglieder (es gibt verschiedene Angaben), heute sind es 35.000.
Was ist ein Superintendent bzw. Superintendentialkurator, und was sind ihre Aufgaben?
SI Pfarrer Mag. Wolfgang Rehner und SK Rechtsanwalt Dr. Michael Axmann bilden das steirische „Führungs-Tandem“ mit der Aufgabe, die Diözese nach außen zu präsentieren und nach innen zu leiten.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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